Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Burg ›Fragmirnichtnach‹

          Wo weiss die Landquart durch die Tannen schäumt,
Irrt unbekümmert ich um Weg und Zeit,
Da stand ein grauer Turm, wie hingeträumt
In ungebrochne Waldeseinsamkeit.
Ich sah mich um und frug: »Wie heisst das Schloss?«
Ein bucklig Mütterlein, das Kräuter brach;
Da murrte sie, die jedes Wort verdross:
»Fragmirnichtnach.«

Ich schritt hinan; im Hof ein Brünnlein scholl,
Durch den verwachsnen Torweg drang ich ein,
Ein dünnes kühles Rieseln überquoll
Auf einer Gruft den schwarzbemoosten Stein.
Ich beugte mich nach des Verschollnen Spur,
Entziffernd, was des Steines Inschrift sprach,
Nicht Zahl, nicht Namen – ein Begehren nur:
Frag mir nicht nach!

 


 


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