Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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An das Bild Peter Vischer's

am Sebaldusgrab in Nürnberg.

               

Wie du nach mir mit wohlbekannten Zügen,
    Im Schurzfell, Hammer, Meißel in der Faust,
Breitschultrig, stämmig, ehrenfest, gediegen,
    Du wackres Ahnenbild, herüberschaust,

Da fühl' ich das verwandte Blut sich regen;
    Wir kennen uns, sag' ich, sagst du zu mir,
Und doch, mich mahnt's mit schmerzlichem Bewegen,
    Nicht reines Feld ist zwischen mir und dir.

Ja, ja, ererbt von dem getreuen Alten, –
    Kaum weiß ich's noch, die Zeit ist schon so lang –
Drang mich ein Geist, zu schaffen, zu gestalten
    In Erz, in Farben, in des Wortes Klang.

Ihm flog voran und wiegte sich im Blauen
    Ein frischer Sinn, weit wie die Welt und frei,
Und trug von Allem, was da ist zu schauen,
    Willkommner Beute reichen Stoff herbei.

Bereites Werkzeug war dem innern Dichter
    Ein Auge, das nicht stumpf und irrend schweift,
Das jeden Wesens Bildung, Maß und Lichter
    Mit sichrem Blicke findet, faßt und greift.

Des Lebens Wendung, nicht will ich sie schelten,
    Die in der Denker stirngefurchte Reih'n,
In die gestrengste aller Geisteswelten
    Weitab mich trug vom heitern Sinnenschein.

Doch ein Getheilter bin ich nun geworden,
    Ein halbes hier, und dort ein halbes Glück,
Den Scheitel grüßet kalte Luft aus Norden
    Und nach dem Süden geht der feuchte Blick.

Der Denker Paßamt fordert hin und wieder
    Den Ausweis und bezweifelt, ob er ächt,
Der Ahnherr zuckt mir fragend durch die Glieder:
    Wo bleibst du, Sohn? Du giengst? Es war nicht recht.


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