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8. Kapitel.

Mariano hatte, als er Sternau verlor, sich wacker in das Menschengewühl gestürzt. Er freute sich seiner wiedererlangten Körperfrische und wandte sich infolgedessen immer nur solchen Gegenden zu, wo es Mühe kostete, sich durch die Menge hindurchzuarbeiten. Da wurde plötzlich seine Hand erfaßt, und er sah an seiner Seite eine weibliche Maske, die ihn mit sich zog. Das schien ein Abenteuer zu bedeuten, und so folgte er ihr.

Als sie das Gedränge hinter sich hatten, führte sie ihn zu dem eingefallenen Gemäuer einer Wasserleitung.

»Setzt Euch, Señor«, sagte sie, »ich habe mit Euch zu reden.«

Er folgte aus Höflichkeit diesem Befehl und lehnte sich mit dem Rücken bequem an einen emporragenden Mauerteil.

»So, Señorita«, sagte er. »Ich bin Euch gehorsam, nun seid auch gefällig und sagt mir, was Ihr von mir begehrt.« – »Ich will Euch eine Frage vorlegen«, antwortete sie. – »So sprecht!« – »Darf ich mich zuvor neben Euch setzen?« – »Ja.«

Sie setzte sich an seiner Seite nieder und machte dabei einiges Geräusch, infolgedessen die beiden ein anderes Geräusch auf der anderen Seite der Mauer nicht vernahmen.

Lord Lindsay war nämlich auch auf den Gedanken gekommen, sich zu maskieren. Er hatte Mariano bemerkt und ihn ein wenig necken wollen. Noch aber hatte er ihn nicht ganz erreicht, als sich die weibliche Maske des jungen Mannes bemächtigte. Das gab eine willkommene Gelegenheit, sich über den Charakter Marianos aufzuklären. Ging er ohne weiteres auf ein Liebesabenteuer ein, so war er Amy nicht wert. Darum folgte Lindsay ihm nach und versteckte sich, als er sah, wo die beiden sich niedersetzten, an der anderen Seite der Mauer, wo er jedes Wort vernehmen konnte.

»Nun, so beginnt, Señorita«, hörte er jetzt Mariano sagen. – »Schwört mir zuvor, daß Ihr mir unter keiner Bedingung die Larve abnehmen wollt, Señor.« – »Seid Ihr so häßlich, daß man Euch nicht ansehen darf?« – »Das ist es nicht. Ich will nicht erkannt sein, außer ich erlaube es Euch.« – »Nun wohl, ich gebe Euch mein Wort.« – »Nicht Euer Wort, sondern Euren Schwur!« – »Gut, also meinen Schwur. Nun aber dürft Ihr auch beginnen.« – »Sagt einmal, habt Ihr eine Braut, Señor?« – »Nein.« – »Oder eine Geliebte?« – »Ist Euch das so notwendig zu wissen?« – »Ja. Was ich Euch sagen will, ist von der allergrößten Wichtigkeit für Euch.« – »Das klingt sehr bestimmt. Na, ich kann ja ohnedies aufrichtig sein. Ja, ich habe eine Geliebte.« – »Und Ihr seid ihr von ganzem Herzen gut?« – »Ich mag ohne sie gar nicht leben.«

Ein langer, tiefer Seufzer quoll da unter der Larve hervor, dann fragte die Maskierte weiter:

»Ihr würdet unter keiner Bedingung von ihr lassen?« – »Unter keiner.« – »Aber sie ist ja nur Eure Verlobte, Braut oder Frau noch nicht.« – »Das ist egal. Ich habe ihr in meinem Herzen Treue geschworen, und diesen Schwur werde ich halten.« – »Ihr würdet sie auch nicht verlassen um eines großen Vorteils willen?« – »Fällt mir nicht ein.« – »Und wenn es sich nun um Glück und Leben handelt?« – »Mein Glück gehört ihr und mein Leben Gott, ich halte meinen Schwur.«

Da schwieg die Maske, und wieder ließ sich der vorige lange, tiefe Seufzer hören. Dann sagte sie in einem energischeren Ton:

»Ich will glauben, daß Ihr jetzt so denkt, später aber wird es anders. Ich habe mir vorgenommen, aufrichtig zu sein, und so will ich Euch sagen, daß ich Euch liebe.« – »Alle Wetter«, entgegnete er überrascht, »so soll ich meine Geliebte Euretwegen verlassen?« – »Ja.« – »Das geht nicht.« – »Warum nicht?« – »Weil ich sie liebe und nicht Euch.« – »Ihr kennt mich nicht, vielleicht bin ich schöner als sie.« – »Möglich, aber nicht wahrscheinlich.« – »Und reicher.« – »Ist gleichgültig.« – »Von edlerer Geburt und besserem Charakter.« – »Das ist unmöglich.« – »Ihr würdet mich sicher lieben.« – »Ich würde Euch hassen und mich verachten, daß ich meinen Schwur gebrochen habe.«

Sie schien eine ganze Weile nachzusinnen, dann bat sie mit sanfter Stimme:

»Gebt mir einmal Eure Hand.« – »Hier.«

Sie ergriff seine Hand und schob sie unter den Mantel.

»Greift an mein Herz, Señor«, bat sie, »Und fühlt, wie es für Euch schlägt!« – »Caramba, was fällt Euch ein!« rief er da. »Euren Mantel will ich wohl angreifen, aber nichts weiter. Sprecht um Gottes willen nicht davon, daß Ihr ein braves, ehrliches Mädchen seid.«

Nun zuckte sie zusammen und antwortete in halb zornigem Ton:

»Ich bin es! Was ich tue, das tue ich nur, weil ich Euch glühend liebe.« – »So tut Ihr mir leid, denn ich kann Euch wahrlich nicht helfen.« – »So werde auch ich Euch nicht helfen.«

Sie sprach das in einem Ton, der seine Aufmerksamkeit erregte.

»Ich wüßte auch nicht, in welcher Angelegenheit Ihr mir helfen wolltet«, sagte er. – »Oh, in einer höchst wichtigen«, versetzte sie. – »Ah! Darf ich es wissen?« – »Ja. Ihr nennt Euch Alfred de Lautreville, aber Ihr seid es nicht.«

Er stutzte und fragte:

»Wer bin ich denn?« – »Euer richtiger Name würde Alfonzo de Rodriganda sein.«

Da faßte er sie schnell beim Arm, bog sich zu ihr herab und sagte:

»Weib, was sprichst du da? Woher weißt du das? Wer bist du?«

Sie ließ sich den scharfen Druck seiner Hand gefallen, ohne ein Wort des Schmerzes auszustoßen, denn dieser Schmerz war ihr eine Wonne, aber sie antwortete:

»Das fragt Ihr mich vergebens.« – »Du mußt es sagen.« – »Ich muß? Wer will mich zwingen?« – »Ich.« – »Womit?« – »Ich werde erfahren, wer du bist.« – »Ihr habt geschworen, mir die Maske zu lassen, und wie Ihr der Geliebten den Schwur haltet, werdet Ihr Euer Wort auch mir halten.«

Jetzt ließ er ihren Arm los und sagte:

»Ihr habt recht, ich halte mein Wort. Also Ihr wißt, wer ich eigentlich sein sollte?« – »Ja, und niemand weiß es besser als ich. Ich weiß es besser als Euer Kapitän, als Euer Sternau, als Euer Kapitän Landola, ich weiß es besser als alle, alle, alle.« – »Und du willst es mir nicht sagen?« – »Nein. Nur dem Geliebten würde ich es sagen. Verlasse dein Mädchen.« – »Nie!« – »Ist dir diese Amy wirklich lieber als eine Grafschaft?« fragte sie zornig. – »Tausendmal lieber. Aber woher kennst du den Namen Amy?« – »Das geht dich nichts an. Überlege dir, was du tust! Ich gebe dir eine Bedenkzeit von zehn Minuten. Es handelt sich nicht nur um dich, sondern auch noch um andere. Vielleicht lebt dein Vater noch und ebenso dein Oheim Ferdinando.«

Mariano fuhr empor.

»Weib, bist du allwissend?« rief er erschreckt. – »In deiner Angelegenheit bin ich es. Ich habe alle Macht in meiner Hand. Es kostet mich nur ein einziges Wort, dich zu erhöhen oder zu verderben. Ich liebe dich, ich will dich besitzen, und darum biete ich dir alles für deine Liebe.« – »Du bietest mir dies alles umsonst, mein Herz ist nicht mein Eigentum, ich kann es nicht verschenken.« – »So verkaufe es.« – »Was ich nicht verschenken darf, darf ich auch nicht verkaufen.«

Sie hatte bis jetzt verhältnismäßig ruhig gesprochen, jetzt aber, als sie sah, daß all ihr Bitten und Drohen erfolglos sei, erhob sie sich und sagte mit vor Aufregung zitternder Stimme:

»Ich habe dir die Wahl gelassen zwischen Liebe und Haß, Glück und Unglück, Himmel und Hölle. Wenn du mich annimmst, bist du innerhalb einer Woche hier als Graf Alfonzo anerkannt. Verstößt du mich, so soll deine Seele schreien und brüllen vor Schmerz. Die Bedenkzeit ist abgelaufen, jetzt wähle!«

Auch er erhob sich.

»Ich bleibe meinem Wort treu«, sagte er ruhig und bestimmt. – »Ist dies dein letztes Wort?« – »Mein letztes.«

Jetzt zitterte sie vor Eifersucht, Grimm und Rachgier und sagte: »So bist du verloren, du und deine Amy.« Und dennoch fügte sie hinzu. »Entscheide dich noch einmal, entscheide dich anders.« – »Ich kann nicht anders.« – »So sei verflucht, verliebter Tor! Du sollst und wirst mich kennenlernen.« – »Ich kenne dich bereits, ich brauche dir die Larve nicht vom Gesicht zu reißen. Was du weißt, kann nur eine wissen, und was du sprichst, das kann nur eine sprechen. Du bist Josefa Cortejo, die Tochter des Mörders und Betrügers.«

Die Maske hatte bereits im Begriff gestanden zu gehen, jetzt aber drehte sie sich schnell um und sagte:

»Ihr irrt, Señor. Ich habe mit dieser Josefa Cortejo nichts gemein.« – »O doch! Du hast alles mit ihr gemein, alles, selbst die Schönheit, mit der du mich anführen wolltest. Packe dich fort von hier!«

Das war der schlimmste Schlag für sie. Sie blieb einen Augenblick stehen.

»Wurm!« knirschte sie. »Zittre! Wenn du nur wüßtest, wer ich bin, so würdest zu erkennen, daß du in meine Hand gegeben bist.« – »Pah!« lachte er. »Sei froh, daß ich dir mein Wort gegeben habe, sonst würde ich dir die Larve vom Gesicht reißen!«

Da ertönte neben ihm eine Stimme:

»Ich werde es tun, denn ich habe ihr mein Wort nicht gegeben.«

Im nächsten Augenblick kam eine Maskengestalt hinter der Mauer hervor und schoß auf das Mädchen zu. Josefa erkannte, in welcher Gefahr sie sich befand. Sie griff unter den Mantel und zog einen Dolch hervor. Die Klinge desselben fuhr in die Hand, die nach ihr greifen wollte, und während der Lord einen Laut des Schmerzes ausstieß und die Hand schnell an sich zog, huschte das Mädchen fort und verschwand einige Augenblicke später unter der Menge der anderen Masken.

»Alle Teufel, sie hatte einen Dolch«, sagte Lindsay, sein Taschentuch ziehend, um damit das Blut zu stillen. – »Wer seid Ihr, Señor?« fragte Mariano ihn. –»Ein Freund von Euch.«

Die Stimme klang hinter der Larve so dumpf, daß Mariano sie nicht erkannte.

»Und Ihr habt unser Gespräch belauscht?« – »Von Anfang bis zu Ende.« – »Ohne Euch zu entfernen?« – »Ohne davonzulaufen. Ich kam ja zu dem Zweck her, Euch zu belauschen.« – »So seid Ihr ein Schuft.« – »Meinetwegen.« – »Und verdient eine derbe Züchtigung.« – »Ganz richtig.« – »Ich verlange, daß Ihr die Larve abnehmt.« – »Warum?« – »Weil ich sehen will, wer der Schurke ist, der sich herumschleicht, um die Geheimnisse anderer zu belauschen.« – »Das könnt Ihr leicht haben.«

Der Lord nahm die Larve ab und hielt Mariano sein Gesicht entgegen. Mariano erkannte ihn trotz der Dunkelheit, er erschrak auf das heftigste.

»Mylord«, rief er, »Sie sind es! Verzeihung.« – »Pah, ich bin es, dem verziehen werden muß«, entgegnete Lindsay. »Verzeihen Sie mir, daß ich Sie belauscht habe?« – »Gern, Mylord. Jeden anderen aber hätte ich gezüchtigt.« – »Das glaube ich Ihnen, Sie sind ein verteufelter Kerl! Sie steckten da in einer gewaltigen Klemme, dieses Frauenzimmer hat Ihnen die Hölle heiß gemacht. Glauben Sie wirklich, daß es die Tochter des Cortejo ist?« – »Sie war es ganz sicher.« – »Auch ich bin überzeugt davon. Leider habe ich sie nicht gefangen, und nun können wir ihr nichts nachweisen, trotz des Geständnisses, das sie Ihnen gemacht hat. Binden Sie mir doch einmal das Tuch um die Hand, ich habe eine Schmarre davongetragen.«

Mariano verband die Wunde, dann nahm der Lord die Larve wieder vor, steckte seinen Arm in den des jungen Mannes und zog diesen mit sich fort.

Mariano folgte ihm mit einem Gefühl des Glücks. Lindsay hatte alles gehört; er wußte nun genau, wie lieb er Amy hatte, und dieser Gedanke gab Mariano die Hoffnung, daß den Wünschen seines Herzens von jetzt an wenigstens keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstehen würden.

*

Sternau hatte sich, als er Mariano verlor, nach der anderen Seite gewandt. Er ging von Gruppe zu Gruppe und bemerkte nicht, daß ihm zwei Männer nachfolgten. Endlich war er des Lärmens müde und wandte sich dem Freien entgegen. Dort war es still. Er spazierte weiter, in Gedanken versunken.

Er dachte an die Heimat, an das Weib seines Herzens, an den alten Oberförster, an Mutter und Schwester und merkte immer noch nicht, daß ihm zwei Gestalten nachschlichen. Endlich wollte er umkehren, warf sich aber im nächsten Augenblick, nachdem er sich umgedreht hatte, zu Boden.

Die beiden Männer hatten nämlich nicht bedacht, daß er sie beim Umdrehen sofort erblicken müsse, da hinter ihnen der hellerleuchtete Festplatz lag und ihre Gestalten sich in der Helle desselben abzeichneten.

Also Sternau hatte sie sofort bemerkt, und da es klar war, daß sie ihm in einer bösen Absicht folgten, so verschwand er ihnen mit jener Schnelligkeit und Geistesgegenwart, die den Mann der Prärie auszeichnen, kroch am Boden zur Seite hin und ließ sie herankommen. Sie blieben in seiner Nähe stehen und suchten das nächtliche Dunkel mit ihren Augen zu durchdringen.

»Ich sehe ihn nicht mehr«, sagte der eine. »Und du?« – »Ich auch nicht.« – »Er muß sich gesetzt haben.« – »Oder er hat die Richtung verändert!« – »Das wäre verdammt! Kehrt er zum Platz zurück, so wird es uns schwerer, hier hätten wir so leichte Arbeit gehabt.« – »Die hundert Pesos wären bald verdient. Wir müssen uns teilen, und wer ihn trifft, führt den Stoß!« – »Gut. So gehe du mehr rechts und ich mehr links!«

Sternau überlegte, was er tun solle. Er hielt es für das klügste, sie laufenzulassen. Schlug er sie nieder und zeigte sie an, so konnte er es ihnen ja nicht beweisen, daß sie es auf ihn abgesehen gehabt hatten. So wartete er also, bis sie sich weit genug entfernt hatten, und kehrte dann nach dem Platz zurück, wo er bald Mariano und den Lord traf.

Als er ihnen sein Abenteuer erzählte, vermuteten die beiden sofort, daß der Anschlag von Cortejo ausgehe, und hielten es für das beste, nach Hause aufzubrechen, was auch sofort geschah. Im Palazzo angekommen, wurden sie von Amy empfangen, die zwar während des Kampfes auf dem Festplatz gewesen, dann aber sofort zurückgekehrt war.

»Da kommen die Sieger«, meinte sie freudig, die drei Männer in den Salon führend, »es ist unsere Pflicht, auf sie stolz zu sein.« – »Vor allen Dingen auf den dreifachen Sieger«, sagte Mariano, auf Sternau deutend. – »Und auch auf den anderen«, fügte der Lord hinzu. »Unser Freund hat nach dem Kampfspiel noch einen Sieg errungen, der größer war als der vorige. Darum soll er auch seinen Preis erhalten.«

Er nahm darauf Amys Hand und legte sie in Marianos Rechte.

»Ihr habt euch lieb, Kinder, und ihr seid einander wert. Werdet glücklich, so wie ich es euch wünsche!«

Das war eine Überraschung, an die niemand gedacht hatte, und ein Preis, wie er nach einem Kampfspiel noch niemals ausgezahlt worden war. Die beiden Liebenden lagen sich in den Armen und waren überglücklich. Der Abend wurde zu einem Freuden- und Wonneabend, ganz anders wie bei Cortejo, der nach Hause gegangen war, um, falls Sternau getötet wurde, nachzuweisen, daß er nicht in der Nähe gewesen sei.

Nach einiger Zeit kehrte auch Josefa zurück. Ihr Angesicht glühte, und ihre Augen blitzten. Sie warf den Maskenanzug von sich und trat vor ihren Vater.

»Vater, dieser Sternau reist übermorgen nach der Hazienda?« fragte sie. – »Ja.« – »Allein?« – »Nein, sondern die beiden anderen mit ihm.« – »Wirst du sie entkommen lassen?«

Cortejo blickte die Tochter verwundert an und antwortete mit verhaltener Ironie:

»Du scheinst dich seit heute vormittag sehr geändert zu haben.« – »Nicht im geringsten, aber ich bin zu einem Entschluß gekommen.« – »Und dieser lautet?« – »Wir lassen diesen Menschen keine Minute Frist.« – »Das ist meine Ansicht auch. Der eine von ihnen ist wohl bereits jetzt schon tot.« – »Welcher?« – »Sternau.« – »Ah, ich dachte der andere.« – »Nein. Ich schickte ihm ein paar Hidalgos auf den Hals, die ich kenne. Für hundert Pesos laufen sie in die Hölle.« – »Gut, so ist der eine abgetan. Aber der andere?« – »Warte bis morgen, dann wird sich darüber sprechen lassen!«

Vater und Tochter saßen noch beisammen, als zwei Männer Einlaß begehrten. Sie wurden eingelassen. Es waren die beiden Hidalgos. Als sie Josefa erblickten, wollten sie sich zurückziehen, aber Cortejo gab das nicht zu.

»Tretet nur ein, Señores«, sagte er. »Meine Tochter darf hören, was Ihr mir zu sagen habt. Ich hoffe, daß Euer Werk Euch gelungen ist?« – »Leider nicht«, lautete die Antwort.

Cortejo blickte sie streng an, ihm schien dieser Fall unglaublich.

»Warum nicht?« fragte er. – »Wir verloren ihn aus den Augen. Er ging in die Nacht hinaus, ganz einsam und allein. Wir folgten ihm und verloren ihn dann aus den Augen, und erst, als wir nach dem Platz zurückkehrten, sahen wir ihn wieder, als er mit Lord Lindsay die Pferde bestieg.«

»Ihr seid Toren und feige Mietlinge, ich mag nichts von Euch wissen.« – »Wir werden es nachholen«, entgegnete der eine. – »Ich brauche Euch nicht, Ihr könnt gehen. Für Eure unnütz verschwendete Mühe sollt Ihr jedoch ein kleines Geschenk haben. Hier habt Ihr zehn Pesos, teilt Euch darein und trollt Euch von dannen.«

Die Hidalgos waren froh, so viel erhalten zu haben und gingen. Josefa begab sich zur Ruhe, aber sie konnte nicht schlafen. Sie brütete Rache wegen ihrer verschmähten Liebe, kam aber zu keinem Entschluß, der der Stärke ihres Grimmes entsprochen hätte. Auch Cortejo schlief nicht. Er sann und grübelte einige Stunden lang und schien endlich zu einem Entschluß gekommen zu sein, denn er ging nach dem Stall und ließ satteln. Gegen Morgen verließ er die Stadt in nördlicher Richtung, und als Josefa am Vormittag nach ihrem Vater fragte, erfuhr sie, daß er auf einige Zeit verreist sei.


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