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An die Welschelnden.

1843.

Soll ich mich zur Trauer neigen
Bei dem frohen Frühlingsschall?
Soll ich sprechen: »Ihr sollt schweigen,
Kuckuck, Lerch' und Nachtigall!
Muntres Bächlein sollst nicht klingen
In dein Blumental hinab,
Maienwindchen, sollst nicht singen
Durch die Blüten Frost schaff' ab!

Soll ich trauern, soll ergrimmen
Ob der deutschen Wüstenei,
Ob den frechen Bubenstimmen,
Ihrem Deutsch und ihrem Frei?
Was sie welscheln, was sie wähnen,
Was sie schreien überlaut:
Sucht für Rheine euch die Seinen,
In Paris die Freiheitsbraut
?

Wie? Mit bunten welschen Scheinen,
Mit dem blanken welschen Trug
Dürften Größtes sie verneinen,
Was die deutsche Erde trug?
Ha! Die dummen, frechen Buben!
Jene, die der Knechtschaft Stein
Einst von deutschen Nacken huben,
Dürften sie zu Narren schrein?

Nein, die droschen nicht auf Trebern,
Droschen reines Freiheitsgold;
Drum auf ihren stillen Gräbern
Zahle Deutschland Ehrensold!
Bubenruf, du wirst verklingen,
Bubenhohn, du wirst zu Spott –
Ihr Erkühnen, ihr Vollbringen
War der alte deutsche Gott.

Deutscher Gott und deutsche Flammen,
Deutsche Liebe, fromm und schön,
Flög' um euch die Welt zusammen,
Ihr könnt nimmermehr verwehn;
Eure Ehren, eure Kränze
Werden nimmermehr verblühn –
Morgenröten deutscher Lenze,
Frischer Lenze seh' ich glühn.

Drum, mein Lenz, du sollst nicht schweigen –
Klinge, Mai, mit Freudenschall!
Klingt mit Flöten, Pfeifen, Geigen,
Kuckuck, Lerch' und Nachtigall!
Deutschlands Frühling, er wird kommen,
Für die Welschen klingt: Schaff ab!
Allen unsern Tapfern, Frommen
Leg' ich diesen Wunsch aufs Grab.



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