Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Muth.

           

Wie es blitzt und kracht!
Heiß, heiß
Ist die Schlacht,
Wo es einschlägt, wer weiß?
Sie stürzen im Rücken, vorn und neben,
Wie viele Minuten noch werd' ich leben?

    Hart am Feind
Stehen vereint,
Stehen die Alten,
Greise Gestalten,
Steh'n, die vor sechzig Jahren
Jung miteinander waren,
Zusammen gesungen, geliebt, gelacht,
Zusammen an's Alter nicht gedacht,
Zusammen andre Zeiten geseh'n,
Untereinander sich noch versteht.

    Bei den Geschützen da drüben,
Die so blutige Arbeit üben,
Der finst're Hauptmann, wer mag er sein,
Der Feuer! und wieder Feuer! brüllt,
Jetzt sichtbar im rothen Wiederschein,
Jetzt vom qualmenden Dampfe verhüllt?
Fern steht er, doch seh' ich ihn wohl,
Seine Augen seh' ich, sie sind hohl!
Wie der Helm auf seinem Schädel schlottert,
Der Küraß um seine Rippen lottert!
Grausen! Grausen!

    Aber mitten im Sausen,
Im Zischen der Kugeln und Gekrach,
Der Fallenden Schrei, der Sterbenden Ach,
Welch' mächtige Stimme? Wo tönt sie her,
Als sänge der Held, der Taillefer?
Wie kann sie mit ihrem Singen
Durch das Schlachtgetös nur dringen?
Ist es ein lebender Menschensohn?
Ist es von oben Geisterton?
Die Weise, wie hebt sie das Herz empor!
Was dringt für ein herrlicher Spruch hervor!
»Der dem Tod in's Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein ist der freie Mann.«
Und wieder hört, höret das große Wort,
Wie schallt es und hallt in der Seele fort:
»Und setzet ihr nicht das Leben ein,
Nie wird euch das Leben gewonnen sein!«

    Hab' Dank, du tapf're, du hohe Wacht!
Hab' Dank, du getreue, du sichere Hut!
Wie mahnest du gut!
Das Leben ist eine Schlacht!
Eine Schlacht ist das Leben!
Soldaten sind wir, sollen nicht beben!
Der Feige stirbt zehnmal, eh' er stirbt,
Der Muthige nur das Leben erwirbt,
Und wär' es dein letztes Lebenslicht,
Frei schaue dem Tod in's Angesicht!


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