Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Glaube.

           

Ich scheide, sprach der Knabe,
Doch sei dir, liebe Maid,
Herzinnige Treu geschworen
In alle Ewigkeit.

Nun er in fernen Landen
Um blut'gen Lorbeer wirbt,
Dem ungetreuen Manne
Die Lieb' im Herzen stirbt.

Doch immer, immer naget
In seiner Brust der Wurm,
Er hört die süße Stimme
Durch Schlachtengraus und Sturm.

Er sieht das klare Auge,
Er schlafet oder wacht,
Aufleuchtend, aufgeblättert
In grabesschwarzer Nacht.

Was frommt nur alle Reue?
Ruft er in wildem Zorn,
Es ist ja doch im Herzen
Versiegt der Liebe Born,

Das ausgebrannte Feuer,
Kein Wille bringt's zurück,
So muß ich denn zertreten
All ihres Lebens Glück!

Ermorden und zertreten –
Du unglückselig Weib!
Doch eh' die Seel' ich morde,
Mord' ich den zarten Leib.

Er lenkt, wie sonst, die Tritte
Nach seines Liebchens Haus,
Sie streckt, wie sonst, die Arme
Nach dem Geliebten aus.

Liebst du mich denn noch immer
Im tiefsten Herzensgrund?
So ruft sie. Stumm und stille
Küßt er den süßen Mund.

Die Linke hat umschlungen
Einst seines Lebens Lust,
Die Rechte zuckt am Messer,
Durchbohrt die treue Brust.

Kind, es geschieht aus Liebe,
Der bleiche Mörder spricht.
Ich glaub' es, spricht sie leise,
Das treue Auge bricht.


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