Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Unglücksstern.

               

Der Bruder hat mit sanfter Hand
    Die Augen ihn. geschlossen,
Sonst kräht in der Welt kein Hahn nach ihm,
    Der heute sich erschossen.

Sein Vater war Genie und Lump,
    Sucht' über'm Meer sein Glücke
Und kehrte als Genie und Lump
    Mit Weib und Kind zurücke.

Der Sohn trat seine Erbschaft an:
    Die bucklich hohe Stirne,
Den feinen Geist, das Lumpenthum
    Und einen Spahn im Hirne.

Hat dennoch wacker sich geplackt
    Auf steilen, dornigen Pfaden,
Stets wieder einen Streich gemacht
    Und ist ihm nichts gerathen.

Bald zog er straff an seinem Strang,
    Bald lief er weg vom Karren,
Wie's halt nicht anders gehen kann
    Bei einem Stück von Narren.

Bald hat die Hoffnung ihm gestrahlt,
    Bald ist sie ihm erloschen,
Dann gieng sie endlich ganz ihm aus
    Mit seinem letzten Groschen.

Er wurde klug, er wurde klar,
    Er dachte, wir müssen's enden!
Da liegt er nun im Kämmerlein
    Mit seinen kahlen Wänden.

Die Sterne schauen kalt herein;
    Wo steht wohl unter ihnen
Der Unglücksstern, der lebenslang
    Dem Armen hat geschienen?


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