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An dem Grabe eines Freundes.

Am 12. März 1846 starb zu Bonn A.s Freund, der Geschichtsprofessor Hüllmann. (D. H.)

1846.

Erde bist du, Erde sollst du werden!
Gott, drum hebe du mich von der Erden,
Der den Geist in meine Erde blies,
Deinen Geist als Atem meiner Nüstern,
Daß die Tiefverborgnen in mir flüstern:
Glaub ein überirdisch Paradies.

Ha! Die Tiefverborgnen unverborgen
Flogen hell empor am hellsten Morgen –
Welch ein Morgen! Welch ein Glanz und Licht!
Als die erste jauchzende Aurore
Aufgetan des Osten Sonnentore,
Ersten Tag dem Menschenangesicht.

Ha! Die Tiefverborgnen, die das Werden
Aller deiner Sonnen, Monde, Erden
An dem Schöpfungstage mitgeschaut!
Die Gespielen weiland höchster Thronen,
Die den Dunkeln, die hienieden wohnen,
Edens Traum vom Paradies gebaut.

Traum vom Paradies? Ja Traum und Schatten:
Was die Geistchen einst dort oben hatten,
Spielen hier sie tausendbildrig aus:
Wähnen, sehnen, weinen, lächeln, scherzen –
O das bunte Geisterspiel der Herzen
Winkt und weist ein himmlisch Heimatshaus.

Tiefverborgne, wunderbare Wesen,
Deren Schrift wir ungeschrieben lesen,
Auf! Hierher mit mir zur dunkeln Gruft!
Was ich bin, sein werde und gewesen,
Über diesem Abgrund lehrt mich's lesen,
Haucht durch meine Schmerzen Himmelsluft.

Weht den Mut mir durch mit Sonnenfunken!
So sei Staub zerstäubt zum Staub versunken!
Nehme Erde, was die Erde gab!
Zweifel, türmet Berg' und Felsensteine,
Himmelsberge türmt auf die Gebeine –
Geister fängt und hält und deckt kein Grab.



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