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Allein.

1841.

Ich bin allein, in weiter Welt allein,
All meine Sterne schlossen ihren Himmel,
Im dichten Menschenstrudel ganz allein,
Allein im bunten, wilden Erdgewimmel –
Allein? Wie furchtbar tönst du, Schreckenswort!
Zum Ozean des Nichts wie treibst du fort!

Allein! So schloß sich schwarz der Himmel zu,
Der meine jungen Tage einst umglänzte?
So flüchtig, süße Freude, warest du,
Die meinen Frühling einst mit Rosen kränzte?
Allein? Allein? O gräßlich düstres Wort!
Einsam der Mensch und ohne Heim und Ort?

Einsam der Mensch? Du faselst, dunkler Tor –
Lockt nicht die Sonne mit den alten Strahlen?
Lockt nicht die Wiese mit dem Blumenflor,
Ein zweites Eden vor dir hinzumalen?
Spricht Gott nicht in dem Stein und Gras und Strauch,
Im Sternenschimmer und im Blütenhauch?

Spricht Gott in dir nicht? Ja, wenn Kerkernacht
Im Moder fern von Sonn' und Mond dich hielte,
Und wenn des Satans schärfste Höllenmacht
Mit allen Zweifelsschüssen auf dich zielte,
Wo Gott und Liebe spricht, wie könnt' es sein?
Mit Gott und Liebe bleibt kein Mensch allein.

Mit Gott und Liebe – o das Freudenwort!
Gleich fliegen her die Myriaden Geister
Und jagen alle düstern Spuke fort
Und werden aller bösen Träume Meister,
Und fröhlich tagt's wie junger Morgenschein:
Mit Gott und Liebe bleibt kein Mensch allein.

O Gott und Liebe! O du Liebesheld!
Du Stiller alles Jammers, aller Klagen!
Du Helfer und Befreier aller Welt,
Der auch für mich den Dornenkranz getragen –
Bescheinst du mich, du höchster Liebesschein,
Ist alle Erde, aller Himmel mein.



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