Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Das weisse Spitzchen

        Ein blendendes Spitzchen blickt über den Wald,
Das ruft mich, das zieht mich, das tut mir Gewalt:

»Was schaffst du noch unten im Menschgewühl,
Hier oben ists einsam! Hier oben ists kühl!

Der See mir zu Füssen hat heut sich enteist,
Er kräuselt sich, flutet, er wandert, er reist.

Die Moosbank des Felsens ist dir schon bereit,
Von ihr ists zum ewigen Schnee nicht mehr weit!«

Das Spitzchen, es ruft mich, sobald ich erwacht,
Am Mittag, am Abend, im Traum noch der Nacht.

So komm ich denn morgen! Nun lass mich in Ruh!
Erst schliess ich die Bücher, die Schreine noch zu.

Leis wandelt in Lüften ein Herdegeläut:
»Lass offen die Truhen! Komm lieber noch heut.«

 


 


 << zurück weiter >>