Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Tivoli.

       

Nein! Der Himmel, sieh und traue!
    Nicht so bös hat er's gemeint,
Da so freundlich heut in's Blaue
    Phöbos' Strahlenauge scheint.

In der Bergschlucht tiefe Gründe
    Schüttet in des Sturzes Wut,
In der Grotten schwarze Schlünde
    Anio die jähe Flut.

Iris schillert sanft gewoben
    In der Fälle Silberschaum,
Und voll Grazie lacht oben
    Vesta's Haus vom Felsensaum.

Ferne dehnt sich hingestrecket
    Endlos der Campagna Feld,
Ihre ernsten Flächen decket
    Trümmerschutt vergangner Welt.

Die Cypresse, die Olive,
    Pinienwald und Berg und Au
Taucht sich in das himmlisch tiefe,
    Fleckenlose, duft'ge Blau.

Um die Wasser, um die Lande,
    Näh' und Ferne weit und breit
Legt der Himmel weitgespannte
    Arme der Unendlichkeit.

Und so hält er in den Armen
    Auch das edle Menschenbild,
Hüllt es in den weichen, warmen
    Liebesmantel still und mild.

Mag es oft im Innern toben
    Wie des Bergstroms wilder Fall,
Bleib' ich ja doch aufgehoben
    In dem großen Weltenall.

Keinen hat er noch betrogen,
    Jener Eine, große Geist,
Der des Wassersturzes Wogen
    In die jähe Tiefe reißt,

Der den Aether, der die Strahlen
    Ueber Thal und Hügel gießt
Und in tausend vollen Schalen
    Alle tränkend überfließt,

Der im Busen oft die grellen,
    Grauenhaften Qualen weckt,
Dann die hochempörten Wellen
    Mit des Friedens Flügel deckt.

Und in Einem starken Herzen
    Trag' ich Freude so wie Leid,
Trag' ich mit den tiefen Schmerzen
    Auch die tiefe Seligkeit.

Die ihr auf beschneiten Wegen
    Jetzt im Norden wandelt fern,
Freunde, diesen Himmelssegen,
    O, wie theilt' ich euch ihn gern!

Seid gegrüßt mit Herz und Munde,
    Kommet alle, kommt zu Hauf,
Denn es thut mein Herz zur Stunde
    Seiner Liebe Kammern auf!

Kommt und höret auf zu klagen,
    Daß es hart und mürrisch ist,
Ja, ich darf es redlich sagen,
    Reicher ist es, als ihr wißt!


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