William Shakespeare
Das Leben und der Tod des Königs Lear
William Shakespeare

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Zweyter Auftritt.

Edmund. Der Herzog auf die Nacht hier! desto besser! ja das Beste! Das webt sich selbst mit Gewalt in mein Geschäfte ein. Mein Vater hat Wachen ausgestellt, sich meines Bruders zu bemächtigen; und ich habe nur noch eine Kleinigkeit zu verrichten – – Kürze und Glük! – – Bruder, ein Wort, kommt herunter; Bruder, sag ich – –

Edgar kömmt.

Mein Vater wacht – – O Sir, flieht diesen Ort. Es ist verrathen worden, wo ihr verborgen seyd; ihr habt izt den Vortheil der Nacht – – Habt ihr nichts wider den Herzog von Cornwall gesprochen? Er kömmt noch diese Nacht hieher, in gröster Eile, und Regan mit ihm; habt ihr nichts zum Besten seiner Parthey wider den Herzog von Albanien gesprochen? Besinnet euch!

Edgar. Ich kan euch versichern, kein Wort.

Edmund. Ich höre meinen Vater kommen. Verzeihet mir – – aus Verstellung muß ich meinen Degen gegen euch ziehen. – – Ziehet, stellet euch als ob ihr euch vertheidiget – – Nun ist es genug, weichet – – kommt meinem Vater zuvor – – (laut) Licht, he! holla! (leise) Flieht, Bruder – – (laut) Fakeln! (leise) lebet wohl!

(Edgar flieht.)

Ein wenig Blut würde die Meynung erweken, daß ich einen härtern Stand gehabt hätte, (er verwundet sich am Arm.) Ich habe Trunkenbolde gesehen, die nur zum Scherz mehr gethan haben als diß; (laut) Vater, Vater! Haltet ihn! Haltet ihn! Will mir niemand helfen?


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