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Selbstschau.

1847.

Achtundsiebzig Jahre? – O wie bald
Rollt die müde Kugel aus der Zeit
In die tiefe, dunkle Ungestalt,
In dein Ginungap Ginungap, in der nordischen Mythologie der gewaltige Abgrund, das griechische Chaos, das biblische Tohu Bohu. (D. H.), o Ewigkeit!

Chaos, Ginungap, Tohu Bohu,
Grauen zwischen Zeit und Ewigkeit,
Nimmer fuhr durch meines Schlummers Ruh',
Meiner Träume Spiel dein Riesenstreit.

Märchen ohne Anfang, ohne End',
Ohne Maß und Zeichen und Begriff,
Deinen Schrecken zu Gefallen wend'
Nimmer anders ich mein Lebensschiff.

Der's gesetzt auf diesen Ozean,
Senkte tief ins Herz mir den Magnet,
Gab zum Steu'rmann mir den holden Wahn,
Welchen beiden fest ihr Nordpol steht.

Nordpol? Südpol? Pol't soviel ihr wollt,
Türmt, Gedanken, rastlos Riff auf Riff,
Schaut, wie lustig meine Kugel rollt,
Schaut, wie mutig reitet hin mein Schiff.

Ha! Das ist dein Mut, das deine Macht,
Deine Macht und Kraft, du Herr der Welt,
Was das Herz mir also freudig macht,
Meines Lebensschiffleins Segel schwellt.

Trieb es öfters auch auf scharfen Strand,
Hat der Blitz die Masten ihm zerkracht,
Halbes Wrack erreicht' es doch das Land,
Lief kalfatert aus mit neuer Fracht.

Frisch denn durch die Wogen auf und ab!
Frisch vertraut dem Herrn im Himmelszelt!
Dem ist Wellengrab ein Rasengrab,
Der nach seinem Stern die Richtung hält.

Dräut nur, Nacht und Sturm und Felsenstrand!
Und du Meeresabgrund ohne Grund!
Meiner Hoffnung schimmert neues Land,
Neues Meer mit sicherm Ankergrund.



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