Irene Forbes-Mosse
Peregrina's Sommerabende
Irene Forbes-Mosse

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Die Braut

        Wo der Thurm in Bläue schaut,
Den die Falken jäh umziehen,
Sitzt im Abendglanz die Braut,
Singt hinaus ins Abendglühen:

»Fingst Du mich mit Listen ein,
Hieltest mich in Nacht gefangen,
Meiner Liebe Feuerschein
Sollte durch die Dornen prangen.

Aber nein, im Sonnenglanz
Hast Du mich ins Blau getragen,
Freude war mein Myrthenkranz,
Wahrheit wurden alle Sagen.

Sonnenlicht und Liebeslicht!
Liebe hält mich ganz umsponnen,
Ist kein eitel Schaugericht
Das wie Traumgebild zerronnen.

Wie einst Cana's Wunderwein
Zum Erstaunen aller Gäste,
Werden unsre Tage sein:
Scheint der letzte stets der beste.

Schenkst mir Perlen und Demant,
Feierkleid aus Gold und Seiden,
Alles kommt aus Deiner Hand,
Und ich geh auf Deinen Weiden.

Sieh, wie königlich gerafft
Gleiten die brocatnen Falten,
Die in ihrer weichen Haft
Meiner Glieder Sanftmuth halten.

Wo Dein heisser Mund geruht
Liegen kühle Perlenketten,
Und es brennt mein junges Blut
Deine liebe Stirn zu betten!«

Wandrer der vorüberzieht
Hört den fremden Vogel singen:
»Liebe! Dir ertönt mein Lied,
Seidenweich sind Deine Schlingen!«

 


 


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