Leopold von Ranke
Geschichtsbilder aus Leopold v. Rankes Werken
Leopold von Ranke

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56. Der Krieg gegen Österreich 1866.

Glückwunschschreiben an König Wilhelm, 1. Januar 1867. Zur eignen Lebensgeschichte, Werke Bd. 53 u. 54 S. 471.

Ew. Kgl. Majestät erster Eintritt in den militärischen Dienst, den die Armee und das Land heute festlich begehen, bildet auch für den Historiker einen wichtigen Moment. Denn damit begann die militärische Bildung, welche so recht das innre Wesen Ew. Majestät bestimmt und mit der Zeit die glänzenden Erfolge, deren wir uns heute erfreuen, hervorgerufen hat. Noch als Prinz von Preußen haben Ew. Majestät dem hochseligen König Friedrich Wilhelm IV. zur Seite die militärischen Angelegenheiten zu Ihrem vornehmsten Augenmerk gemacht. Selbst zur höchsten Gewalt gelangt, haben Ew. Majestät die Reorganisation der Armee unter den mannigfaltigsten Schwierigkeiten durchgeführt. Die Einrichtungen, welche unter der Regierung Friedrich Wilhelms III., des unvergeßlichen Vaters Ew. Majestät, begründet worden waren, sind dadurch erst zu vollem Leben gediehen; Ew. Majestät haben den Geist derselben gepflegt und in voller Energie und unabhängiger Wirksamkeit erhalten.

Als es nicht mehr zu vermeiden stand, haben Ew. Majestät den Befehl zu einem Kampfe gegeben, der für die Bedeutung und Weltstellung der Monarchie entscheidend werden mußte. Da hat sich die Organisation über alle Erwartung glänzend bewährt. Ew. Majestät haben persönlich die Armee zu Siegen und Erfolgen geführt, welche sich den größten beigesellen, die jemals errungen worden sind. So ist Ew. Majestät militärische Bildung ein historisches Moment geworden und verknüpft sich aufs engste mit dem Geschicke des preußischen Staats und selbst jedes einzelnen. Denn allerdings bedrohte die feindliche Aufstellung das eigenste Selbst des Staats; nicht allein seine Macht, sondern auch das Prinzip der religiösen Unabhängigkeit und geistigen Durchbildung, auf welchem derselbe beruht. Ohne den Schutz Ew. Majestät und Ihrer von Gott gesegneten Waffen würden auch wir Gelehrten unsere Bücher nicht schreiben können; man würde sie nicht lesen wollen, in dem Publikum würden andre Gesinnungen herrschend werden.

An meiner Arbeit über die englische Geschichte haben, wie der hochselige König, Allerhöchstdero verewigter Bruder, so auch Ew. Majestät selbst gnädigen Anteil genommen. Ich lege hier den sechsten Band derselben Ew. Majestät zu Füßen und verbinde damit den tiefsten Dank für die mannigfaltige Gnade, mit der mich Ew. Majestät ausgezeichnet haben, vor allem aber meinen alleruntertänigsten und wärmsten Glückwunsch, wie zu der wirkungsreichen und glorreichen Vergangenheit, der nahen wie der fernen, so zu der Zukunft, die eine entsprechende und ebenbürtige Fortsetzung derselben sein möge.

In tiefster Devotion Ew. Majestät alleruntertänigster und treugehorsamster

L. v. Ranke.


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