Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Gespenster

          Am Horizonte glomm des Abends Feuer
Ich stieg, indes die Purpurglut verblich,
Zum Römerturm empor und lehnte mich
Randüber auf das dunkelnde Gemäuer –

Und sah, wie sich am Hange, scheu und scheuer,
Die Beerenleserin vorüberschlich.
Das arme Weibchen drückt und duckte sich
Und schlug ein Kreuz: ihr war es nicht geheuer.

Mich flog ein Lächeln an. Im Eppich neben
Der Brüstung flüsterts: »Freund, in deinem Leben
Ist auch ein Ort, wo die Gespenster schweben!

Führt dich Erinnrung dem zerstörten Ort
Vorbei, du huschest noch geschwinder fort
Als das von Graun gepackte Weibchen dort.«

 


 


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