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Achtzehntes Kapitel.
Eine königliche Vorladung.

Tags darauf, als wir vom Felde kamen, sah ich selbst nach den Pferden, denn auf Jakob war kein Verlaß mehr, seit er eine so zahlreiche Familie hatte. Ich dachte gerade daran, daß in fünf Tagen der Monat um sei und ich Lorna aufsuchen dürfe, da kam ein Mann durch die Furt im Lynnstrom geritten.

Sobald ich sah, daß es nicht Tom Faggus war, achtete ich nicht weiter auf ihn. Statt aber vorüber zu reiten, wie ich erwartet hatte, hielt er vor unserem Hofthor, richtete sich im Sattel auf, schwenkte etwas Weißes in der Luft und rief mir mit lauter Stimme zu: »Hollah, aufgemacht, im Namen des Königs! – Komm' her, du langer Bauerntölpel, sonst sollst du's mit Geld und Gefängnis büßen.«

Das klang nicht sehr freundlich; ich ging zwar zu ihm hinüber, wie es einem guten Unterthan ziemt, allein ohne Hast, denn mein Grundsatz ist: Eile mit Weile.

»Plover Barrows,« rief er, »wo zum Henker ist denn Plover Barrows? Ich bin müde zum Umfallen und seit den letzten zwanzig Meilen heißt es immer: nur eine halbe Meile weiter. Sagst du das auch, so gerbe ich dir das Fell – das heißt, ich möchte wohl, wärst du nicht dreimal so groß wie ich.«

»Die Mühe könnt Ihr Euch sparen, Herr. Dies ist Plover Barrows und Ihr seid uns herzlich willkommen. Es gibt Hammelsnieren zum Abendessen und Bier vom Faß. Aber was haben wir Euch denn Übles gethan, daß Ihr so mit Scheltworten um Euch werft?«

»Es ist nicht so schlimm gemeint,« erwiderte er. »Hammelsnieren esse ich gern, nur dürfen sie nicht angebrannt sein. Zehn Tage bin ich nicht aus dem Sattel gekommen und habe nichts Warmes im Magen. Sobald die Leute hörten, ich reite in des Königs Dienst, tischten sie mir das Schlechteste auf, was zu finden war. Von London aus ritt ein Mensch auf einer erdbeerfarbenen Stute vor mir her, dem jeder einen Katzenbuckel machte. Alles Gute hat er mir vor der Nase weggeschnappt. Er hatte immer drei Meilen hinter sich, bevor ich eine Meile zurücklegte. Der Kerl verdient gehängt zu werden.«

Mühsam stieg der Reiter vom Pferde und konnte sich zuerst kaum auf den Beinen halten. Er war mittelgroß, etwa vierzig Jahre alt, hatte grobe Gesichtszüge und einen schwarzen Stoppelbart. Sein dunkelbrauner Reitanzug, von anderem Schnitt als wir ihn tragen, war über und über bespritzt; unter dem blanken Helm aber schauten zwei lebhafte kleine Augen hervor.

»Annchen, hole den Schinken aus der Rauchkammer,« rief ich meiner Schwester zu, die gerade vor die Thür trat, vermutlich weil sie Pferdegetrappel gehört hatte. »Schneide auch ein paar saftige Stücke vom Rehbraten herunter und zapfe einen Krug Bier ab. Der Herr hier will heute abend unser Gast sein.«

»Das lob' ich mir,« rief der Fremde schmunzelnd und wischte sich den Bart, »da bin ich einmal zu wackern Leuten gekommen. Ich werde das alles zu Euern Gunsten berichten – wenn nämlich das Essen so gut ist als sich nach Euern Reden erwarten läßt. Selbst Tom Faggus, der mir unterwegs alles aufgegessen hat, wäre mit solcher Mahlzeit zufrieden. Der Rehbraten ist wohl von dem Rotwild aus hiesiger Gegend?«

»Jawohl,« sagte ich, »woher sollten wir es denn auch sonst nehmen?«

»Heute früh im Morgennebel ist mir ein ganzes Rudel begegnet und der Mund wässerte mir danach, als ich ihre Schenkel sah. Es soll ein köstlicher Braten sein. Wird die junge Dame auch nicht vergessen ihn aufzutragen – was meint Ihr?«

»Sicherlich wird sie nichts vergessen, was zum Behagen unseres Gastes beiträgt.«

»Nun, dann darf ich Euch wohl mein Pferd überlassen; ich gönne meiner Nase gern schon zum voraus den Bratenduft. Aber halt, fast hätte ich über meinem bellenden Magen die Hauptsache vergessen. Verschmachtet und wegemüde wie ich bin, darf ich doch keinen Bissen Brod in den Mund nehmen, bevor ich nicht John Ridd aufgesucht und angerührt habe. Gott gebe, daß er nicht weit von hier ist, sonst muß ich vor Hunger noch meinen Ledersattel anbeißen.«

»Seid ohne Furcht, werter Herr,« sagte ich, »John Ridd steht leibhaftig vor Euch. Ich will mich weder verleugnen noch unter den Scheffel stellen.«

»Das müßte ein tüchtiges Scheffelmaß sein, mit dem man dich zudecken könnte, John Ridd. – Im Namen Seiner Majestät des Königs, Karls des Zweiten übergebe ich dir dieses.«

Er berührte mich mit dem weißen Ding, das ich gleich zuerst in seiner Hand gesehen hatte. Es war, wie ich jetzt erkannte, ein Stück Schafsfell – sogenanntes Pergament – zugebunden und an den Ecken versiegelt. Wer beschreibt aber meinen Schrecken, als ich auf Geheiß des Boten die Siegel zerbrach und in dem Schriftstück meinen eigenen Namen mit großen Buchstaben stehen sah.

»Lies, mein Sohn, lies, du großer Dummkopf, wenn du überhaupt lesen gelernt hast,« rief jener ungeduldig, »es geht dir ja nicht ans Leben. Starre mich doch nicht an als wolltest du mich verschlingen. Lies, sage ich dir, lies, sonst verdirbt mein Abendessen.«

»Wie heißt Ihr denn, Herr?« fragte ich, ohne recht zu wissen warum.

»Mein Name ist Jeremias Stickles, ich bin nur ein armer Staatsbote am Oberhofgericht, dem jetzt der Magen so lange knurren muß, bis du das Schriftstück gelesen hast.«

So las ich denn auf sein Drängen; es stand etwa folgendes darin:

»Zu Händen unseres getreuen Unterthans, John Ridd« – hier folgte eine genaue Beschreibung meiner Person.

»Wir befehlen dir im Namen unseres Königs und Herrn, ohne Verzug vor Seiner Majestät Gerichtshof in Westminster zu erscheinen und nach bestem Wissen Zeugnis abzulegen, wegen etwaiger Eingriffe in des Königs Landfrieden, durch welche die Wohlfahrt des Reiches gestört, angefochten, benachteiligt oder sonst irgendwie gefährdet ist oder werden kann. Dies wird hierdurch urkundlich bestätigt.« Dann kamen vier rote Siegel und eine Unterschrift, die mit einem ›J‹ begann und ganz unleserlich endigte. Zuletzt waren noch von anderer Hand die Worte beigefügt: »Alle Unkosten werden zurückerstattet. Äußerst dringliche Sache.«

Stickles beobachtete mich während ich las und schien sich an meiner Bestürzung zu ergötzen. Als ich nun auf dem Umschlag die Aufschrift entdeckte: »Eilige Dienstsache, ohne Aufschub zu erledigen,« befiel mich ein Schwindel; es schwirrte mir vor den Ohren und ich mußte mich am ersten besten Zaunpfahl festhalten. Dem Boten ward bange um mich und um seine Mahlzeit.

»Sei nur getrost, mein Sohn,« sagte er, »dir soll ja die Haut nicht gleich abgezogen werden. Sprich die reine Wahrheit, so geschieht dir nichts. Ich will dich schon unterweisen, wie du ohne Schaden davonkommst, wenn mir Euer Essen schmeckt und ich nicht noch länger zu warten brauche.«

»Wir suchen unsere Gäste immer zufrieden zu stellen, auch ohne Gegendienst,« erwiderte ich.

Als Mutter das große Pergament zu Gesicht bekam – verbergen konnten wir's ihr nicht – da vergingen ihr die Sinne und sie fiel mitten in ihr schönes Goldlackbeet, das sie gerade begoß. Wir brachten sie bald wieder zum Bewußtsein, aber nun jammerte sie, daß der König erfahren habe, wie nüchtern, ehrbar und fleißig ihr John sei, und obendrein der größte und stärkste Mann in ganz England. Natürlich ließe es ihm keine Ruhe, bis er ihren armen Sohn zu einem ebenso verworfenen und verruchten Menschen gemacht habe, wie es der König selbst sei – Gott verzeihe ihr die Sünde –. Mutter brach in Weinen aus und wollte sich nicht trösten lassen, bis ihr Stickles, der im Grunde nicht schlecht war, erklärte, der König hätte so viel Gutes von John Ridd gehört, daß er nicht glücklich sein könne auf seinem Thron, bis er diesen Ausbund von Tugend und Stärke mit eigenen Augen gesehen habe.

Das leuchtete nun Mutter sehr ein; sie lehnte sich in den Gartenstuhl zurück, auf dem sie saß, lächelte unter Thränen und meinte: »Der König ist allzu gütig. Seine Majestät soll meinen John haben, aber nur auf vierzehn Tage. Auch braucht er keine Titel und Würden. Für mich wird er immer John bleiben und den Arbeitern gegenüber ist ›Herr John‹ genug.«

Also, Mutter hatte nichts mehr gegen meine Reise nach London einzuwenden, weil sie für mich viel Ruhm und Ehre davon erwartete; ich selbst aber geriet in einen wahren Abgrund der Betrübnis. Denn, was sollte Lorna von mir denken? Nach endlosem Warten war jetzt der lange Monat beinahe vorüber. Welche Beleidigung für sie, wenn ich nicht kam und sie vielleicht vergebens das Thal entlang nach mir ausspähen würde! Der Gedanke hieran ging mir nicht aus dem Kopf, ich fand aber keinen Ausweg und that die ganze Nacht kein Auge zu, während Jeremias Stickles nebenan in der Kammer aus Leibeskräften schnarchte. Auch das Vertrauen, das der König in mich setzte, bedrückte mich schwer. Wer weiß, ob er nicht etwas über die Doones mit mir reden wollte, was kein Mensch erfahren durfte – selbst Lorna nicht. Ihr mußte also auch Zweck und Ziel meiner Reise verborgen bleiben; nur daß ich weit, weit fortginge, sollte sie wissen, und vielleicht that es ihr leid. Aber, wie die Kunde zu ihr bringen und ihr doch mein Versprechen halten?

»Nun, Herr Stickles, wann müssen wir reiten?« fragte ich, als er tags darauf müßig im Hühnerhof stand. »Euer Gaul ist noch todmüde von dem langen Weg und Smiler hat gestern den ganzen Tag lang Holz gefahren; ein anderes Pferd aber kann mich nicht tragen.«

»In ein paar Jahren wird man dein Gewicht überhaupt keinem Pferderücken mehr aufbürden dürfen, John,« meinte Stickles, mich wohlgefällig betrachtend.

»Das mag sein. Aber jetzt wünsche ich zu wissen, wann wir unsere Reise nach London antreten müssen. Es scheint, daß die Sache sehr eilig und dringlich ist.«

»Freilich, mein Sohn, freilich. Aber da drüben sehe ich einen jungen Truthahn, der zu morgen Mittag einen fetten Braten abgeben würde. Zum Abendessen finden sich dann vielleicht noch einige Schnitten von dem guten Rehrücken und Freitag früh können wir, will's Gott, die Reise antreten, wie der König befiehlt.«

»Dürfen wir bis Freitag warten,« rief ich eifrig, denn ich zitterte förmlich vor Verlangen Lorna zu sehen, »so läßt sich's wohl auch auf Montag verschieben. Unsere alte Sau hat sieben prächtige Spanferkel; eins davon gäbe einen schmackhaften Sonntagsbraten. Es thäte mir leid, wenn die Frauen den allein verzehren müßten.«

»Wahrhaftig, mein Sohn, in solchem Quartier bin ich noch nie gewesen. Es wäre Undank gegen Gottes Güte, wollte ich es allzu schnell wieder verlassen. Freitag ist überhaupt kein Tag, an dem fromme Leute etwas Wichtiges unternehmen. So können wir erst noch das Schweinchen schlachten und am Samstag unsere Lenden gürten, um uns früh auf den Weg zu machen.«

Damit war für mich wenig gewonnen, denn vor Sonntag durfte ich das Doonethal nicht betreten. Stickles blieb jedoch unerbittlich und behauptete, daß er nur uns zu Liebe seinen Aufenthalt verlängert habe. Auch meine Hoffnung, Lorna wenigstens von der Klippe aus zu erblicken oder das verabredete Zeichen zu erspähen, war vergeblich – der Monat war ja noch nicht um. Wir beide hatten geglaubt es so klug anzufangen und nun erwiesen sich gerade die Maßregeln, die uns nützen sollten, als das schlimmste Hindernis. Ich sah mich wohl oder übel gezwungen, ohne Abschied von ihr zu gehen, so sauer mir das auch ankam.

Das Herz in der Brust war mir schwer wie Blei und doch mußte ich Mutter und Annchen noch Mut einsprechen, denn als die Stunde der Trennung kam, wollten sie schier verzweifeln. Nur meine Versicherung, ich käme nächste Woche wieder und sie brauchten sich nicht vor mir zu fürchten, selbst wenn mich der König zu einem gewaltigen Hauptmann gemacht hätte, beruhigte sie einigermaßen. Mutter lächelte sogar bei dem Gedanken. So winkte ich ihnen denn noch ein letztes Lebewohl zu und ritt entschlossen hinter Jeremias Stickles drein.

Die Reise nach London war in jenen Tagen ein recht gewagtes Unternehmen. Große Edelleute zwar, die stets eine Schar von Vorreitern, Dienern und Gefolge um sich versammelten, hatten von den Straßenräubern nicht viel zu fürchten, aber der gemeine Mann lief desto größere Gefahr. Er ward von elenden Strauchdieben und Buschkleppern angefallen, von den Schenkwirten geprellt, von versprengten Soldaten ausgeplündert, wenn er nicht im Sumpf stecken blieb oder auf dem holprigen Wege Hals und Beine brach.

Jeremias, der meine niedergeschlagene Stimmung bemerkte, that was er konnte, um mich aufzuheitern; er erzählte mir so vielerlei und so spaßhafte Geschichten, daß ich, bevor wir noch eine Meile geritten waren, ordentlich neugierig wurde, alles Seltsame, was er mir beschrieb, in der großen Stadt London mit eigenen Augen zu sehen. Ich vergaß meinen Trübsinn, lachte über seine Scherze und wir waren bald die besten Freunde.

Mutter hatte bei meiner Reiseausstattung weder Kosten noch Mühe gespart. Die geschicktesten Schneider von Exmoor mußten drei Tage lang mit allem Fleiß für mich arbeiten. Man behauptete auch allgemein, ich nähme mich höchst stattlich aus in meinem neuen Anzug und dürfe mich kecklich den Londonern zeigen – ich wollte nur Lorna hätte mich sehen können – aber Jeremias schwieg dazu und rümpfte etwas die Nase. Meine besten Kleider hatte ich überdies noch im Mantelsack eingeschnallt.

Gegen Mittag erreichten wir Porlock und speisten bei Herrn Pooke, meinem alten Freunde. Die erste Nacht schliefen wir in Dunstan bei unserem Verwandten, einem wackeren Gerber, der uns gastlich aufnahm. Er versprach Smiler nach Plover Barrows zurückzubringen und verschaffte mir ein Mietspferd zur Weiterreise.

Wir ritten nun über Bridgwater und Bristowe, durch eine mir ganz unbekannte Gegend. Schwerlich würden wir aber unser Ziel ohne Abenteuer und Unfall erreicht haben, wäre ich nicht mit einem Freipaß von Tom Faggus versehen gewesen, den uns das gute Annchen verschafft hatte, ich weiß nicht auf welche Weise. Als Jeremias sah, wie freundlich wir überall empfangen und bewirtet wurden, sobald man erfuhr, daß Tom Faggus mein Vetter sei, hielt er es für besser, das königliche Dienstzeichen von seinem Mantel abzutrennen.

»Besser, wir segeln unter deiner Flagge, mein Sohn«, sagte er. »Derselbe Mann, der mich auf dem Hinweg ausgehungert hat, soll nun auf der Rückreise für meine Verpflegung sorgen.«

So ritt ich denn mit des Königs Boten getrost weiter, im Schutz des Freipasses, den wir dem berühmten Ritter der Heerstraße verdankten.

Es dämmerte bereits stark, als wir nach unserer anstrengenden und ermüdenden Reise zur Nacht in Tyburn Halt machten. Ich war damit wohl zufrieden, denn ich wollte London lieber im Tageslicht sehen.

Es war aber kaum der Mühe wert, denn es ist eine abscheuliche, schmutzige Stadt, ganz und gar nicht wie Exmoor. Einige Läden sind wohl schön und haben prächtige Schilder; auch die Themse gefiel mir und die großen Kirchen. In den Straßen war aber stets ein solcher Lärm und solches Gedränge, daß man nicht stehen bleiben konnte, um alles mit Muße zu betrachten. Kam nun gar einer der vornehmen Hofleute des Weges, so ward man von den Dienern und Läufern beiseite geschoben und gestoßen, daß mir oft der Geduldsfaden riß und ich mich heimsehnte zu meinen Rindern und Schafen.

Damals, es war im Jahre 1683, führte die Hofpartei einen erbitterten Streit mit der Bürgerschaft, der man ihre verbrieften Rechte und Freiheiten nehmen wollte. Der Prozeß wurde gerade am königlichen Gerichtshof verhandelt und die ganze Stadt geriet darüber in Aufruhr. Es wurde auch eine große Verschwörung entdeckt, in die mehrere der höchsten Staatsmänner verwickelt sein sollten.

Tag für Tag hörte man von nichts anderem mehr reden, aber mir ward es schwer aus dem Wirrwarr recht klug zu werden und ich glaubte, die Sache gehe mich auch im Grunde nichts an. Das erwies sich jedoch als ein Irrtum, denn meine eigene Angelegenheit, die doch so eilig und dringend gewesen war, kam dadurch ganz in Vergessenheit. Ich wohnte nun schon fast zwei Monate auf meine Kosten im Hause eines wackern Pelzhändlers. Über mein Lager und Essen durfte ich mich nicht beklagen, nur die Butter war ungenießbar und die Kühe gaben eine sehr wässrige Milch. Das Schlimmste aber waren die Rechnungen am Samstag und daß ich sehen mußte, wie das viele Geld, das mir Mutter mitgegeben hatte, immer mehr zusammenschmolz.

Am Tage nach meiner Ankunft hatte ich vor einem königlichen Notar eine Schrift unterzeichnen müssen, in der mir unter Androhung einer schweren Geldbuße befohlen war, mich stets bereit zu halten Zeugnis abzulegen, sobald es gefordert würde. Jedesmal aber, wenn ich mich erkundigen wollte wie meine Sachen stünden, ward ich von den Schreibern abgewiesen. Da meine Barschaft nun ganz auf die Neige ging und ich mir nicht anders zu helfen wußte, beschloß ich, mir den Zutritt vor die Richter zu erzwingen, damit sie meine Aussagen anhören könnten und ich endlich entlassen würde.


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