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Es war einmal ein Taktstock, der konnte nicht spielen und nicht singen, aber immer wollte er den Ton angeben und dirigieren. Dabei kam es ihm gar nicht so sehr darauf an, ob er einen Chor oder Musikinstrumente vor sich hatte. Auch das Stück, das gesungen oder gespielt wurde, war ihm fast egal, wenn auch das eine schwieriger war als das andere, Hauptsache, er konnte Einsatz, Takt und Ende diktieren.
Eines Tages empörten sich die Sängerinnen und Sänger und das ganze Instrumenten-Orchester gegen den herrschsüchtigen Taktstock.
»Nun gut,« sagte der Taktstock in seiner glatten Überheblichkeit, »dann singt und spielt ihr eben ohne mich. Ich lege mich zur Ruhe.«
Als er dann aber hörte, wie ungenau die Chorstimmen harmonierten und wie sich die Instrumente zu übertönen versuchten statt in geordneter Eintracht zu spielen, zuckte sein gewissenhafter Körper vor Aufregung. Schließlich erhob er sich von seiner Ablage, richtete sich gebieterisch auf und erklärte:
»Habt ihr nun begriffen, daß ihr einen Dirigenten braucht? Meine Güte, ich bin doch kein Knüppel. Ich will euch doch nur helfen, alles richtig zu machen.«
»Aber du bist ein Diktator!« rief eine Posaune mit kleinlaut verebbendem Ton, denn sie hatte selbst gemerkt, daß es ohne den Taktstock nicht ging. Die anderen Instrumente stimmten ihr zu. Aber auch sie betonten ihren Widerstand nur noch halbherzig.
»Das ist Unsinn!« rief der Taktstock hallend in den Saal. »Ihr wißt doch so gut wie ich, daß wir denselben Gesetzen gehorchen. Wir spielen nach Noten. Das ist unser Schicksal. Nur so klingen wir gut. Entschuldigt, daß ich immer`wir´ sage, aber ich helfe euch doch schließlich. Ja, es sieht wohl so aus, als beherrschte ich euch mit eindringlichen Gebärden, aber ich bin doch in Wahrheit euer Diener, und unser gemeinsamer Herr ist das hier!«
Er spießte ein Notenblatt auf und hielt es dem Chor und den Instrumenten hin wie eine Fahne.