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Der deutsche Hiob antwortet dem Eliphas und Zophar.

Der deutsche Hiob antwortet seinen Freunden, die ihn der Ungerechtigkeit gegen Gott, der ihn nicht verlassen habe, zeihen. Damals drohte ein Krieg gegen Frankreich und Rußland. (D. H.)

1844.

Es klingt mir vom Osten zum Westen herum,
Jammert und fluchet vom Süden zum Norden:
Weg mit der Hoffnung! Dein Volk es ist dumm,
Dummer mit jedem Jahrhundert geworden,
Spielwerk, geschaffen
Tigern und Affen
Zum Reißen, zum Morden.

Einst rief es Freiheit und Herrschaft der Welt
Stolz im gebietenden Purpur der Lande,
Doch o wie lange zerrissen, entstellt
Bleichte zum Lumpen den Purpur die Schande!
Stumm und geschmeidig
Küsset es leidig
Die Ruten, die Bande.

Rede mir nicht von dem Sieg und der Schlacht,
Welche die Lügen des Korsen zerschmettert,
Nicht von der Herzen gewaltiger Macht,
Welche den Kranz seines Ruhmes entblättert,
Welche sein Babel –
Prächtige Fabel! –
Erstürmt und erklettert.

Rede mir nicht! Ich will bessres Gefecht
Als um das blutige Kriegswürfel schanzen,
Ich will die Schlacht, die für Freiheit und Recht
Todeskühn schreitet durch Schwerter und Lanzen,
Die von dem Wort
Schärfet den Ort
Den Lügnern und Schranzen.

Rede mir nicht von dem Tag, der geheim
Spinnt von der Zukunft die glücklichern Lose!
Rede mir nicht, sondern weise den Keim,
Keim nur, wenn Fremde sich pflücken die Rose
Dir aus dem Garten,
Du gaffst im Warten
Geduldig und lose.

Rede mir nicht! Wie die Winde ringsum
Sinnlos und wüst sich einander zerhadern,
Heget dein Deutscher, so dumm sonst und stumm
Blut nur für windigen Streit in den Adern;
Newa und Seine,
Wolf und Hyäne
Gehn durch mit den Hadern.

Ja, ich will reden, und singen will ich,
Singen vom Spiel der germanischen Lanzen,
Singen, Ankläger, davon gegen dich
Und gegen Worte, die leichtfüßig tanzen:
Geist und sein Wehen
Läßt sich verstehen
Allein aus dem Ganzen.

Ja, ich will reden, und singen will ich,
Bräutliche Hoffnung, um dich will ich werben,
Ganz nur im Ganzen da finde ich mich,
Mögen die Kleinen im Kleinen verderben!
Auch wo es Glanz ist,
Auch wo es ganz ist,
Sie sehen nur Scherben.

Scherben? O können sie weiter nichts sehn?
Braust ihnen klanglos die Strömung der Zeiten?
Lüfte der Zukunft, umsonst euer Wehn?
Glocken des Tages, umsonst euer Läuten?
Töne des Lebens,
Ist es vergebens
Euch solchen zu deuten?

Scherben? Nein, mir blitzt das Schwert und das Recht,
Mir winkt der Held, der im fröhlichen Spiele
Einst in dem größten und letzten Gefecht
Bindet zur Einheit das Kleine und Viele,
Der, Sieges Meister,
Schwingen der Geister
Beflügelt zum Ziele.

Reden drum will ich, ja singen will ich,
Wie mir die Hoffnung den Busen durchzittert,
Kommen wird einer und sammeln um sich,
Was sich noch sträubig im Hader zersplittert.
Hoffnung! darf sagen,
Wer vor dem Tagen
Das Morgenrot wittert.



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