Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Das Weib des Admirals

              Auf mondenhellem Lager wälzt ein Weib,
Ein schlummerloses, sich: »O banger Pfühl!
Auch du, mein sorgender Gemahl, du wachst!
Wer dürfte schlafen? Horch, die Folter stöhnt ...
Erwürgte modern ohne Leichentuch
Sieh unser Linnen, Chatillon, wie fein!
Gen Himmel schreit der Märtrer frommes Blut,
Ich schreie, Herr, in deinen Armen mit!
Mein Held, ich rede Zeugnis gegen dich
Vor Gott, entrollest du dein Banner nicht!«
Sie schweigt in düstrer Glut. Er sinnt und sagt:
»Erwäge, Weib die Schrecken, die du wählst!
Dies Haus in Rauch und Trümmern! Dies mein Haupt
Verfemt, dem Meuchelmord gezeigt – geraubt!
Entehrt dies Wappen von des Henkers Hand!
Du mit den Knaben bettelnd auf der Flucht!
Wählst du dir solches? Nimm drei Tage Frist!«
– »Drei Tage Frist? Sie sind vorbei. Brich auf!«

 


 


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