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Des Zweiflers Unruh'.

1837.

Wohin, wohin, ihr flatternden Gedanken?
Wohin mit mir im brausenden Gewimmel?
Was reißt ihr mich durch aller Himmel Himmel
Und schlingt um nichts und alles eure Ranken?

Wir fliegen hoch. Sind wir so hoch geboren?
Und warnt uns nicht, was Fabel klingt und Sage,
Der Weisen Lehre und der Helden Klage,
Der Frommen Seufzer und der Spott des Toren?

Sie warnen: Kinder flüchtiger Sekunden,
Wie reißt euch doch der wilde Wahnsinn hinnen?
Was Menschen schaffen, bauen, denken, sinnen,
Wird ihnen gleich ein Morgentraum erfunden.

Ja, daß wir durch die höchsten Himmelshöhen
Und durch die tiefsten Höllen müssen schweifen,
Nach Unergreiflichkeiten müssen greifen,
Das ist das lange Weh der ältsten Wehen.

Da spielt die Hoffart und ihr Sohn, der Zweifel,
Ach, schon Gesell von Adam, unserm Ahnen;
Wir sind Soldaten unter seinen Fahnen
Und folgen ihres bunten Trugs Gewaifel.

Er ruft: Mir nach zum Sieg, ihr tapfern Knechte!
Mir nach, zum Dienst das Geisterreich zu zwingen!
Wir müssen durch zum Lichtesurborn dringen;
Den Feigen unten lassen wir die Nächte.

Das ist's, das ist der alte Fluch hienieden:
Wir jagen nach den bunten Zauberbildern,
Bis wir im wirren Geisterkrieg verwildern,
Stets weiter weg von Einfalt, Ruh' und Frieden.

Weh heißt die Aufschrift auf dem Lebensschilde,
Verwirrt hat unser ABC die Lüge,
Verwischt das klare Antlitz reiner Züge,
Des Götterbilds der Liebe Lust und Milde.

Doch ist des Bildes Bild herabgekommen,
Des Armen Reichtum und das Licht der Blinden,
Der Edelstein, den Kunst und List nicht finden,
Der nur den Stillen leuchtet und den Frommen.



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