Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Alte Jungfer.

       

Wie dauert mich ein Mägdelein,
    Das einsam sitzen bleibt,
An das ein Werbebriefelein
    Kein Herzfreund schreibt!
                    Du Arme!

Hätt' auch so gern ein Kindelein
    An ihrer Brust ernährt!
»Wann stellt der brave Mann sich ein,
    Der mir's bescheert?«
                    Du Arme!

Sie sitzt in ihrem Kämmerlein
    Und wartet Jahr um Jahr,
Schon finden sich die Falten ein
    Und graues Haar.
                    Du Arme!

Die Schwester hat schon Kinderlein,
    Als Tante hilft sie aus,
Wie besser wär' es, Mutter sein
    Im eignen Haus!
                    Du Arme!

Thut Manche groß und ist zu klein
    Zum schweren Uebergang,
Sie schmeckt danach wie saurer Wein
    Ihr Leben lang,
                    Die Arme.

Ein wackres Herze muß es sein,
    Das dieses Weh verschmerzt,
Und gern im Abendsonnenschein
    Auch wieder scherzt.
                    Du Gute!

Komm', heiteres altes Jüngferlein,
    Und gönne mir zum Schluß
Für diese sanften Verselein
    Noch einen Kuß
                    Und lache!


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