Helmut Wördemann
Gedichte
Helmut Wördemann

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Das leidende Fernsehgerät

Es war einmal ein Fernsehgerät, das musste jeden Tag und jeden Abend, oft bis tief in die Nacht hinein, so viele Bilder und Szenen aufnehmen, blitzschnell, aber unversehrt, und musste sie hübsch zusammengefügt wieder ausstrahlen, dass es mit der Zeit ganz brummig wurde.

»Was geht mich das eigentlich an?« fragte sich das Fernsehgerät: »Da lächelt eine Frau, oder es lächelt ein Mann, aber nicht für mich. Ich bin doch für die nur ein Mittel zum Zweck. Und die vielen Kriegsbilder oder die Verbrechen! Mich macht das alles ganz heiß, wenn ich auch zugeben muss, dass eine langweilige Diskussion mich genau so sehr erregt; na, sagen wir lieber, dass Krieg und Verbrechen mich genauso wenig verrücktmachen können wie eine geistreiche Diskussion. Aber immerhin, ich muss das alles verkraften und habe nichts davon als Arbeit. Ich mach mich auf die Dauer kaputt. Also, wie die Menschen das verkraften...?

Ich bin doch nur ein Ding aus Kunststoff, Metall und Glas, und mir läuft es schon heiß und kalt und ziemlich gesundheitsgefährdend durch die Glieder, vor allem durch die engen Nerven. Die Menschen bestehen aus viel weicheren Teilen. Wie halten die nur alle die Bilder aus, alle die bewegten und bewegenden Szenen? Hm. Vielleicht sind sie kühler als ich und lassen's nur so durch sich hindurchlaufen.«

 


 


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