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Unsre heilige Allianz.

Zu seinem achtzigsten Geburtstage hatten Leipziger Freunde A. mit einem Becher beschenkt; das Begleitgedicht, auf welches das obige eine Erwiderung ist, stammt von Theodor Mommsen. (D. H.)

1849.

Ihr Männer, lieben Brüder,
Wie reicht ihr goldnen Glanz?
Wie streut ihr Blätter nieder
Aus halbverwelktem Kranz.
Von längstverschollnen Jahren,
Von Klängen, die mit dem Wind
Wohl lange hingefahren,
Wo Sang und Klang verrinnt?

Ihr Männer, lieben Brüder,
Doch klinget euer Gruß
Ein deutsches Echo wieder,
Das nie verstummen muß:
Es klingt wie fröhliches Singen,
Wie Lust- und Freiheitsschall,
Der nimmer mag verklingen
Als leerer Widerhall.

So nehm' ich denn, ihr Brüder,
In Demut hin den Glanz
Und blättre hin und wieder
Am alten Ehrenkranz.
An welchem? Nicht an meinem –
Still wird der hingelegt –
Nein, an den hehren Scheinen,
Die ihr aufs Gold geprägt.

So muß ich heut euch grüßen,
So bildr' ich an dem Glanz,
So wollen wir heute schließen
Auch heilige Allianz,
Zu schirmen und zu wahren,
Wie's der Vertrag bedingt,
Was seit zweitausend Jahren
Deutsch durch Geschichten klingt.

So fass' ich mir den Becher,
Das schöne Ehrengold,
Würde Klinger, Singer, Sprecher
Gern frisch um solchen Sold,
Klänge gern, was je geklungen
Deutsch Herz in Weihestund',
Sänge gern, was je gesungen
Ein treuster deutscher Mund.

So füll' ich mir den Becher
Mit goldnem Wein vom Rhein,
Er soll heut Klinger und Sprecher
Der deutschen Hoffnung sein:
Wie in Millionen Scheinen
Die Traubenhoffnung blüht,
Blüh, was wir hoffen und meinen,
Wie's heut im Golde glüht.

Es gilt – fliegt, freiste Gedanken,
Erfliegt den höchsten Stand,
Gedanken, die nicht wanken –
Es gilt dem Vaterland!
Den stolzen Männerspielen
In Kämpfen, schwer und heiß!
Den höchsten, fernen Zielen!
Und jedem höchsten Preis!

Es gilt, das Pfand zu lösen,
Das kühn wir eingesetzt,
Wieviel die Narren und Bösen
Auch Bosheit regt und hetzt.
So, Brüder, wollen wir halten
Die deutsche Allianz,
Kein Teufel soll zerspalten,
Was wir wollen voll und ganz!



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