Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Und doch.

                 

Zu melden ist von schrecklichem Gesichte,
    Das mich zumeist nach Freudenfesten plagt.
Es träumt mir dann vom jüngsten der Gerichte,
    Da zucken Blitze, daß es grausig tagt,
Nach meines Lebens wechselnder Geschichte
    Wird unbarmherzig im Verhör gefragt;
Ich wälze mich auf meinem Schlummerkissen
Und jede Sünde fällt mir auf's Gewissen.

So zum Exempel, wie beim flotten Mahle
    Des Schaumweins Naß, der allzureichlich floß,
Ich aus dem jäh gehobenen Pokale
    Auf einer Dame feines Kleid vergoß,
Benebelt auch von ihrer Augen Strahle
    Noch etlich Böcke – keine kleinen – schoß,
Dann gegen Spott mich jugendlich erhitzte
Und Sinn und Unsinn durcheinander blitzte.

Die Nacht darauf mit Zittern und mit Beben
    Stand ich im Traume vor des Richters Thron.
Ach, rief ich, Herr! Bedenke, daß für's Leben
    Du mir so etwas – o, du weißt es schon! –
So eine Dosis Wahnsinn mitgegeben:
    Laß Gnade walten! Nach Proportion –
Du kannst's in meines Lebens Akten lesen –
Bin ich noch ziemlich ordentlich gewesen.

Da steh' ich. Weh! Er runzelt seine Brauen,
    Oeffnet den Mund zu tödtlichem Gericht,
Mir schwanet von der tiefsten Hölle Grauen –
    Doch seht! Er sinnt – er fällt den Spruch noch nicht;
Ja schon beginnt er freundlicher zu schauen –
    Wohl mir: er nickt, er lächelt und er spricht:
Nun, alter Esel! Da, zur Rechten wandre!
Man rechnet dir so Eines in das Andre.


 << zurück weiter >>