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Die Selbstvergötzung.

1843.

Du schreibst: »Hier, Lieber, nimm mein Herz,
Durchsichtig wie ein Spiegelglas,
Mit vollem, tiefem Weltenschmerz.«
»Ei! Wär's Schmerz Gottes, wär' es was.«

Geist über Geist, Wind über Wind,
Mut über Mut – o Übermut!
Laß dich nicht kirren, liebes Kind,
Der laute Mut tut nimmer gut.

Der Wahn, der sich zum Götzen bläht,
Der eitle Lug der eignen Brust,
Ist Wind, der Winden gleich verweht,
Bleibt ohne Mut und Macht und Lust.

Du horche nicht der Narretei,
Die bunt mit blanken Farben prahlt,
Doch trau der Himmelphantasei,
Von Gott auf Menschenstirn gemalt;

Doch trau der warmen Liebesglut,
Von Gott ins Menschenherz gesenkt,
Dem Sonnenspiegel jener Flut,
Womit er stille Seelen tränkt,

Dem Sonnenspiegel jenes Lichts,
Das schaffend durch das Weltall strahlt,
Dem Spiegel seines Angesichts,
So hell auf Menschenstirn gemalt.

Da knie dem verborgnen Gott,
Da falte frohes Dankgebet:
Die bunten Götzen werden Spott,
Wind bleibt die Lügenmajestät.



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