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Die Mütter der Gläubigen

Der beste Schatz des Menschen ist eine tugendhafte Frau.

Mohammed

Am östlichen Eingang der Moschee zu Medina erhoben sich im Halbkreis neun ärmliche Lehmhütten. Der Eingang zu den Hütten bestand aus dunklen Vorhängen. Manche der Hütten waren von kleinen Veranden umgeben. Die Vorhänge schützten das Leben und Treiben in der Hütte vor den Blicken Neugieriger.

In diesen Hütten lebten die ›Mütter der Gläubigen‹, die zahlreichen Frauen des Propheten. Mohammed hatte mehr Frauen, als die Gesetze des Islam erlaubten. Vier Frauen waren dem Gläubigen gestattet. Der Prophet, dessen Leben voll Arbeit und Gebet war, durfte als besonderer Günstling Allāhs so viel Frauen haben, wie es die Kraft seiner Lenden erlaubte. Auch andere Propheten wie Abraham, David und Salomo genossen einst den gleichen Vorzug. Hundert Frauen hatte Salomo. Gott gewährte sie ihm, denn übermenschliche Mannesstärke ist das Merkmal des Propheten. Das Siegel der Propheten war Mohammed. Unermeßlich war seine Kraft. Doch war Mohammed ein Asket, und obwohl seine Kraft größer war als die Salomos, besaß er nur vierzehn Frauen.

Mit vierzehn Frauen wurde Mohammed getraut. Vierzehn Frauen führten den Namen: ›Mutter der Gläubigen‹. Unbegrenzt aber war die Anzahl der Frauen, die zu Mohammed kamen und um seine Liebe baten. Ihnen allen gewährte der Prophet Gottes seine Liebe. Denn mitleidig war sein Herz und groß seine Neigung für die Schwäche der Frauen. »Du kannst diese Frauen, die um deine Liebe bitten, später trösten oder auch gleich zu dir nehmen«, sagte Gott zu Mohammed (33,51). Und in der Sure 66 Vers 1 verkündet Allāh, als sich herausstellte, daß auch vierzehn Frauen nicht ausreichend für den Propheten waren: »O Mohammed, verzichte nicht aus Liebe zu deinen Frauen auf Freuden, die dir Gott gestattet hat.«

Groß ist die Zahl der Frauen, denen Mohammed seine Liebe geschenkt hat. Bis an sein Lebensende hörte der Prophet nicht auf, schönen Frauen seine Gunst zu erweisen, sie zu bewundern, zu liebkosen und zu umarmen. Denn ein Wunsch brannte im Herzen Mohammeds, trieb ihn von einer Frau zur andern, von einer Sklavin zur nächsten. Mohammed wünschte sich einen Sohn, der würdig war, die Erbschaft seines Vaters anzutreten. Der den Staat Gottes übernehmen und das Werk Mohammeds vollenden sollte. Dieser Wunsch fand aber keine Erfüllung, und bis ins Greisenalter irrte Mohammed durch die Blumengärten seines Harems, suchte hübsche Sklavinnen, umarmte unzählige Frauen und betete zu Allāh, dem Schöpfer der Menschen. Doch wurde ihm kein Sohn gewährt. Der letzte der Propheten sollte keinen Erben hinterlassen.

Neun Hütten umgaben die Moschee, und in ihnen lebten die Frauen des Propheten. Fast jede Frau besaß eine Hütte für sich, das sicherte den ehelichen Frieden. Nur hin und wieder, wenn der Prophet aus einem der Feldzüge eine schöne Sklavin mitbrachte, teilte eine der Frauen für kurze Zeit ihre Hütte mit der neu Hinzugekommenen. Die schönste, das heißt die am wenigsten ärmliche Hütte gehörte der Lieblingsfrau des Propheten, der Tochter Abū Bakrs, des Freundes und Gönners Mohammeds, der schönen ʿĀʾiša. Sechs Jahre zählte ʿĀʾiša, als der Prophet sie in Mekka zum erstenmal erblickte und seine Augen nicht von ihr abwenden konnte. Das war kurz nach dem Tode der Ḫadīǧa, die damals die alleinige Frau Mohammeds war. Abū Bakr, der den begeisterten Blick seines Freundes wohl verstanden hatte, versprach ihm seine Tochter, wenn die Zeit der Reife und der Liebe für sie gekommen wäre. Aber Mohammeds Begeisterung war so groß, daß er nach drei Jahren die neunjährige ʿĀʾiša in Medina zu seiner Frau machte. Er selbst war damals fünfzig Jahre alt.

»Ich saß«, erzählt ʿĀʾiša, »auf dem Schaukelstuhl und spielte mit anderen Mädchen. Da rief mich meine Mutter. Ich ging, wußte aber nicht, weshalb sie mich gerufen hatte. Meine Mutter nahm mich an der Hand und führte mich zur Haustür. Da begann mein Herz zu schlagen, doch langsam wurde ich wieder ruhig. Ich wusch mir das Gesicht und mein Haar, dann schmückte mich meine Mutter und führte mich in ein Haus, wo viele Frauen anwesend waren. Sie empfingen mich mit Glückwünschen, und auch sie schmückten mich. Als sie fertig waren, übergaben sie mich dem Propheten.«

ʿĀʾiša wurde die Lieblingsfrau des Propheten, und unter den vielen, die er besaß, war sie die einzige, die als Jungfrau zu ihm kam. Der alten arabischen Sitte zufolge zahlte er ihrem Vater Abū Bakr für sie zwölf Unzen Gold. – Dies war auch späterhin der Preis, den Mohammed für Frauen zu zahlen gewillt war. Nie hat er diese Summe überschritten. Damals, im ersten Jahr der Flucht, waren diese zwölf Unzen Gold für ihn unerschwinglich. Da aber der Schein gewahrt bleiben mußte, lieh der Vater der Braut, Abū Bakr, seinem Freunde Mohammed das Gold, das ihm dieser dann feierlich als Kaufpreis für ʿĀʾiša übergab. Mit ʿĀʾiša verbanden Mohammed Erinnerungen an die erste schwere Zeit in Medina. Trotz seiner Macht war Mohammed damals noch arm und dachte auch nicht daran, Reichtümer zu erwerben. Deshalb fiel die Hochzeit mit ʿĀʾiša höchst ärmlich aus. Das Hochzeitsmahl bestand aus Milch, als Hochzeitsbett diente ein Schafsfell, und die Mitgift der neunjährigen Braut bestand aus zwei Hemden, zwei einfachen silbernen Armbändern und etwas Silbergeld. Denn Armut ist die Zierde des Propheten. »In den ersten Jahren der Ehe«, erzählt ʿĀʾiša, »kam es vor, daß wir monatelang kein Feuer anzündeten, denn unsere Nahrung bestand aus Wasser und Datteln. Nur hin und wieder schickte uns irgend jemand etwas Fleisch. Nie erhielt man im Hause des Propheten zwei Tage hintereinander Weizenbrot.«

Um so reicher hat später das Schicksal ʿĀʾiša mit irdischen Gaben belohnt. Als ʿĀʾiša heiratete, war sie noch ein Kind. Ins Haus ihres Gatten brachte sie ihr Spielzeug mit. Sie spielte mit Puppen und erweckte das Entsetzen der Gläubigen. Denn Puppen sind Darstellungen von Menschen, und diese sind im Islam strengstens untersagt. Doch durfte ʿĀʾiša manches, was anderen Gläubigen untersagt war. Sie war sehr schön, witzig und spielerisch, trug gern goldene Ringe und salbte ihr Haar so stark, daß ihr die Salbe oft von der Stirn herunterrann. Hinter dem verspielten, kindlichen Antlitz verbarg sich aber ein energisches, kluges Wesen. Als Lieblingsfrau des Propheten und Tochter des ersten Kalifen wurde ʿĀʾiša nach dem Tode beider ein sehr bedeutender Faktor der islamischen Politik. Sie war eine große Kennerin der Literatur und eine Meisterin der Intrige. Sie konnte lesen, sammelte eine Menge der Prophetenaussprüche und galt nach dem Tode Mohammeds als die höchste Instanz in religiösen und juristischen Fragen. Für Abū Bakr und seine Partei war ihr Einfluß beim Propheten von unschätzbarem Wert. Denn ʿĀʾiša, das kleine, zarte Mädchen, hatte festumrissene Sympathien und Antipathien, denen sie unmißverständlich Ausdruck verlieh. Ihrer Antipathie gegen ʿAlī verdankt der Islam zum größten Teil die heutige Spaltung in Schiiten und Sunniten. – ʿĀʾiša starb im Alter von siebenundsechzig Jahren, das war siebenundvierzig Jahre nach dem Tode des Propheten.

Wenn ʿĀʾiša die Lieblingsfrau des Propheten war, so galt Sauda, eine Witwe aus Mekka, sicherlich als die wenigst geliebte. Mohammed hatte sie zwei Monate nach dem Tode Ḫadīǧas geheiratet, aber nur, weil ein Araber ohne Schmälerung seines Ansehens nicht unverheiratet bleiben darf. Geliebt hat er Sauda nie und hätte sich wohl auch scheiden lassen, wenn Sauda nicht eine Frau von besonderer Klugheit gewesen wäre. Eine Nacht in jeder Woche verbrachte Mohammed in Saudas Hütte. Er empfand dabei keine Freude und tat es nur, weil er es als seine Pflicht ansah. Als Sauda die Liebe Mohammeds zu ʿĀʾiša erkannte, tat sie etwas Überraschendes und wohl kaum Dagewesenes: Sie trat offiziell ihre Nacht an ʿĀʾiša ab. Dadurch gewann sie viel. Bis zu ihrem Tode blieb sie in ihrer Hütte, empfing regelmäßig die Geschenke des Propheten und war als ›Mutter der Gläubigen‹ geachtet. Mohammed verstand sich dankbar zu erweisen. »Auch am Tage der Auferstehung wird sie meine Frau sein«, sagte er über Sauda.

Auch Ḥafṣa bint ʿUmar, die Tochter ʿUmars, des großen zweiten Kalifen, gehörte nicht zu den Lieblingsfrauen des Propheten. Sie war mit einem muslimischen Krieger verheiratet gewesen. Nach dessen Tode begann ʿUmar nach einem passenden Gatten für seine Tochter zu suchen. Trotz seiner großen Macht konnte er niemanden zwingen, seine Tochter zu heiraten, denn sie war alt und häßlich. Da fühlte sich ʿUmar gedemütigt und wußte sich keinen Ausweg. Als Mohammed das erfuhr, erbarmte er sich seines Freundes und tat, was wohl wenig Männer getan haben: Er heiratete die Tochter aus Freundschaft zu ihrem Vater. Er war auch für sie ein guter Ehemann, besuchte sie regelmäßig, beschenkte sie und vernachlässigte nicht die Nächte, die für sie bestimmt waren.

Sehr romantisch, zart und tief war dagegen die Liebe Mohammeds zu Zainab. Diese hatte eine höchst romantische Vorgeschichte. Zainab war die Frau von Zaid, dem ehemaligen Sklaven und späteren Adoptivsohn Mohammeds. Mohammed sah sie und fand Gefallen an ihrer Schönheit, ihrem ernsten Wesen und ihrer Frömmigkeit. Er besuchte sie mehrmals und unterhielt sich mit ihr. Da kam eines Tages Zaid zu Mohammed und sprach: »O Prophet, ich bin nur ein einfacher Muslim, du aber bist der Gesandte Gottes. Deine Tat ist größer als meine und dein Wunsch stärker als meiner. Nimm meine Frau, denn du hast sie nötiger als ich.« Und der Sklave Zaid ließ sich von seiner Frau scheiden und gab sie dem Propheten. Zainab war fromm und sehr schön. Sie liebte den Propheten, weil er Prophet war, wollte aber von ihm keine Reichtümer und Geschenke annehmen. Vor ihrer Ehe mit Zaid betrieb sie das Schusterhandwerk und verkaufte auf den Basaren ihre Erzeugnisse. Auch als ›Mutter der Gläubigen‹ hörte sie nicht auf zu arbeiten. Den Gewinn verteilte sie aber unter die Armen der Stadt. Nach dem Tode Mohammeds, als alle Frauen des Propheten von dem Kalifen mit Gold überschüttet wurden, blieb sie allein arm und anspruchslos. Der Kalif ʿUmar schenkte ihr ein Riesenvermögen, das sie gleichfalls unter die Armen verteilen ließ. Aus dem großen Staatsschatz des Islam, aus dem jede Frau sich etwas auswählen durfte, nahm Zainab nichts als ein hübsches Kleid, in dem sie beerdigt zu werden wünschte. Als sie starb, wurde sie auf der Leichenbahre Mohammeds zu Grabe getragen, denn sie war nach ʿĀʾiša die geliebteste Frau des Propheten.

Zahlreich waren die Frauen Mohammeds, und heiß war die Liebe, die er für sie empfand. Seinem Harem widmete er viel Zeit, und auch im Koran sind viele Bestimmungen über die Frauen des Propheten enthalten. Sie mußten zum Beispiel ihr Gesicht in Anwesenheit fremder Männer keusch hinter einem Schleier verbergen (33,59) – eine Mode, die zuerst von den höheren Klassen nachgeahmt und später Allgemeingut wurde. Dies ist bekanntlich der Ursprung der islamischen Frauenverschleierung. Auch war es den Frauen des Propheten untersagt, nach seinem Tode einen anderen Mann zu heiraten.

Die neun Hütten um die Moschee bildeten den Harem. Mohammed selbst besaß keine Hütte. Auch in den Tagen seines Glanzes, als Herrscher über ganz Arabien, war keine Wohnung sein eigen. Seine Nächte waren einer genauen und strengen Reihenfolge unterworfen. Jede Frau wußte, welche Nacht der Gesandte Gottes bei ihr verbringen würde. Nur eine Frau, die Mohammed neu angetraut worden war, hatte das Recht, Mohammed drei Nächte hintereinander zu beherbergen.

Mohammed verstand es, den Frieden in seinem Harem aufrechtzuerhalten. Hierzu gehörte vielleicht mehr Diplomatie als zu allen Feldzügen des Islam. Jede Gabe, die er einer Frau brachte, schenkte er gleichzeitig auch allen anderen Bewohnerinnen des Harems. Doch verwöhnte er seine Frauen nicht, und es wird als großes Ereignis berichtet, daß er eines Tages, nach gelungenem Feldzug, jeder Frau achtzig Maße Feigen, Korn und Weizen geschenkt hat. Klatsch und Eifersucht duldete er unter den Frauen nicht und verstand sie durch harte Strafen aus seinem Harem zu bannen. Wenn eine Frau sich eines Vergehens schuldig machte, so stellte er zur Strafe für soundsoviel Monate seine Besuche bei ihr ein. Auch ʿĀʾiša blieben diese Strafen nicht erspart, denn Mohammed war gerecht gegen seine Untertanen und Frauen. Er verstand es auch, eine zu Unrecht beleidigte Frau energisch zu schützen und zu verteidigen.

Einst zog der Prophet in den Kampf gegen einen rebellischen Judenstamm. Er vernichtete den Stamm, brachte aber aus dem Feldzug ein hübsches jüdisches Mädchen mit nach Haus. Dieses Mädchen namens Ṣafiya wurde seine elfte Frau. Der Harem des Propheten war ungehalten über jede neue Frau, die der Prophet heimführte, und ʿĀʾiša, die temperamentvollste unter den Frauen, hörte nicht auf, die Jüdin Ṣafiya ihres Glaubens wegen zu beschimpfen. Mohammed, der eines Tages diesen Streit mit anhörte, sprach zu Ṣafiya: »Ṣafiya, sag dieser Frau: mein Vater hieß Aaron, mein Onkel Moses, wer waren aber deine Väter? – Heiden!« Darauf verstieß er ʿĀʾiša für zwei Monate.

Nicht alle Ehen Mohammeds waren Liebesehen. Ein orientalischer Eroberer erkämpft die Welt mit dem Schwert. Zusammen hält er sie aber durch die zarten Bande der Ehe. Wenn ein Volk im Osten einem Herrscher gehorchen soll, so will es auch mit diesem Herrscher verwandt sein. Auch heute noch beherbergt der Harem eines orientalischen Herrschers Frauen aus allen Provinzen seines Reiches. Das Volk fühlt sich dann blutsverwandt mit den Kindern des Herrschers, und das sichert die Einheit des Reiches. Auch Mohammed entging diesem Schicksal nicht. Die vornehmsten Sippen und Familien schickten ihm die schönsten ihrer Frauen, damit Mohammed sie eheliche.

Eines Tages erhielt Mohammed die Nachricht, daß das Haupt der Königsgeschlechter Kinda ihm seine Tochter als Frau schicken wollte. Je vornehmer ein Araber – desto länger sein Name. Von der Vornehmheit dieser Braut kann man sich einen Begriff machen, wenn man den Namen des Vaters hört. Er hieß: Nuʿmān ibn Abī Ǧadīs Aswad ibn Ḫāriṭa ibn Ǧadīs ibn Aqul al-Marār. Die Tochter dieses vornehmen Herrn galt aber auch als die schönste unter den arabischen Frauen. Mit großem Prunk wurde Asmāʾ nach Medina gebracht. Ihr Anblick entzückte das Auge des Propheten. Die Hochzeit wurde festlich begangen, und Asmāʾ bezog eine der neun Hütten. Asmāʾ war zwar hübsch, aber dumm, und diesen Umstand verstanden die Frauen des Harems, denen jede neue Konkurrentin unangenehm war, auszunutzen. Kurz vor der Brautnacht kam eine der Frauen Mohammeds zu Asmāʾ, bewunderte ihre Schönheit und erteilte ihr, freundlich wie sie war, einige gute Ratschläge. So sagte sie unter anderem: »Wenn du dem Gesandten Gottes gefallen willst, so sage ihm, wenn er dein Schlafgemach betritt: Gott bewahre mich vor dir. Dann erst kannst du der Liebe des Propheten sicher sein.« Und da Asmāʾ, wie gesagt, ebenso dumm wie hübsch war, befolgte sie den Rat und sagte beim Eintritt Mohammeds in ihr Gemach: »Gott schütze mich vor dir.« Darauf lüftete sie den Schleier und blickte den Propheten an. »Auch mich soll Gott vor dir schützen«, antwortete der Prophet, verließ den Raum und sandte Asmāʾ den Scheidungsbrief. Trotz der vornehmen Schwiegereltern blieb er unerbittlich und weigerte sich, Asmāʾ zu verzeihen. Man erzählt, daß Mohammed infolge ähnlicher Streiche seiner Frauen des öfteren seine Bräute in der Nacht, die der Hochzeit folgte, zurücksandte.

Auf der Höhe der Macht, als Herrscher über ganz Arabien, mußte Mohammed einen Ansturm von Frauen über sich ergehen lassen. Seine letzte Hochzeit feierte er zwei Monate vor seinem Tode. Wenn ein Feldherr eine ferne Provinz eroberte oder ein Herrscher ihm seine Hochachtung bekunden wollte, so schickten sie ihm neben vielen anderen Schätzen auch schöne Sklavinnen, die er dann entweder seinen Freunden schenkte oder für sich behielt. Als im Jahre 7 der Hiǧra der christliche Statthalter von Ägypten von dem neuen Propheten vernahm, sandte er ihm aus Vorsicht und Angst tausend Barren Gold, zwanzig Stück ägyptischen Leinens, einen weißen Esel, Honig, einen Eunuchen, mit dem der Prophet nichts anzufangen wußte, und zwei hübsche ägyptische Sklavinnen, die sich sofort zum Islam bekehrten.

Eine von ihnen, die hellhäutige, lockige Koptin Maria, nahm der Prophet zu sich, heiratete sie aber nicht. Diese Maria wurde seine geliebteste Konkubine, Mohammed liebte sie leidenschaftlich und besuchte sie trotz der Vorwürfe seiner Frauen häufig. Denn Maria, die Koptin, war die einzige unter den Frauen, die seinen alten Traum erfüllte: Sie gebar ihm einen Sohn – ʾIbrāhīm, den Erben seines Reiches. Doch sollte das Glück nicht lange währen. Im Alter von einem Jahr starb das Kind und mit ihm die Hoffnung auf den Erben.

Jahre vergingen. Die Jugendkraft des Propheten schwand. Im Alter von sechzig Jahren fiel es dem Propheten schwer, den einmal festgesetzten Nächteplan zu erfüllen. Die Frauen aber lebten in ihren Hütten und waren voll Jugend und Frische. Mohammed war ein weiser Mann, und die Frauen taten ihm leid. Er wußte, daß siebzehn- bis zwanzigjährige Frauen keine hingebungsvolle Liebe zu einem sechzig Jahre alten Mann empfinden konnten, selbst dann nicht, wenn es sich um einen Propheten handelte. So beschloß er in seiner Weisheit und Milde, den Frauen die Freiheit zu gewähren. Er versammelte sie um sich und verkündete das Wort Gottes, den 28. Vers der Sure 33. »O Prophet, sage deinen Frauen: Wenn ihr das Leben und die Freuden liebt, so geht, ich gebe euch die Freiheit und werde euch reich belohnen. Wenn ihr aber Gott und seinen Gesandten liebt, so wisset, daß euer für eure Güte im Jenseits ein großer Lohn harrt.« – »Überlegt euch die Worte des Herrn«, sagte der Prophet, »und antwortet dann nach eurem Gewissen.« Alle Frauen aber antworteten: »Wir lieben Gott, seinen Gesandten und das, was nach dem Tode kommt.« Nur eine von den Frauen, namens Fāṭima aus der Sippe Kilāb, hat die Freuden ihrer Jugend vorgezogen. Sie wurde vom Propheten reich beschenkt und entlassen. Später aber geriet sie in solche Armut, daß sie Kamelmist sammeln mußte, um ihn als Brennmaterial zu verkaufen. Sie starb in großer Not und wird im Islam Šaqāʾ die Elende, genannt.

Die ›Mütter der Gläubigen‹, die ersten Frauen des Islam, lebten bescheiden und zurückgezogen. Für ihre persönliche Bequemlichkeit war wenig gesorgt. In ihren Hütten fehlte fast jeglicher Komfort. Es gab nicht einmal eine Stätte, wo sie ihre Notdurft verrichten konnten. So waren sie oft gezwungen, des Nachts in die Wüste zu gehen, um dort ihre Notdurft zu verrichten. Erst in den letzten Jahren seines Lebens ließ der Prophet einen toilettenähnlichen Winkel bauen, da er argwöhnte, daß die Frauen, trotz ihres Versprechens, die nächtlichen Ausflüge zu anderen als den vorgegebenen Zwecken benutzen könnten. –

Die Frauen des Propheten besaßen fast nichts. Sie freuten sich an den kleinen Geschenken des Propheten. Ihr einziges Vermögen war aber der Kaufpreis von zwölf Unzen Gold, den der Prophet für sie gezahlt hatte.

Später, als der Prophet gestorben war, als der Islam bereits eine Welt umfaßte, wurden die Frauen mit Gold überschüttet. Die Staatskassen des Kalifen standen für sie offen, die für sie ausgesetzten Witwenpensionen waren Vermögen, und für die kleinen, ärmlichen Hütten wurde mehr Geld geboten, als ganz Arabien früher je besessen hatte. Der Kalif Walīd zahlte zum Beispiel den Erben Zainabs für ihre Hütte fünfzigtausend Golddirham – ein Riesenvermögen für die Begriffe der Alten Welt. Die Jüdin Ṣafīya hinterließ ihren Erben ein Vermögen von hunderttausend Golddirham.

Alle Schätze des Orients standen jetzt den Frauen zur Verfügung. Ihre Verwandten erhielten die höchsten Beamtenposten des Islam. Und Salāma zum Beispiel, die den Propheten zuerst nicht heiraten wollte, weil sie aus der ersten Ehe Kinder hatte, für die sie sorgen mußte, erlebte es, daß ʿAlī ihre Söhne zu Statthaltern ganzer Provinzen ernannte. Generationenlang galten die Blutsverwandten der Frauen des Propheten neben seinen eigenen Blutsverwandten als die Aristokratie des Islam. Die Frauen selbst wurden bis zu ihrem Tode hoch in Ehren gehalten. Kein Kalif wagte es, ihnen auch nur einen Wunsch abzuschlagen.

So ehrte die Nachwelt die Frauen, die Gott und seinen Gesandten mehr geliebt hatten als alle Freuden des Daseins, die in engen Hütten lebten, bei denen der Prophet seine Nächte verbrachte und die niemals zwei Tage hintereinander Weizenbrot zu essen bekamen.


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