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Zwölftes Kapitel

Das Elend führt wunderliche Schlafkameraden zusammen.

Shakspeare.

Da die Leser schon früher hin und wieder Bemerkungen über die Ungewißheit des Mondes und der See, vielleicht auch des menschlichen Lebens gehört haben, so erlaube ich mir keine weitern Beleuchtungen dieses Gegenstandes, denn wenn sie auch neu wären, würde mir doch die Ehre der Originalität bestritten werden. So viel ist übrigens gewiß, daß unsere Abenteurer, statt ihrer Erwartung gemäß nach vierundzwanzig Stunden wohlbehalten im Hafen von Portsmouth vor Anker zu liegen, vor Abfluß dieser Zeit in dem sicheren Gewahrsam eines Gefängnisses zu Morlaix stacken. Wir dürfen uns jedoch nicht zu sehr beeilen.

Obgleich die Estelle zum Zeichen der Ergebung ihre große Raa unter rechten Winkeln gebracht hatte, hielt es doch die Bemannung des Kaperschooners beim Anlangen neben Bord für räthlich, dem Gegner eine volle Musketensalve zu geben. Dies hätte ernstlich ausfallen können, wäre nicht Newton sammt seinen Leuten unten gewesen, um sich noch etwas Weißzeug zu sichern, das ihnen im Gefängniß wahrscheinlich sehr nützlich sein konnte. So tödtete dieser Gruß nur den einzigen noch übrig gebliebenen französischen Gefangenen, der sich, hoch entzückt über die Wiedereroberung der Brigg und in freudiger Vorahnung baldiger Rückkehr in sein Vaterland, auf dem Decke befand. Hieraus könnte hervorgehen, daß das französische Sprüchwort: » l'homme propose, mais Dieu dispose,« eben so zuverlässig ist, als unser heimisches –

»Zwischen Bechers Rand und Lippe
Lauert noch so manche Klippe.»

Das Boot des Kapers wurde an Bord geschickt. Ein Dutzend Männer sprang mit über den Köpfen geschwungenen Säbeln auf das Deck der Estelle, fanden aber Niemand, an dem sie ihre Tapferkeit hätten ausüben können, als die Leiche ihres Kameraden, weßhalb sie jetzt laut nach den » sacrés Goddams« riefen und sie » monter« hießen. Newton und die übrigen gehorchten, ihre Bündel in der Hand, der Aufforderung, wurden aber bald um letztere von ihren Siegern leichter gemacht, welche zu gleicher Zeit ihre Stutzsäbel auf den Rücken und den Schultern der Gefangenen tanzen ließen, um ihnen zu beweisen, daß sie ihnen nicht aus »Politesse« ihre Effekten abgenommen hatten. Newton fühlte wohl, daß Widerstand nur zu weiteren Angriffen führen würde, weßhalb er sich mit philosophischer Ruhe gefallen ließ, was er nicht ändern konnte, und in das Boot hinabeilte.

Die Verbrecher nahmen ihren Antheil gleichfalls mit Geduld entgegen, denn sie waren bereits an »viele Streiche« gewöhnt. Nur Roberts und Williams wollten sich, trotz Newtons Gegenvorstellungen, mit dem ganzen rücksichtslosen Geiste englischer Matrosen nicht so gutwillig darein fügen. Der erste Gegenstand, der Roberts Aufmerksamkeit, sobald er die Treppe heraufkam, auf sich zog, war die Leiche des übrig gebliebenen französischen Gefangenen.

»Wie, Johnny – so bist Du also auch dahin? Sagte ich Dir nicht, daß die Reihe zunächst an Dich kommen würde! Der Tausend, meine Schatzkinder, ihr bewahrt alle eure Kugeln für eure Freunde auf,« fuhr Roberts gegen die Kapermannschaft fort.

Ein paar » sacrés« und » filous« waren die Antwort, während einer der Franzosen bemüht war, ihm sein Bündel aus der Hand zu reißen.

»Halt da, alter Knabe, und nimm nicht, was Du nicht bezahlt hast.«

Es folgte nun ein Kampf, welcher damit endigte, daß Roberts, welcher nun wohl merkte, daß ihm sein Eigenthum nicht bleiben sollte, sein Bündel mit solcher Gewalt nach dem Vordersten schleuderte, daß dieser auf das Deck niederstürzte.

»Nun, wenn ihr's denn einmal durchaus haben wollt, so nehmt es,« rief Roberts.

»Die Bettler haben mir die Finger zerhackt,« brummte William. »He, Monschür, thut nicht so gar vorlaut mit Eurem Eisen da, oder ich will Euch Eure Marslichter ausblasen.«

»Ich wollte, ich hätte ihrer drei zu Point Beach, wie wollte ich sie bedienen, diese froschfressenden Seeköche!« rief Roberts, mit geballten Fäusten gegen die Kapermannschaft auslegend.

Dieses widerspenstige Benehmen hatte einen ganzen Hagel von flachen Säbelhieben zur Folge. Williams entriß ergrimmt einem der Franzosen seine Waffe und schlug um sich, während Roberts mit den Fäusten auf die Wachen losstürzte und zwei davon zu Boden schlug. Endlich wurden sie überwältigt und in's Boot geworfen, reichlich blutend aus verschiedenen Hiebwunden, die sie in dem ungleichen Kampfe empfangen hatten. Die Leute des Kapers stießen nun ab und ruderten an Bord des Schooners.

Sobald Newton und die übrigen Engländer an Bord gebracht waren, wurden sie nach dem Hinterschiffe geschafft und am ganzen Leibe visitirt, auch ihnen jeder noch gute Anzugsartikel abgenommen. Der Dieb Collins war eine gute Prise; er hatte Hemd über Hemd, Strümpfe über Strümpfe und Hosen über Hosen angezogen, so daß sich die Franzosen zu wundern begannen, ob sie je auf den »innern Menschen« kommen würden. Nachdem er endlich ausgehülst war, wurden ihm ein altes paar Hosen zugeworfen und nun ließ man ihn ohne andere Bekleidung schaudernd in der Kälte stehen. Newton, den man seines Hemdes und seiner Weste nicht beraubt hatte, nahm die letztere und gab sie dem Verurtheilten, der ihm dankend entgegenflüsterte: »Ich mache mir kein Strohhalm daraus; sie haben mir meinen alten Hut gelassen.«

Nachdem die wiedergenommene Prise bemannt war, hielt der Kaper auf die französische Küste ab, und noch vor Morgen lagen sie in dem französischen Hafen Morlaix vor Anker. Mit Tagesanbruch wurden die Gefangenen, welchen man keine Erfrischung gegeben hatte, in ein Boot gebracht und nach ihrer Landung von einem Häuflein Gendarmen nach dem Gefängnisse geführt. Auf dem Wege nach ihrem Kerker erregte Collins die gute Laune der Zuschauer und das Erstaunen seiner Mitgefangenen, indem er, die Hände und Arme in einer gewissen Haltung erhoben, einherspazierte. Nachdem sie eingeschlossen waren, ging er nach dem vergitterten Fenster und setzte dieselben Bewegungen gegen die Leute fort, welche sich um das Gefängniß gedrängt hatten und an dem Spaße große Freude fanden. Newton, der gleichfalls an das Fenster trat, um für Roberts und Williams um etwas Wasser zu bitten, da dieselben ihren Durst zu löschen und ihre unverbundenen Wunden auszuwaschen wünschten, fragte Collins nach dem Grunde seiner Geberden.

»Sie sollen Euch sowohl, als mir selbst zu Statten kommen,« versetzte Collins; »wenigstens hoffe ich so. Es gibt allenthalben Freimaurer.«

Einige Minuten später trat einer aus dem Volkshaufen draußen vor und bedeutete der Schildwache, daß die Gefangenen sich durch Zeichen Wasser erbäten. Der Gendarme, der Newton keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, hörte auf die Bitte seines Landsmanns, der ihn auf den Grund der allgemeinen Menschenliebe hin überredete, den Gefangenen in einem so nöthigen Punkte zu willfahren. Das Wasser wurde gebracht, und als sich der Mann entfernte, gab er Collins durch ein Zeichen, das von Niemand anders bemerkt wurde, zu verstehen, daß seine Bitte von den Eingeweihten vernommen worden sei.

»'s steht Alles recht,« sagte Collins zu Newton, indem er von dem Gitter zurücktrat. »Wir haben Freunde von außen und Freunde im Innern.«

Nach einer Stunde wurden einige Brode hereingebracht, und unter den Leuten, welche es trugen, bemerkte Collins die Person, welche sein Signal beantwortet hatte; es fanden jedoch keine weiteren Erkennungszeichen statt.

Um Mittag wurde die Thüre des Gefängnisses wieder aufgeriegelt, und ein Chirurg kam, um die Verwundeten zu verbinden. Er war von zwei oder drei Abgeordneten des Gouverneurs begleitet, welche die Gefangenen in's Verhör nehmen sollten, und Collins neuer Bekannter spielte dabei die Rolle eines Dolmetschers. Während Roberts' und Williams' Wunden, die zwar zahlreich, aber nicht von Bedeutung waren, verbunden wurden, stellte man viele Fragen, welche ein Schreiber nach der geschehenen Dolmetschung aufzeichnete. Jeder wurde besonders verhört, und Collins gehörte unter die Ersten, die in's Gebet genommen wurden. Die gestellten Fragen und die gegebenen Antworten waren behutsam mit einem wichtigeren Gegenstande vermengt. Der Mann, welcher als Dolmetscher thätig war, sprach zu gut englisch für einen Franzosen, und war augenscheinlich ein Däne oder ein Russe, der sich in Morlaix häuslich niedergelassen hatte.

Er begann folgendermaßen:

»Niemand versteht hier Englisch, als ich – aber sie sind argwöhnisch; nehmt Euch daher in Acht –«

»Wie heißt Ihr?«

»John Collins.«

» Comment?« fragte der französische Schreiber. » John Co–lin. C'est bien; continuez.«

»Was ist Euer Rang – und in Eurer Loge

»Matrose – Meister,« antwortete Collins gewandt.

» Comment?« fragte der Schreiber.

» Matelot,« versetzte der Dolmetscher.

» Demandez-lui le nom du bâtiment.«

»Wie ist der Name Eures Schiffes? – In welcher Weise können wir Euch beistehen

»Terpsichore – mit einem Boot nebst Mundvorrath.«

» Comment?«

» Frégate croisseur Terpsychore.«

»Segelt sie gut? – Zu welcher Zeit

» Heute Nacht, mit einem Führer

» Que dit-il?«

» Elle marche bien avec le vent large.«

» Demandez-lui la force.«

»Wie viele Kanonen? – Wie könnt Ihr hinauskommen

»Sechsunddreißig. – Ich habe die Mittel

» Trente-six canons.«

» Trente-six canons,« wiederholte der Franzose, die Angabe aufzeichnend. » C'est bien – alors, l'équipage.«

»Wie stark die Mannschaft? – Ich werde hier sein, sobald es dunkel ist

»Zweihundertundsiebenzig Mann, aber Viele in den Prisen abwesend.«

» Deux cent soixante-dix homme d'équipage; mail il y a beaucoup dans les bâtiments pris.«

Newton und die Andern wurden gleichfalls gefragt und ihre Namen zu Protokoll genommen, worauf das Verhörpersonal das Gefängniß verließ.

»Nun, wenn wir uns tummeln, so denke ich, werden wir wohl davon kommen,« sagte Collins zu Newton und den Uebrigen, nachdem die Thüre wieder abgeschlossen war. »Ich habe nie ein englisches Gefängniß gesehen, das mich halten konnte, wenn ich Lust hatte, hinaus zu gehen, und was das Eisenwerk hier betrifft, so schätze ich es zu ungefähr einer Stunde Arbeit. Ich reise nie ohne meinen kleinen Freund.«

Damit nahm Collins seinen alten Hut ab, schob das Futter zurück und brachte einige kleine, aus Uhrfedern gemachte Sägen, Feilen und andere Instrumente zum Vorschein.

»Mit diesen Werkzeugen und dem Stückchen Talg, das außen an meinem Hute steckt, werde ich im Nu die Riegel beseitigt haben. Französisches Eisen ist keinen Teufel werth, und die Schildwache soll mich nicht einmal hören, wenn sie daran lehnt. Indeß wird's doch gut sein, wenn Thompson ein Liedchen singt, da wir dann um so schneller arbeiten können.«

»Sage mir auch, Ben,« bemerkte Hilson, »wer ist Dein Freund?«

»Ich weiß nicht – vielleicht gar der Gouverneur; so viel aber kann ich zur Ehre der Freimaurerei behaupten, daß wir ihn und allen seines Gleichen trauen dürfen. Kümmere Dich übrigens nur um Deine eigenen Angelegenheiten, Tom.«

»Er sagte, er werde mit Einbruch der Dunkelheit hier sein,« bemerkte Newton.

»Ja, – ich muß mich beeilen – geht eurer Etliche an das Gitter, daß man nicht nach mir hereinsehen kann.«

Diese unerwartete Aussicht auf Befreiung weckte eine freudige Bangigkeit in der Brust der Gefangenen. Der Tag schien kein Ende nehmen zu wollen. Endlich brachen die Schatten der Nacht ein und ein wolkigter Himmel nebst einem leichten Nebelregen steigerte ihre Hoffnungen. Der Raum vor dem Gefängnisse war verlassen, und die Schildwache kauerte sich dicht an die Thüre, welche sie theilweise gegen das Wetter schützte. Nach einer Weile hörte man letztere mit einer andern Person sprechen.

»Er muß jetzt kommen,« bemerkte Collins in gedämpftem Tone; »wahrscheinlich ist dies einer von seinen Gehülfen, der die Aufmerksamkeit des Gendarmen zu fesseln sucht.«

»Macht keinen Lärm,« sagte eine flüsternde Stimme von außen.

»Ich bin hier,« versetzte Collins leise.

»Wie könnt ihr aus dem Gefängniß kommen?«

»Schafft die Schildwache etwas beiseite, sobald wir zu singen aufhören; dann sind die Stangen weg.«

»Ich habe Alles vorbereitet. Wenn ihr herauskommt, haltet euch dicht an die Mauer rechts. Wenn ich nicht hier bin, werdet ihr mich an der Ecke finden.«

Der Freimaurer zog sich sodann von dem Gitter zurück.

»Jetzt Thompson – aber nicht zu laut; 's ist nicht nöthig. Zwei von uns können arbeiten.«

Thompson begann sein Lied, und Newton erhielt von Collins eine kleine Säge mit der nöthigen Anweisung des Gebrauchs. Die eisernen Stangen des Gefängnisses ließen sich durch Collins feingearbeitete Instrumente wie Holz durchschneiden. In anderthalb Stunden waren ihrer drei ohne Geräusch entfernt und die Oeffnung jetzt weit genug, um sie entkommen zu lassen. Der Gesang Thompsons, der eine ziemlich gute Stimme und ein sehr richtiges Gehör hatte, übte nicht nur die Wirkung, daß ihr Sägen übertönt wurde, sondern belustigte auch die Schildwache, welche, den Rücken gegen die Wand gelehnt, auf die Melodie lauschte. Ihre Arbeit war soweit beendigt. Thompson hörte auf, und es herrschte jetzt beklommenes Schweigen. Nach ein paar Minuten hörte man die Schildwache abermals mit Jemand reden; die Stimmen wichen zurück, als entfernten sich die Sprechenden ein wenig.

»Jetzt ist's Zeit, Bruder,« sagte die gedämpfte Stimme unter der Oeffnung.

In einer Minute hatten sämmtliche Gefangene die Mauern ihres Kerkers im Rücken und folgten schweigend ihrem Führer, bis sie den Landungsplatz erreichten.

»Da ist ein Boot und hinreichend Mundvorrath,« sagte der Freimaurer in gedämpftem Tone. »Ihr müßt an den Schildwachen auf dem Felsen vorbei, aber wir können nicht mehr für Euch thun. Lebt wohl, Bruder; möge das Glück Euch und Euern Begleitern günstig sein!«

Mit diesen Worten verschwand ihr freundlicher Beistand.

Die Nacht war so dunkel, daß sie die Umrisse des Bootes trotz seiner Nähe nur mit Mühe unterscheiden konnten. Newton, der das strengste Stillschweigen einschärfte, trat zuerst ein, und die Uebrigen folgten nach. Roberts, dessen Gesicht durch die Wunden seines Kopfes ein wenig gelitten hatte, stolperte über eines der Ruder.

» Qui vive?« rief eine der Schildwachen auf dem Felsen.

Es erfolgte keine Antwort; die Flüchtlinge blieben regungslos auf ihren Sitzen. Die Schildwache kam an den Rand des Felsen und schaute herunter; da er jedoch nichts unterscheiden konnte und auch keinen weiteren Lärm hörte, so kehrte er auf seinen Posten zurück.

Eine Weile durfte sich, Newtons Geheiß gemäß, Niemand rühren; die Ruder wurden dann sorgfältig über das Schanddeck gehoben und Kleider in die Kerben gelegt, um den Schall zu dämpfen; dann schob sich das Boot von dem Landungsplatze aus in die Mitte der schmalen Mündung. Es war eben Ebbezeit; mit über dem Wasser erhobenen Rudern und bereit, im Augenblicke der Entdeckung auszugreifen, ließen sie das Boot aus einem der engen Kanäle triften, welche den Eingang des Hafens bildeten.

Der Regen schlug nun in Strömen nieder, und da Newton sehnlich wünschte, vor Tagesanbruch weit von der Küste ab zu sein, so glaubte er, es jetzt wohl mit den Rudern wagen zu können. Er und Collins begannen das Werk; sie hatten jedoch kaum drei Schläge gethan, als eine der Schildwachen, welche das Geräusch hörte, ihre Muskete in der Richtung des Schalles abschoß.

»Jetzt so scharf drauflos, als wir können,« sagte Newton; »'s ist unsere einzige Aussicht!«

Es folgten noch etliche Musketenschüsse. Sie hörten die Wache herausrufen und sahen, wie auf den nahegelegenen Batterieen Lichter hin- und hergingen, desgleichen auch Ruderboote bemannt wurden. Sie bearbeiteten nun je zu zwei ihre Ruder und waren unter dem Beistand der Ebbe und der Dunkelheit bald außer Kanonenschußweite. Dann legten sie die Ruder nieder, richteten den Mast auf und segelten von der Küste ab.

Sie waren Abends um neun Uhr aufgebrochen und hatten mit der Dämmerung des Morgens die französische Küste aus dem Gesichte verloren. Hoch erfreut über ihr Entkommen, begannen sie nun einen Angriff auf die Mundvorräthe und ein an Bord befindliches Weinfäßchen – vielleicht wurde nie ein wonnigeres Frühstück eingenommen. Die Sonne war von Dünsten verhüllt und der Himmel gestaltete sich drohend; aber sie waren frei und fühlten sich glücklich. Der Wind frischte auf, und das Boot flog vor dem Sturme dahin. Die Wogen schlugen über den Stern und zwangen sie, ohne Unterlaß zu ösen; aber nichts konnte ihre Freude niederschlagen, und die Freiheit wandelte »die Gefahr in Entzücken« um. Sie kamen in der Entfernung an mehreren Schiffen vorbei, ohne jedoch von denselben bemerkt zu werden, und vor Sonnenuntergang hatten sie die englische Küste im Auge. Um zehn Uhr gewahrten sie die doppelten Lichter des Lizards auf ihrem Steuerbordbug. Sie holten mit der Ebbe auf den Backbordgang um, kamen an dem Lizard vorbei und hielten vor Mount's Bay ab, um die königlichen Schiffe zu vermeiden und so die Aussicht auf ein abermaliges Gepreßtwerden zu umgehen. Mit Tagesanbruch landeten sie unter dem St. Nickolswall und traten wieder einmal auf englischen Boden.

Hier theilten sie, wie in Folge vorläufiger Uebereinkunft, die Mundvorräthe und verabschiedeten sich von einander.

»Gott befohlen, Gentlemen,« sagte Collins; »erlaubt mir übrigens die Bemerkung, daß ihr Euch einmal glücklich schätzen durftet, in meiner sehr respektablen Gesellschaft gewesen zu sein!«


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