Heinrich Federer
Jugenderinnerungen
Heinrich Federer

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Über den Brünigpass

In jenen ersten Brienzerjahren wurde dem sonderbaren Ehepaar ein spitzes, grosses, grauäugiges Mädchen und dann ein kleinerer bleicher Bub mit starker Nase geboren, und die Arbeit und Sorge für Frau Verena wuchs hochauf, während Paul nicht einmal mit dem kleinen, weissen Finger daran tippte. Wenn wir Kinder die Augen zusammenkniffen und die Backen aufbliesen, um zu greinen, nahm er den Stock und marschierte davon. So unbehilfliche, geistlose Bälge kamen ihm garstig vor. Ihn ekelte schier davor. Er fühlte nie väterlich, kümmerte sich wenig um uns. Es war ihm auch später unmöglich, uns zu strafen oder mit uns zu spielen, so böse oder lieb wir auch taten, ganz als wären wir ihm Fremde. Und doch, wie hab’ ich diesem Vater, wenn er neben mir etwa schlief, als vier-, fünfjähriger Knabe oft mit dem ganzen Hunger der Kindlichkeit und Verehrung die blasse Wange, die dünne Hakennase leise gestreichelt und vor allem auf den schönen roten Mund zwischen den krausen Barthaaren ein Kinderküsschen gedrückt. Stundenlang konnt’ ich ihn bewundern, betrachten und dazu leise flüstern, nein beten: Vater, mein Vater, mein lieber mächtiger Vater! Ich schmiegte mich an ihn wie ein Kätzchen und unterdrückte den Atem, damit er ja nicht erwache. Von seinem Puls und Atem, so nahe und fühlbar, schien ich dann allein zu leben. Sprach er ein Wort im Traum, was oft geschah, so dachte ich nach, was Grosses das wohl bedeute. Aber wenn der Vater endlich doch diese liebkosende Nähe spürte, oft nur im Halbschlaf, stiess er einen harten, unwilligen Seufzer aus und kehrte sich ab. Nein, Kinder liebte dieser Mann nicht, und uns Kinder am wenigsten, da wir ihn mehr als alle andern beengten.

Inzwischen wurden auch die beruflichen Beziehungen Pauls mit den Brienzern immer unleidlicher, und die kleine Familie beschloss, mit Kind und Kegel über den Brünigpass nach Obwalden zu ziehen.

In diesem kleinen katholischen Urkanton der Schweiz war meine Mutter offiziell zum katholischen Bekenntnis übergetreten. Der Übertritt war für das Ländchen etwas Ungewöhnliches gewesen. Die höchsten Persönlichkeiten hatten ihr Interesse bei dem Vorgange auf vornehme Art gezeigt, so der Landammann Nikolaus Hermann in Sachseln, ein prachtvoller Magistrat; so die Familie des Landammans Ettlin in Sarnen und der Superior des Paters Vigil, der majestätische Rektor der Kantonsschule Augustin Grüninger. Dabei hatte die genialische Art, wie Paul sprach und dozierte und allseitiges Können hervorfunkeln liess, tiefen Eindruck gemacht. Der Rektor hatte vor kurzem das schöne Konvikt für die Studentenschule gebaut und benötigte nun für das Gymnasium einen richtigen Zeichnungslehrer. Und sogleich dünkte es Paul, wie ganz anders er in dieser Luft von gelehrten Professoren und talentvollen Schülern atmen könnte als im engen Schnitzlerdorf Brienz.

Sodann hatte Landammann Hermann in Sachseln ein nach damaligen Landbegriffen geradezu grossartiges Schulhaus im Auftrage der Gemeinde erbaut. Hier konnte leicht eine Zeichnungs- und vielleicht gar Schnitzlerschule für fähige Burschen aus dem Volke eröffnet werden. Warum, was am dunkeln Brienzer See gedieh, sollte nicht auch am kleinern, hellern Sarner See blühen und reifen können? Das blutrote, von zwei wundervollen dunkeln Augen belebte, rege, impulsive Haupt dieses Staatsmannes barg überhaupt eine Menge von Ideen, Unruhen, Plänen in sich, wovon dann manches über Nacht verblasste und manches von seiner weltklugen und von Menschenliebe wahrhaft leuchtenden Frau Josephine so lautlos aufs gesunde Mass gestutzt wurde, dass der Gatte meinen durfte, er selbst habe nachgehends diese Kürzung oder Säuberung vorgenommen.

Aber die eben genannten Absichten schienen vielen erreichbar. In den sieben Obwaldner Dörfern gab es neben dem Bauerngewerbe sozusagen keinen andern als den unzureichenden handwerklichen Verdienst. Die Fremdenindustrie blühte wie ein stilles Veilchen und duftete nur wenigen Gasthofbesitzern in die Nase, Engelberg ausgenommen, das hinter all den obwaldnerischen Bergketten versteckte, siebente, sozusagen für sich allein bestehende Dorf, wo die Familie Eduard Cattani der Sache Ernst und Grösse verlieh. Überdies schüttelten viele erfahrene Ratgeber den Kopf und gaben zu bedenken, ob die Überwucherung eines stillen, einfachen Ländleins durch die Fremden, so wie die Menschen nun einmal sind, übersättigt die Kommenden, begehrlich die Empfangenden, ob diese Art Industrie ein soziales Plus bedeute?

Aber Arbeit musste in die Dörfer gebracht werden. Dutzende und Dutzende, die sich in der Heimat nicht mehr genug Brot zu schaffen wussten, zogen mit einem viel zu kleinen Batzen nach Amerika, um dort meist noch knapperes Brot zu essen.

Also Zeichnen, Schnitzeln, vielleicht sogar Modellieren! Holz haben wir so gelindes und Messer so scharfe wie die Berner Oberländer. Beim Hosenlupf haben wir sie oft auf den Rücken gelegt. Sollten wir nun in andern Hantierungen so viel geringer sein? Unsre berühmten Spalenkäse hauen wir so rund und reif wie sie aus dem Kessel. Also!

Es zeigte sich später, dass Käsen und Holzschnitzeln nicht dasselbe bedeutet; dass für das Leben einer lebendigen, das heisst durchaus von Kopf und Hand des Menschen gefertigten Industrie eine bestimmte Luft und Landschaft, eine gewisse langsame Tradition und ein ewiges Aneifern von aussen nötig ist. Das letztere besorgte der Fremdenstrom durchs Berner Oberland. Obwalden erlebte davon nur ein schwaches Echo in den Kutschen, die fast ohne Aufenthalt von Brienz nach Luzern rollten und höchstens oben in Lungern und unten in Alpnach ein paar Silberstücke fallen liessen.

Aber wer sieht alles, ahnt alles, errechnet alles voraus?

Übrigens hoffte Obwalden auf eine Eisenbahn, die von Luzern übers Gebirge nach Brienz führe. Viele behaupteten zwar, dann würden die Fremden noch heftiger durchs siebenstündige Kantönlein blitzen und flitzen. Jetzt dauerte die Kutschenfahrt doch mit dem Pferderasten beinahe einen Tag. Es konnte ein Hufeisen abfallen, ein Rad schief gehen oder der historische Landenberg auf dem Sarnerhügel reizen oder eine fromme Neugier um den Bruder Klaus, dessen Gebein in der Sachslerkirche gewaltig kniete, die Fremden zum Aussteigen bewegen. Oder auch das Unwetter hielt oft eine Menge Kutschen von der Weiterfahrt ab. Mit der Bahn würde auch das noch alles aufhören. In zwei bis drei Stunden wäre die Strecke im sichern Wagen durchrannt.

Andere glaubten das Gegenteil, besonders die frischen Köpfe, die auch für neue grosse Schulhäuser, Zeichnungsunterricht und Schnitzlerschule schwärmten und auf einen sogenannten kulturellen Aufschwung des einsamen, abgelegenen Kantons Obwalden hofften.

In solcher Zeit und Stimmung wurden die Verträge mit Paul gefertigt. Er ward zum Zeichnungslehrer an der Kantonsschule bestellt, sollte aber in Sachseln wohnen und dort die gewerblichen Kunstkurse leiten. In wenigen Monaten würde ihm eine schöne, helle Wohnung im noch nicht ganz ausgetrockneten Schulhaus offenstehen.

Gern schieden die Eheleute von Brienz. Verena musste ihre vier Kinder vom ersten Manne in der Besorgung der protestantischen Tanten und Onkel belassen, und diese jungen Geschöpflein entfremdeten ihr denn auch mit den Jahren mehr oder weniger, Lina ausgenommen, die älteste, ein Jungfräulein von zartem, innigem Wesen, das unzählige warme Brieflein der Mutter ins katholische Nachbarland hinüberschickte und das uns Stiefgeschwistern wie ein Engel vorkam. Sonst bekam Verena es seit ihrer Glaubensänderung nicht mehr gemütlich in Brienz, so wenig als Paul seit seiner unordentlichen Berufsführung. Sobald daher von drüben endgültig gewinkt wurde, packte man Kind und Hausrat eilig zusammen und fuhr, obwohl es düsterer schneeiger November war, über den Brünig ins verheissene gelobte Land.

Auf jener langsamen Fahrt den Berg hinauf soll meine Mutter immer gesungen, der Vater geschlafen oder mit dem Kutscher marschiert, geraucht und bei jeder Wirtschaft eine Flasche geleert haben. Dennoch sang meine Mutter, als wäre es erst jetzt die richtige Hochzeitsreise. Und doch schoss ein eisiger Bergwind in die schlecht gedeckte Kutsche und musste Verena mich, der noch nicht drei Jahre zählte, und meine Schwester mit ihren eigenen Kleidern decken. Aber sie sang und ihre braunen Augen lachten, wenn sie ihren Mann so tapfer bergauf gehen und die Schneekörner von sich schütteln sah. Und sie nickte und grüsste lustig wie ein Mädchen, sooft er an den Wagenschlag trat und fragte, wie es gehe, ob sie nicht friere, ob er ihr vom nächsten Wirtshaus einen heissen Punsch hereinlangen solle. Jetzt wird es anders, Verena, ganz anders, schwor er übermütig und schlug an die Taschen, worin ein hübscher Vorschuss steckte. Jetzt sollst du sehen, was ich kann. Das sind nun Menschen von Verstand. Die begreifen mich und sind froh um mich. Und wieder klatschte er an die Brusttasche.

Verena sang und glaubte. Wie hatte ihr jener Tag in Sarnen gefallen, da sie das katholische Bekenntnis ablegen durfte. Es war Sommer gewesen. Die milden Obwaldnerberge lächelten bis zur Spitze in Grün. Der See zeigte keine Welle. geduldig nahm er jedes Gesicht auf und gab es geduldig zurück, so frech dieses auch seinen Spiegel forderte. Und diese Wiesen ums Ufer, dieses Obstlaub, diese Kapellen und Kirchen, dieses viele Läuten, diese freundliche Luft und diese höfliche Freundschaft links und rechts. Obwohl es nun immer dichter zu schneien begann, je höher man fuhr, sah Verena doch immer noch jenen Sommertag und hörte jene guten Stimmen und fühlte jene segnende Hand, die auf ihr gelegen hatte. Selbst als der Schnee so schwer fiel, dass die Räder fast nichts mehr ausrichteten, die Strecke von zwanzig Minuten eine Stunde brauchte, es immer mehr zwischen Tannen und Felsen dunkelte und in der Tiefe des Haslitals ein eintöniges Flocken- und Nebelgrau braute, selbst da sang sie, sang uns Kinder und den ermüdeten Paul in Schlaf und sah nichts als Sonne. Hochzeitsreise!

Mit kreischendem Gefährt und dampfnassen Rossen gelangten wir abends zum Brünighaus an der obersten Strassenschleife. An ein weiteres Fahren war nicht zu denken.

Von all dem weiss ich nichts. Aber als ich das erste Mal und wieder an einem düsteren Tag als zwölfjähriger Bub da hinauffuhr und die Aare tief in der Talebene und die jenseitigen Wasserfälle und steilen Felsen ob Rosenlaui als etwas Erstmaliges verkostete, stutzte ich plötzlich bei jener Strassenschleife im Tann und rieb an der Stirne und meinte, das altertümliche Gebäude schon einmal genau so gesehen zu haben. Oder hatte ich es denn haarscharf so geträumt?

Die Nacht, die wir in den eiskalten Zimmern dieses Hauses verbrachten, wurde für mich zum schwarzen Verhängnis. Es sei wie im Kristallpalast zu London gewesen, scherzte später mein Vater. Die Wände waren von glattem Eis tapeziert, die Diele gefroren wie Glas, der Boden nass, die Betten feucht. Als man mit den Kerzen hineintrat, habe es dämonisch geleuchtet wie in einer Gletscherhöhle. Die Luft war entsetzlich schlecht. Aber wir fielen alle trotzdem vor Müdigkeit sogleich in tiefen Schlaf. Jedoch von dieser Nacht an hatte ich immer Nasenkatarrhe und wurde im Kehlkopf überempfindlich. Binnen kurzem kamen die ersten Asthmaanfälle und entwickelte sich jenes Übel, das mich von allen Gesunden zeitlebens mehr oder weniger absonderte, mich für ein Drittel der Jugend ins Bett warf, unzählige Male bis hart ans Ersticken würgte, mich tausend und tausend Nächte am offenen Fenster keuchend zubringen liess und mir alles, wag frisch, keck, lustig ist, untersagte: so das Obstessen, das Wassertrinken, ja, jeden kühlen Trunk, das Springen und Jagen, das Tanzen, das Schreien, ach, jeden schönen Übermut. Und doch, wie litt gerade ich zeitlebens Durst! wie zitterte mir als väterliches Erbe die Leidenschaft nach Wein durch den ganzen Leib, wie wär’ ich gern gesprungen, hätte fechten und klettern mögen und bewunderte die Kameraden, die das alles leisten konnten, weit mehr als wenn sie Gedichte gemacht, Musik gespielt oder die schwierigste Algebra gelöst hätten.

In diesem Hospiz begann die unheilbare Krankheit, die mir später das Schönste, was es für mich gab, das Pastorieren, verbot, mich mehr und mehr in den Stuhl zwang und mich langsam begrub, noch ehe ein Sarg gezimmert ward. Unheilbar sage ich, und doch nicht unheilbar. Denn heute weiss ich sehr gut, wie eine Höhenkur, eine Spezialbehandlung mich als Knaben für immer hätte heilen können. Ist es doch mir selbst mehrmals auf ein paar Jahre gelungen, die entsetzlich beengenden Ketten zu lockern, Märsche zu erzwingen und nicht wenige hübsche Gipfeltouren auszuführen. Aber dann kehrte das Leiden mit doppelter Schwere zurück. – Freilich, bei meiner hitzigen Natur und der ungeheuren Begehrlichkeit meines Blutes oder meiner Nerven war dieses Schicksal vielleicht eine mir an jenem Winterabend vom Himmel gefallene Gottesgüte. Das Asthma hat mir Schranken gesetzt, wo meine eigene Willensschwäche es nicht vermocht hätte. Ich besitze alle Anlagen, deren Reife ich beim Vater sah, vielleicht noch in einem stärkern Samen als er selbst. Ich bin träge, gelüstig nach steten Genüssen, verliere sogleich beim ersten Missglücken alle Arbeitslust, liebe mein Wohlsein über alles, überschätze das ästhetisch Schöne, bewundere das Grossartige noch in der Schlechtigkeit, möchte küssen, Wein trinken, singen und alles Ernste unter den Tisch wischen. Da kam grau, hager, enggeschnürt und unerbittlich das Asthma wie ein König über mich. Ich musste folgen. Bei jedem Ungehorsam gab es Schläge. Der blindeste, wildeste Unverstand konnte nicht anders, er musste sich nach knappen Gesetzlein richten, demütige, kleinliche Regelchen beobachten, pedantische und philisterhafte Vorsicht hegen, wie eine Schnecke die Hörner der Angst aus- und einziehen und ja nie über die Schnur hauen. Noch mehr, man musste sein Blut, seine Rasse, sein braves Ungetüm verleugnen, verwässern, nach und nach ins Kaninchenhafte hinunter zähmen. Es ward keine Tugend, dass ich in allen Studentenjahren nie einen Rausch heimtrug, von Keilereien fern blieb und an den Frechheiten und Glorien den Schürzenjägertums keinen Anteil nahm. Es war in erster Linie Zwang. Wie oft hätte ich sonst gesündigt! Ach, und wie oft habe ich doch noch gesündigt, noch im eingeäscherten, ruinierten Alter.

Aber nach und nach fand ich durch das Asthma und seinen Zwang auch Köstlichkeiten, die mir sonst nie aufgegangen wären. Nur der Asthmatiker kennt die Traulichkeit der Stube, die Süssigkeit des Sessels, den Genuss des Fensters. Nur er fühlt die Wonnen der reinen Luft, des Waldgeruchs, des wunderbaren Odems nach einem Gewitter. Er allein vermag das Wunder des Marschierens ordentlich zu erkennen, aber auch die Wohltat einer stillen Kutschenfahrt. Die Schönheiten des Alleinseins, des Schweigens, des nächtlichen Grübelns und Phantasierens, die Gottesgabe eines frischen Morgens, wer hat das so tief erlebt wie der Asthmatiker? Wem bedeutet das Buch so viel wie ihm? Wer nach langem Fasten kann so die Freuden der Natur, ihrer Alpen und Gewässer bis auf den Grund auskosten wie er? Jeder Asthmatiker ist oder wird ein Poet. Jeder kennt die herben Segnungen der Aszese und zugleich das Schwelgen in Stunden der Erleichterung. Immer wieder wird er bei seiner heillosen Sinnlichkeit kleine Schnitzer begehen, aber im Grossen wird er je länger je mehr masshalten und nach und nach wie kein anderer Mensch das vielfach Tolle, Unnütze, Schädliche jener lauten, frechen Freiheiten einsehen, die sich die Gesunden nehmen und um die er sie so lange beneidet hat. Ja, es kann sein, dass er zuletzt gar nicht anders sein und die bitter eroberten Vorteile seines Übels gar nicht mehr an die Vorteile jener Gesunden umtauschen möchte.

Doch ich vergesse, dass wir oben auf dem Brünigpass steckengeblieben sind.

Am folgenden Tag musste man die Schlittenkufen ein Stück weit gebrauchen. Rasch ging es so bis Lungern hinunter. Dann rollten die Räder mit unserer Habe und Hoffnung beim lustigsten Sonnenschein den Kaiserstuhl hinab nach Giswil und den obern, hier so mildmelancholischen Sarnersee entlang, bis die runde Zwiebel des Sachsler Kirchturms über die entblätterten Baumwiesen und Dorfgiebel mit dunkelrotem, vielwissendem Lächeln grüsste. Wir fuhren am Schulhaus, der künftigen Wohnung, vorbei und dem höchsten Hausdach des Dorfes, dem Doktor-Omlin-Hause, entgegen. Gewiss hat der Bach davor munter gerauscht, die Leute haben neugierig die Hälse nach dem »Künstler« und der ehemaligen Protestantin aus den Fenstern gereckt, da und dort hat ein barscher Hund gebellt und die Stiegen des mächtigen Hauses haben unter unserm Plunder und unsern Zukunftserwartungen Tritt für Tritt gekracht. Ganz gewiss! Aber ich weiss gar nichts davon. Ein undurchdringliches Dunkel umgibt mich und nur das rote Röcklein und die gelbe Schützenfahne schiessen daraus wie zwei grelle Blitze hervor. Darnach wird es eine Weile womöglich noch dunkler.


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