Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Ein Gast.

         

Was lärmt denn da vor meiner Hütten
    Noch für ein ungebetner Gast?
Er legt sich eben nicht auf' s Bitten,
    Er pocht und schellt mit wilder Hast.

Das ist die Reue, die schon lange
    Mit Geistertritt das Haus umkreist
Und endlich nun am Glockenstrange,
    Am Klopfer ungeduldig reißt.

Da steht sie mit dem todesblassen
    Gesicht, die welke Hand am Knauf,
Und schickt mir fordernd einen grassen,
    Verstörten, kranken Blick herauf.

Wer könnte Geister zwingen, binden?
    Dich sperrt nicht Menschenkraft hinaus!
Tritt ein, du wirft Gesellschaft finden,
    Es sind der Larven mehr im Haus.

Ich hab's geahnt, so könnt' es werden,
    Als ich erbat den ersten Kuß,
Ich hab's geahnt, weil stets auf Erden
    Mit Leid die Freude schließen muß.

Ich hab's geahnt, als ich ihr Treue
    Mit raunendem Gewissen schwor;
Auf Treue reimt zu gut die Reue,
    Schon klang der Endreim mir im Ohr.

Der Wildbach, der hinauszuschießen
    In's weite Land noch schäumt und braust,
Er soll die Hütte nicht umfließen,
    Den stillen Hag, wo Friede haust.

Ich weiß ein Auge, mit dem reinen
    Herzblick hat es mir oft gelacht,
Es wird mir lebenslang erscheinen
    Sternhell in dunkler Mitternacht.

So lauter fließt aus tiefster Quelle
    Sein unvergeßlich klares Licht –:
Ich weiß, es trübten diese Helle
    Auch all die heißen Thränen nicht.

Mild wird es mir in's Innre blicken,
    Kein Vorwurf wird zu lesen sein,
Ich aber werde Vorwurf pflücken
    Aus diesem offnen Himmelsschein.


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