Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Imbiß.

       

Gestern Abend, als mir so ungewohnt
    Mein täglicher Imbiß schmeckte,
Geschah es, daß dieser Umstand mir
    Ein eigen Gefühl erweckte.

Ich gedachte des mächtigen Appetits,
    Den ich in der Jugend besessen,
Und freute mich, daß der Greis auch noch
    So kräftig vermöge zu essen.

Thränen der Rührung fühlt' ich sogar
    Aus dem Auge schleichen und wallen,
Da mußt' ich bemerken, daß eine davon
    In den Löffel hineingefallen.

Das verschlug mir wieder den Appetit,
    Den Löffel riß ich vom Munde
Und schleudert' ihn fort in's Stubeneck,
    Die Brühe gab ich dem Hunde.

Doch lachend zog ich dann die Moral:
    Ein andermal rühr' es dich minder!
Ein Greis, der werde nicht sentimental
    Und esse frischweg wie die Kinder!

Den seligen Gellert glaubt' ich zu seh'n
    Und sagen zu hören: ei, Töffel!
Siehst du, da ist dir Recht gescheh'n,
    Drum heule nicht in den Löffel!


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