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An die Jünglinge, die Krieg schreien.

Bei der Eröffnung neuer Eisenbahnstrecken fanden 1843 belgisch-deutsche Verbrüderungsfeste statt, welche in französischen Zeitungen Kriegsdrohungen hervorriefen. (D. H.)

1843.

»Weg mit der roten Lust der Rosen!
Weg mit der Liebe Taubengirren!
Weg mir mit Scherz und Spiel, den losen,
Die stolze, freie Triebe kirren!
Weg mit Schalmeien! Weg mit Flöten,
Die feigem, faulem Frieden frönen!
Her Trommeln, Hörner und Trompeten,
Die Kampf und Krieg und Schlachten tönen!

Wie? Gleich dem Wurme mit Gewürmen
An kalter Erde fortzukriechen,
Und fern von Blitzen, Donnern, Stürmen
In Faulheit faulend hinzusiechen –
Wie? Dazu hätte Gott geschaffen
Mich, der sein Feu'r aus allen Nüstern
Heiß blasen muß, mich Himmelsaffen,
So tatendurstig, sonnenlüstern?

Nein! Nein! Er meinte andern Segen
Als diesen feigen, faulen Frieden,
Er meinte Blitz und Lust der Degen,
Drum goß er Flammen ein, die sieden,
Drum goß er das Titanenbabel
Ins Herz mir, das will Himmel stürmen
Und jenseits jeder kühnsten Fabel
Sich höchst Gedankenschlösser türmen.

Drum Krieg mir! Krieg! Denn mit Tyrannen
Geht meines Tages Stunde trächtig,
Der Menschheit Nerven zu entmannen
Sind Sklaven, Heuchler, Schmeichler mächtig –
Drum Krieg! Die Lanzen in die Rippen
Dem Zwinger und dem Knecht gestoßen!
Sie kennen Sankt Helenens Klippen:
Doch läßt nichts Böses sein Erbosen.«

So schreit ihr wirrig durch die Wirren,
Nichts wissend von dem stillen Schreiten,
Nichts ahnend von dem Flügelschwirren
Der Geister, die die Stunden leiten,
Nicht bebend vor dem Oberalten,
Der lächelnd hinterm Vorhang sitzet
Und mit verborgnem, weisen Walten
Sein Schicksal still durch Welten blitzet.

Ihr wollt nur sprudeln, glühen, blühen –
O das ist Lust der heißen Jugend –
Ihr wollt nur Glut und Flammen sprühen,
Auch das ist Lust, doch keine Tugend.
Wißt, daß ihr überall auf Stätten,
Wo Edle kämpften, starben, tretet –
Ihr lieben Jungen, lernet beten,
Damit ihr fest auf ihnen tretet.

Krieg? Das ist kein Gebet der Frommen,
Den Wunsch, den lasset in der Scheide –
Der wird euch gnug von selber kommen,
O komm' er nimmer euch zum Leide!
Wißt, Gottes sind des Kriegs Gerichte,
Spielt nicht mit Riesen auf und Drachen:
Geschichten macht der Mensch, Geschichte
Behielt der Herr sich vor zu machen.

Krieg? O, den wird euch Gott schon bringen –
Nie reißen Plagen ab und Schmerzen –
O finde dann die rechten Klingen
Das Vaterland, die rechten Herzen!
Wann seine Fahnen frei den Winden
Zum blut'gen Tanz den Glanz entrollen,
O mög' es dann als Männer finden,
Die jetzt als Knaben kriegen wollen!



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