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Einundvierzigstes Kapitel

Britische Seeleut' wissen wohl –
Umgeholt, ihr Jungen – ho!
Wie man den Franzosen curanzen soll!
's gilt die Wett', ihr Jungen – ho!

Altes Matrosenlied.

Ich schmeichle mir, einige Geschicklichkeit in Einführung des vorigen Kapitels bekundet zu haben, welches die Rolle des Chorus spielte, während das Bombay Castle nach Canton reiste und daselbst seine Ladung einnahm. Es ist jetzt mit fünfzehn anderen Ostindienfahrern, in deren Geleite sich mehrere chinesische Schiffe befinden, auf dem Heimwege begriffen, um die Schätze des Ostens in Altenglands Schooß zu gießen. Millionen schwammen auf dem Wasser, und ihre Bewahrung war der Geschicklichkeit und dem Muthe der Kauffahrermatrosen anvertraut, welche das Gut, das ihre Schiffe bargen, vertheidigen sollten gegen den Feind, der ihnen auflauerte. In Folge eines sehr ungewöhnlichen Zufalls oder Versehens, hatte man keine Kriegsschiffe ausgeschickt, um ein so ungeheuer werthvolles Eigenthum zu beschützen.

Die Indiaflotte war eben in der Malaccastraße eingetroffen und segelte in offener Ordnung unter einer frischen Brise und auf glattem Wasser dahin. Die Hängematten waren weggestaut, die Decken gewaschen und die Zelttücher ausgebreitet. Schaaren von Seefischen schoßen vor den Bugen der verschiedenen Schiffe vorbei, und die Matrosen, welche aus den Katzenköpfen und Sprietsegelraen saßen, hatten viele davon mit ihren Harpunen gespießt, die sie augenblicklich zerlegten und den Bratpfannen überantworteten. Sehr bald hatten sie jedoch »andere Fische zum Frühstück zu braten,« denn einer der Indienfahrer, der Royal George, signalisirte vier fremde Fahrzeuge im Südwest.

»Ein Schuß von dem Kommodoreschiff, Sir,« meldete Newton, welcher der wachhabende Offizier war. »Sie haben die Flaggen aufgezogen – aber es sind keine von unsern Wimpeln.«

Vier Schiffe erhielten Auftrag hinunterzulaufen, um die fremden Fahrzeuge zu rekognosciren.

Eine halbe Stunde entschwand, während welcher Zeit auf jeder Stenge die Ferngläser gerichtet waren. Man sah sogar Kapitän Drawlock auf dem großen Mars, obgleich er kein großer Freund vom Klettern war, da er's wahrscheinlich während seiner langen Dienstzeit satt bekommen hatte. Zweifel, Muthmaßungen und positive Behauptungen wurden unter einander geworfen, bis endlich die rekognoscirenden Schiffe der Ungewißheit dadurch ein Ende machten, daß sie »ein französisches Geschwader, bestehend aus einem Linienschiff, drei Fregatten und einer Brigg« signalisirten. Es war in der That nichts Anderes, als das wohlbekannte Geschwader des Admiral Linois, der die indianischen Meere gesäubert hatte und nun mit der Schnelligkeit sowohl als mit dem Appetit eines Hayfisches hin- und herschoß. Seine Streitmacht bestand aus dem Marengo, einem Achtzig-Kanonen-Schiffe, der berühmten Belle Peule, einer Vierzig-Kanonen-Fregatte, die es mit jedem Winde aufnahm, der Sémillante von sechsunddreißig Kanonen, dem Berceau, einer Zweiundzwanzig-Kanonen-Korvette, und einer Brigg von sechzehn. Sie waren von Batavia ausgesegelt, um die chinesische Flotte aufzufangen, da sie gehört hatten, sie segle unbeschützt, und sahen wohl einem leichten Siege, wo nicht einer augenblicklichen Unterwerfung unter ihre überlegene Macht entgegen.

»Das Kommodoreschiff signalisirt die Zurückberufung der Recognitionsschiffe,« sagte Mathews, der erste Mate, zu Kapitän Drawlock.

»Ganz recht – haltet guten Lugaus; ich stehe dafür, er hat im Sinne, zu fechten. Wir dürfen doch nicht Millionen ohne Kopfnüsse an diese französischen Schufte abtreten.«

»Will's auch meinen,« versetzte Mathews; »aber jener große Kerl wird vermutlich ordentliche Haverei unter unseren Theekörben anrichten, wenn's zur Katzbalgerei kömmt. Da gehen die Flaggen auf, Sir,« fuhr Mathews fort, indem er dem Kapitän Drawlock, welcher das Signalbuch in der Hand hatte, die Zahl wiederholte.

»Bildet eine Schlachtlinie in geschlossener Ordnung und bereitet euch zum Angriffe,« las Kapitän Drawlock aus dem Signalbuch.

Ein Hurrahruf tönte durch die ganze Flotte, während das Signal bekannt gemacht wurde. Die Schiffe waren sich bereits nahe genug, um sich gegenseitig hören zu können, und die allgemeine Zuversicht steigerte den Muth der Einzelnen.

»Wenn wir nur lauter englische Matrosen an Bord hätten statt dieser Laskaren und Chinesen, die so käseweiß aussehen,« bemerkte Newton gegen Mathews; »ich denke, wir könnten ihnen zeigen, wo sie her sind.«

»Ja,« brummte Mathews; »John Compagnie wird eines Tages die Wahrheit des alten Sprichworts einsehen lernen, das da von Hellerweisheit und Thalernarrheit spricht!«

Das französische Geschwader, welches im Winde nach dem Lee gelaufen war, bis es die Indienflotte eingeholt hatte, lavirte jetzt und legte unmittelbar auf die englischen Schiffe an. Letztere hatten sich in der Zwischenzeit zum Kampfe vorbereitet, und das Räumen der überfüllten Decke gab Anlaß, daß mancher Stall mit Hühnern oder Schweinen von ächt chinesischer Zucht seine ursprüngliche Bestimmung gegen ein wässeriges Grab vertauschen mußte. Zum Glück hatte man keine Passagiere an Bord, denn von China zurückkehrende Schiffe werden nie mit dieser Waare belästigt, wenn man nicht etwa die Londoner Einwohnerschaft mit der Monstrosität eines Meerweibchen oder der siamesischen Zwillinge in Erstaunen setzen will, die von Natur aus wie zwei Jagdhunde an einander gekoppelt waren. (Letztere wurden indeß von Lytton Bulwer in Wirklichkeit getrennt, indem er zur Genüge darthat, daß »Einheit zwischen Brüdern«, die man in der Regel für einen so großen Segen hält, im Gegentheil eine sehr lästige Eigenschaft ist.) In kurzer Zeit war Alles bereit, und die indianische Flotte setzte ihren Kurs unter Gemachsegeln fort, den Kampf weder suchend, noch vermeidend.

Mit dem Einbruche der Dunkelheit holte das französische Geschwader gegen den Wind um. Das Benehmen der Chinaflotte gebot Vorsicht, und der französische Admiral hielt es für räthlich, den hellen Tag zu erwarten, um sich zu überzeugen, ob nicht ein Theil der englischen Fahrzeuge aus Kriegsschiffen bestehe; ihre ruhige und besonnene Haltung rechtfertigte wenigstens einen derartigen Verdacht. Es stand nun in Frage, ob die Indienfahrer den Vortheil der Nacht zur Flucht benützen, oder das Ergebniß des nächsten Tages abwarten sollten. Die feindliche Macht war furchtbar und wohl concentrirt, die eigene aber durch die Theilung geschwächt, denn keines der Schiffe hatte mehr als sechzig englische Matrosen an Bord, während die chinesischen Schiffe gar nicht streitbar waren, denn die wenigen kräftigen Seeleute, die dazu gehörten, hatten auf den Indienfahrern freiwillig ihre Dienste angeboten. In dieser Verlegenheit bekundete Kommodore Dance eben so gut sein gesundes Urtheil als seinen Muth. Ein Versuch zur Flucht mußte die Flotte trennen, und die Schiffe wurden dann einzeln dem Feinde leicht zur Beute, da das französische Geschwader bekanntermaßen bei Weitem den Vorzug der Segelschnelligkeit hatte.

Die Kapitäne der Indienfahrer, welche im Laufe der Nacht einen Kriegsrath gehalten hatten, waren sämmtlich der gleichen Ansicht, und beschlossen, zusammen zu halten und bis auf's Aeußerste zu kämpfen. Die Indienflotte legte für die Nacht bei und ließ die Lichter brennen, während jeder Einzelne auf seinem Posten zu finden war. Die meisten englischen Matrosen schliefen gesund, die Laskaren und Chinesen setzten sich aber in Gruppen zusammen und äußerten in ihrer eigenen Zunge ihre Furcht vor dem bevorstehenden Kampfe, an dem sie kein Interesse haben konnten, mochte er nun der Nationalehre oder dem Eigenthum gelten.

Der Morgen brach an und die Briten entdeckten das französische Geschwader ungefähr drei Meilen im Winde. Admiral Linois hatte bei sich berechnet, wenn die Flotte bloß aus Kauffahrern bestehe, werde sie die Dunkelheit zu einem Fluchtversuche benützt haben, weshalb er sich im Laufe der Nacht windwärts arbeitete, um flugs bereit zu sein, auf seinen Raub loszustürzen. Als er jedoch bemerkte, daß es den englischen Schiffen nicht darum zu thun war, die Entfernung zu erweitern, sah er sich in einer traurigen Verlegenheit.

Die französische Trikolor hatte kaum Zeit gehabt, von den Hackeborden zu wehen, als auch die englische Nationalflagge schon trotzig in der Luft flatterte. Damit der feindliche Admiral durch die Vorbereitungen der Nacht noch mehr verwirrt werden möchte, hatten drei der am kriegerischsten aussehenden Indienfahrer das rothe Wimpel aufgesteckt, während die übrigen Schiffe das blaue wehen ließen. Diese List brachte Admiral Linois auf den Glauben, daß die gedachten drei Fahrzeuge Kriegsschiffe seien, welche das Geleite der Flotte bildeten.

Um neun Uhr ertheilte der Kommodore das Signal, zu füllen, und da sich das französische Geschwader nicht näherte, so setzte die Indienflotte ihre Fahrt unter leichten Segeln fort. Der französische Admiral hielt nun mit seinem Geschwader ab, um die leewärts aufgestellten chinesischen Schiffe, die, seit die britische Flotte ihren Wind geholt hatten, zurückgeblieben waren – von den übrigen Fahrzeugen zu trennen. Nun war es nöthig, daß der britische Kommandant mit Entschiedenheit handelte. Kapitän Timmins, der den Royal George kommandirte und an Muth von Keinem in der königlichen Flotte übertroffen wurde, näherte sich dem Kommodoreschiff auf Rufsweite und machte den Vorschlag, der Reihe nach laviren und in einer Linie vorrücken zu lassen, um den Feind anzugreifen. Dieser muthvolle Rath wurde angenommen und der Royal George zog ins Gefecht voran, während die übrigen Schiffe in so geschlossener Ordnung folgten, daß die Spieren ihrer offenen Klüver oft über dem Hackebord ihrer Vorgänger standen.

Eine Viertelstunde später konnte man das ungewöhnliche Schauspiel sehen, daß eine Flotte von Kauffahrteischiffen mit dem am besten ausgestatteten und disciplinirtesten Geschwader, das je von Frankreich ausgesegelt war, volle Lagen wechselte. Aber es stund keine Stunde an, so zeigte sich der noch ungewöhnlichere Anblick, daß dieses Geschwader vor den Kaufmannsschiffen floh und das Signal zu einer allgemeinen Jagd mit einem enthusiastischen Hurrah beantwortet wurde.

Es läßt sich zwar vermuthen, daß Admiral Linois vor dem Kampfe der Meinung war, einige der britischen Fahrzeuge seien Kriegsschiffe; indeß mußte er sich doch bei dem Beginne des Gefechts nothwendig überzeugt haben, daß dies nicht der Fall war. Die Sache verhielt sich übrigens so, daß er durch den Muth und die Entschiedenheit seiner Gegner eingeschüchtert würde; er flüchtete sich nicht vor den Kanonen, sondern vor den Streitern.

Ich kenne kein Beispiel, in welchem sich der Heldenmuth der britischen Matrosen so glorreich herausstellte, und es freut mich, daß Newton Forster bei dem Kampfe betheiligt war, da ich denselben sonst natürlich in diesem Werke nicht hätte mit einflechten können.

Und nun mögen diejenigen, welche nur um der Unterhaltung willen lesen, die jetzt folgenden Seiten bis zum nächsten Kapitel überschlagen. Ich will mich über einige Punkte verbreiten, die den Indiendienst betreffen; denn da alle Weisheit unserer Zeit aus Romanen geschöpft wird und Niemand eine gelehrte Abhandlung lesen mag, so gedenke ich, meine Ansichten hier zum Besten zu geben.

Wenn ein einzelner Mensch ermächtigt ist, einen großen Theil seiner Mitmenschen im Zaum zu halten, und von ihnen Gehorsam zu fordern, so ist dies nur unter Zugrundlegung des »Glaubens« möglich, daß sein Ansehen unterstützt werden kann.

Unter diesem »Glauben« verstehe ich das Bewußtsein, daß der Machthaber den Gesetzen des Landes, zu welchem Alle gehören, seine Gewalt verdankt, und daß dieselben Gesetze Strafe über jene verhängen werden, welche dem durch sie ertheilten Ansehen Widerstand leisten. Die Befehle des Einzelnen sind in einem solchen Falle die Befehle der Nation überhaupt, und wenn man gegen sie ankämpft, hat man es nicht mit dem Individuum, sondern mit dem Volke zu thun, dessen Gesetz man sich unterwerfen oder dessen Land man für immer meiden muß. Der Kommandant eines Schiffes, der die Ermächtigung hat, kriegsrechtlich zu verfahren, repräsentirt und vollzieht daher in Wahrheit nicht seinen eigenen Willen, sondern den der Nation, welche das Kriegsrecht geschaffen hat; denn er ist eben so gut verantwortlich, wie seine Untergeordneten, wenn er gegen dasselbe handelt, oder sich einen Mißgriff zu Schulden kommen läßt.

Im Kaufmannsdienste ist die Anwendung des Kriegsrechts nicht gestattet; die Schiffahrtsstatuten und das Landrecht werden für zureichend gehalten, und in der That ist auch das gegenwärtige System weit räthlicher, als wenn man eine so große Gewalt den Händen von Menschen anvertrauen wollte, welche im Allgemeinen eine derartige Bevollmächtigung nicht brauchen und auch nicht dafür geeignet sind. In dem größeren Theil der Kauffahrteischiffe bilden der Meister und seine untergeordneten Offiziere ein Drittheil, wo nicht die Hälfte der ganzen Schiffsmannschaft, und wo dies der Fall ist, kann nur ein schreiend rohes Benehmen Insubordination erzeugen.

Bei dem Indiendienst ist dies jedoch ein ganz anderer Fall. Die Schiffe haben an sich schon einen Umfang, der unseren größten Fregatten gleich steht, wo nicht dieselben übertrifft; auch führen sie ihre dreißig bis vierzig Kanonen. Das ihnen anvertraute Eigenthum ist gleichfalls von so hohem Belange, daß der Verlust desselben fast ein Nationalunglück wird; ihre Kommandeure sind Männer von Bildung und tüchtige Offiziere, und die Zahl ihrer Bemannung beläuft sich oft höher, als bei vielen königlichen Schiffen.

Aus diesen Rücksichten wird erhellen, daß die Statuten, welche im Allgemeinen einer geordneten Leitung des Kaufmannsdienstes Schutz gewähren, nicht zureichend sind, um an Bord der ostindischen Schiffe die nöthige Mannszucht zu erhalten. Je größer das Mißverhältniß zwischen der kommandirenden Einheit und der Zahl der Gehorchenden ist, desto eher hat man Meuterei zu befürchten. Der Geist der Unruhe ist ein leicht sich verbreitendes Uebel, wo viele Menschen beisammen weilen. Auch die schwersten Bedrückungen werden keinen Ungehorsam zur Folge haben, wenn nicht gegenseitige Berührung und Besprechung stattfindet, während sogar ein eingebildetes Unrecht, wenn es von einer größeren Anzahl besprochen und beleuchtet wird, in Unzufriedenheit und Unbotmäßigkeit ausarten kann. Wo daher eine große Anzahl von Leuten zusammengehäuft wird, wie dies in den Schiffen des ostindischen Dienstes der Fall ist, wird das Kriegsrecht unerläßlich, und einen Beweis dafür liefert, daß sich die Kommandeure schon genöthigt sahen, es auf eigene Verantwortlichkeit zu üben. Ueberhaupt sollte allen Fahrzeugen, die eine gewisse Anzahl Mannschaft führen, ein Freibrief ertheilt werden, welche den Kommandeuren unter gewissen Sicherheiten und Beschränkungen erlaubte, diese Gewalt in Anwendung zu bringen. Dies wäre ein werthvolles Gut für die ostindischen Schiffe, und schließlich auch eine Wohlthat für die Marine.

Fahren wir übrigens fort. – Die Kauffahrer der Kompagnie sind Kriegsschiffe, ihre Kriegsschiffe aber – wie soll ich sie nennen? Ihrem rechten Namen nach sind sie alle Bombay-Marine; übrigens will ich mich gleich vorn herein verwahren, daß ich, wenn ich ihnen denselben zum Vorwurf mache, die kommandirenden Offiziere nicht in das Brandmahl mit einschließe. Ich habe mit ihnen gedient und freue mich, die Versicherung abgeben zu können, daß sie, im Durchschnitt genommen, so gut sind, wie die im Königsdienst; – beschreiben wir übrigens jetzt die Schiffe und ihre Mannschaft. Die meisten dieser Fahrzeuge sind nur um ein Weniges kleiner, als die hinunterlaufenden (und beharrlich untergehenden) zehn Kanonenbriggen in unserem Dienst, die, da sie ursprünglich gegen die Piraten, und hin und wieder zu Unsichermachung der indischen Meere gebaut sind, nur eine leichte Wassertracht haben und sich durchaus nicht für einen Kampf mit schwerer See eignen. Viele davon sind für vierzehn oder sechszehn Kanonen gebohrt, und führen auch wirklich diese Anzahl von Geschütz, obgleich sie zu einem wirksamen Kampfe nur acht an Bord tragen sollten. Ich nehme keinen Anstand zu behaupten, daß ein englischer Kutter jedem derselben gewachsen ist, und auch ein französischer Kaper hat hin und wieder schon seine Ueberlegenheit bewiesen. Die Mannschaft besteht aus einer kleinen Anzahl englischer Matrosen, etlichen Portugiesen und einer überwiegenden Menge von Laskaren und Hindu-Bombay-Marinern. Der Dienst muß in zwei oder drei Sprachen kommandirt werden: die Insassen eines Schiffes haben verschiedene Religion und Gebräuche, sind an andere Nahrungsmittel gewöhnt und essen an getrennten Tischen. Wie ist es nun möglich, daß irgend ein Offizier ein so heterogenes Volk in Zucht halten und Einklang in die Geschäfte bringen kann? Kurz, die Schiffe und ihre Bemannung sind gleich verächtlich, und die Offiziere müssen in schwierigen Fällen dem Stolze und der Gemeinheit der Kompagnie geopfert werden. Der Grund, warum ich auf die »Bombay-Marine« Rücksicht nehme, liegt in dem kürzlich veröffentlichen Erlasse, welchem zufolge die Offiziere dieses Dienstes Rang und Anciennität mit denen der »englischen Marine« theilen sollen. Was nun die Offiziere selbst betrifft, so habe ich nichts dagegen einzuwenden, denn ich wünsche, daß sie um ihrer Verdienste und um der guten Meinung willen, die ich von ihnen hege, unserer Flottenliste inkorporirt werben; so lange sie aber die vorgedachten Schiffe kommandiren, wird diese Maßregel im Falle eines Krieges ungereimt und gefährlich werden, wie ich in einem Beispiele auseinander setzen will. Es gibt im ganzen Bombaydienste nicht ein einziges Schiff, das nicht durch eine einzige gut gerichtete Lage, von einer großen Fregatte gegeben, versenkt würde; da sich übrigens viele alte Offiziere bei der indischen Marine befinden, so ist es recht wohl möglich, daß ein Geschwader englischer Fregatten mit einem dieser Schiffe zusammentrifft, dessen Kapitän durch seine Anciennität berechtigt ist, das Kommando des Ganzen zu übernehmen. Wenn nun ein derartiges Geschwader mit einem Feinde von gleicher oder überlegener Kraft zusammenstößt, kann dann der Befehlshaber zum Angriff voranrücken? Thut er's, so wird er durch die erste Breitseite in den Grund geschickt – thut er's nicht, von wem soll die Schlachtlinie ausgehen? Die Folge würde ebenso beeinträchtigend, als die Anordnung lächerlich sein.

Die Karte der ostindischen Kompagnie wird bald erlöschen, und wenn man sie wieder erneuert, so sollte England für die drei Millionen, welche es jährlich für diese Kolonie, oder meinetwegen Eroberung, zahlen muß, einige Entschädigung erhalten. Nun handelt sich's aber um einen Punkt, der wohl der Erwägung verdient. Die Nation ist gebunden, jedem Eigenthum Schutz zu verleihen, und da für Indien eine Seemacht erfordert wird, so sollte diese durch das Volk, und zwar auf Kosten der Kompagnie, gegründet werden. Ich habe bereits gezeigt, daß die Bombay-Marine ein unnützer und unmächtiger Dienst ist – man gebe sie deshalb völlig auf und ersetze sie durch eigentliche Kriegsschiffe. Es ist von großer Wichtigkeit, daß unsere Seeleute zu Friedenszeiten beschäftigt werden und unsere Offiziere sich jene praktische Kenntniß erwerben, ohne welche alle Theorie nutzlos ist. Hiedurch erhalten wir auf Unkosten der Kompagnie eine beträchtliche Macht, die sich fortwährend in Thätigkeit befindet, und viele Offiziere können sich brauchbar machen, die jetzt nichts zu thun haben und wieder vergessen, was sie früher im Dienste lernten.

Zu gleicher Zeit sollte jedes ostindische Schiff gehalten sein, feine ganze Bemannung aus englischen Matrosen herzustellen, damit dem Unfug gesteuert werde, der daraus hervorgeht, wenn das Schiffsvolk hälftig aus Laskaren und Chinesen besteht.

Doch ich vermuthe, daß ich in meiner Gesetzgebung für jenes Land behutsam sein muß, oder so ein Herr mit Haarwickeln schickt mir ein paar zahme Elephanten zu, die meine Wildheit bändigen.


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