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Ein Zweites an X.

1848.

Wo steh' ich recht? Wo richt' ich hin
Für rechtes Sehen Aug' und Sinn?
Von unten auf? Hinab von oben?
Sprich, welche Stellung wirst du loben?

»O je! Je höher ist der Berg,
Des mehr wird unten alles Zwerg,
Und schaust du auf aus Tales Wiesen,
Du schaust dort oben eitel Riesen.

Erröte! Wisse, du treibst Spott
Mit dir, willst sein ein kleiner Gott,
Hast gar dein kurz Gerät vergessen
Und meinst Unendlichkeit zu messen.

Nein, so ist nicht der Augen Macht,
So stehst du nicht auf rechter Acht,
In eigne Tiefe mußt du steigen,
In dir nur wird die Welt sich zeigen.

Da draußen ist dein Maß zu kurz,
Ist nichts als Fall und Übersturz,
Und zwischen Wagen und Verzagen
Wird Nacht um dich zusammenschlagen.

So klingt es: Tief in dich hinein!
Fern von des Lebens Sonnenschein!
Doch zittre! Denn auch da sind Nächte
Und lauern wilde, wirre Mächte.

Doch kämpfst du dort dich durch zum Licht,
So steht dein Auge recht gericht't,
Hoch über Welt- und Sonnenstraßen
Erlernt's das Maß von Gottes Maßen.

Denn Herzenslicht ist Licht vom Herrn,
Viel heller als der hellste Stern,
Und alle Tiefen, alle Höhen
Durchdringt sein Sehen, sein Verstehen.«



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