Irene Forbes-Mosse
Peregrina's Sommerabende
Irene Forbes-Mosse

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Buen Retiro

        Ich weiss geheime Stelle
Dort gehen Götter um,
Des Lebens laute Welle
Wird in der Wildniss stumm.

Ein tiefer Brunnen flüstert
Von schwerem Stein bedeckt
Zur Herme grün umdüstert,
In Schlingkraut halbversteckt.

Die Sonnenlichter haschen
Sich neckend durch's Geäst,
Wie goldne Zaubermaschen
Hält mich ihr Netzwerk fest.

Der Waldgott schmiegt sich nieder
Vom Abendwind gekühlt,
Und über seine Glieder
Des Weinlaubs Schatten spielt.

Und wie die wilden Ranken
Den Ulmenbaum umziehn,
So spinn' ich die Gedanken
Um seine Schönheit hin.

Das Goldbraun seiner Wangen,
Der Rhythmus der Gestalt
Hält meinen Blick gefangen
Mit schmeichelnder Gewalt.

Er flötet seine Weise,
So kinderlieben Laut,
Wie eine junge Meise
Die aus dem Nestchen schaut.

Die Waldesthierlein lauschen
Dem freundlichen Getön,
Der Quell hört auf zu rauschen,
Der Wind hält an zu wehn!

Nun bläst er andre Töne
In seiner guten Ruh,
Es spielen Heldensöhne,
Allvater lacht dazu.

Diana kommt gegangen
Die ihre Hirsche tränkt,
Und ihre goldnen Spangen
Dem schönen Schläfer schenkt.

Uralte Liebeslieder
Von Sehnsucht noch erfüllt,
Wie ewig auf und nieder
Der Saft im Baume quillt.

So geht der Tag zu Grabe,
Ich nehm' es kaum in Acht . . . .
Gleich goldner Honigwabe
Träuft Süsse mir die Nacht.

Doch kehrt die Sonne wieder
Da ist der Gott entflohn,
Legt sich zum Schlafen nieder
Im Korn und rothen Mohn.

 


 


 << zurück weiter >>