Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Schlittenfahrt.

                   

Manchmal an einer Schlittenfahrt
Erkenn' ich recht die Menschenart.
Mit rothen Ohren und blauen Nasen,
Schnatternd, vom Winde zerwühlt, zerblasen,
In Pelze vermummt bis über's Kinn,
Mit verbürgter Aussicht auf Winterbeulen:
So hocken sie in der Schachtel drin;
Sie möchten eigentlich lieber heulen;
Doch weil die Pferde springen
Und weil die Schien klingen,
So meinen sie auf der glatten Bahn –
Wie sehr den sonderbaren Wahn
Ihr Hirn auch rügt –:
Sie seien vergnügt.

Und den einfachen Mann daneben,
Der gern seinem Hirn Gehör mag geben,
Der gerne still und stet
Seiner Wege geht,
Ihn drängt in den Wall von Schnee hinaus
Der unvernünftige Saus und Braus. –
– Bleib' ruhig, Alter, zürne nicht drauf,
In deiner Klarheit sollst du beharren;
Das ist halt die Welt, das ist ihr Lauf,
Die breite Straße gehört den Narren.

Weg schmolz der Schnee,
Fest bleibt die Idee:
Gerutscht muß sein!
Noch wässert das Kindermaul
Nach dem süßbittern Schleck,
Schon spannt man ein
Und den Schlitten schleppt der geschundne Gaul
Durch den Dreck.

Wären's nur Junge, wär' nichts zu spotten,
Möchten nur immer hotten und trotten;
Jugend darf närrisch sein,
Trunken vom Schein.
Aber der alte Hans,
Aber die alte Gans,
Wie mögen Die noch drin hocken,
Noch spielen mit Tocken?
Wie steht's zu den welkenden Zügen,
Sich noch gar so dumm zu belügen?


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