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Gesang der Christenlerche.

1837.

Es klingt ein Klang der Klage
Rings durch die Welt umher:
»Kurz sind der Menschen Tage
Und ihre Mühen schwer,
Nach leichtem Jugendspiele
Treibt Arbeit, Müh' und Not
Sie rastlos fort zum Ziele,
Und dieses Ziel ist Tod.«

O Klang voll bittrer Wehen!
Uralter Heidenklang!
Aus Tiefen rings und Höhen
Wie klingst du grausig bang!
Mit Zweifeln, Zittern, Zagen,
Mit ungestilltem Schmerz
Stellst du die scharfen Fragen
Ans arme Menschenherz.

So mag ein Sandkorn schweben
Auf hoher Meereshöh',
Wie Menschen stürmisch beben
Auf wilder Lebenssee:
Ach! Zwischen Fürchten, Hoffen
Wie hielten sie's wohl aus,
Stündst du zum Trost nicht offen,
Du Grabesfriedenshaus?

Fort, Heidenklang! Verklinge!
Verkling', uraltes Weh!
Komm, Christenlerche, singe
Ein Lied aus höhrer Höh',
Ein Lied vom schönern Glauben,
Von süßern Friedens Ruh',
Komm, trag mit Noahs Tauben
Uns grüne Hoffnung zu.

Komm, Christenlerche, singe,
Was du so selig weißt,
Die Lust des Himmels singe,
Die Held und Heiland heißt,
Die Wahrheit heißt und Leben
Und Licht der Erdennacht,
Daß nun kein Leid mehr beben,
Kein Tod mehr grauen macht.

O süßer Klang der Freude!
O Klang der Seligkeit!
Nicht mehr der Stunden Beute,
Ich heiße Ewigkeit.
Verlisch, du Erdensonne!
Tu, finstres Grab, dich auf!
Hell flieget meine Wonne
Zum höchsten Stern hinauf.



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