Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Die gelöschten Kerzen

              Ein gewaltger Herd mit glühnden Kohlen
Und zwei hellen Kerzen auf dem Simse.
Dran ein plaudernd Paar: ein narbger Feldherr
In der Majestät des Greisenalters
Und ein unbefangnes Kind der Neuzeit,
Ein geliebter und verzogner Neffe.
Würdevoll erzählt der Greis von weiland,
Von Verschollnem und halb Verschollnem.
»Damals warst du noch ein Ungeborner,
Neffe«, sagt er, »oder in den Windeln ...«
Auf dem Herde zuckt ein blaues Flämmchen,
Ein vergessnes Flämmchen aus der Asche,
Und die beiden sehn den Irrwisch tanzen,
Und der Irrwisch, unversehens springt er
Auf des Jünglings blühend kecke Lippen:
– »Ohm, wie war es denn mit der Camargo?«
Der Benarbte lächelt. »Wissen willst du
Das mit der Camargo?« – Eine Kerze
Haucht er aus und auch die andre Kerze.
»Du erlaubst? Nur dass ich nicht erröte!
Also ...« Durch das Dunkel glühn die Kohlen.
Und der Jüngling streicht ein Holz, die eine
Kerze flammt er an und dann die andre:
»Ohm, wie wars denn mit dem Sturm auf Düppel?«

 


 


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