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Fünfzehntes Kapitel

Lucy. Sind alle diese Armen Sklaven?
Stanley. Ja,
Gekauft der Haufen, sie und ihre Nachzucht.
Lucy. O unglückselig Loos!
Bland. Die meisten wissen's
Nicht besser, waren's so schon von Geburt an
Und wechseln ihre Herren nur.

Oroonoko.

Die Gäste standen am folgenden Morgen zu einer frühen Stunde auf, um die entzückende Frische der Luft zu genießen, welche sobald vor den sengenden Strahlen der tropischen Sonne verdunstet. Beim Frühstück erschien auch der Doktor der Pflanzung, welcher die Geburt eines kleinen Negerknaben meldete.

»Wer, sagtet Ihr, Doktor?« entgegnete der Pflanzer. »Mattie Sally? Ei, ich dachte, Jane Ascension sei ihr voraus?«

»Sie gingen so ziemlich gleichzeitig, Sir,« versetzte der Arzt.

»Was macht sie – steht's gut bei ihr?«

»Ganz gut, Sir; 's ist ihr aber sehr um den Namen des Kindes zu thun, weßhalb sie Euch zu sprechen wünscht, sobald Ihr gefrühstückt habt.«

»Wir wollen zu ihr kommen. Ihr habt gar keinen Begriff,« bemerkte der Pflanzer gegen Mr. Berekroft und Newton, »welche Wichtigkeit dieses Volk den Namen ihrer Kinder beilegt. Nichts als ein schöner, langer Name kann sie zufrieden stellen. Ich glaube wahrhaftig, wenn ich nicht käme oder den Knaben Tom nennen wollte, so würde sie lieber Schmutz essen. Wir sind fertig, wie ich sehe; Knabe Jack, bring den Sangorie. Vermuthlich braucht Euer Thon auch ein wenig Anfeuchtens, Doktor – thut daher den ersten Schluck.«

Sobald dieser wichtige Anfang und Schluß des Mahles gebührend administrirt war, begaben sie sich nach der früher erwähnten Gebäudereihe und fanden in einem der Gemächer die Wöchnerin, welche aufrecht im Bette saß und bei der Annäherung ihres Gebieters die weißen Zähne zeigte, als ob nichts Besonderes vorgefallen wäre.

»Nun, Mattie, wie geht's Dir?« begann der Pflanzer. »Wo ist der Piccaninny?«

»'Ab ihn 'ier, Sär – ihn warm 'alten,« antwortete das Weib, indem sie auf eine zusammengerollte Decke deutete, in welcher das kleine Geschöpf eingeschlagen war.

»Laß ihn sehen, Mattie.«

»Nein, Sär, zu kalt jetzt – nachher Massa ihn sehen; machen sehr schöne Schlaf nun. – Denke, weiße Piccaninny oder schwarze Piccaninny – Alles das Gleiche – lieben viel Schlaf. Er sehr gut wissen, 'ab nachher viel Arbeit – schlafen, so viel er kann, wenn er klein sein.«

»Aber Du wirst ihn ersticken,« bemerkte Newton.

»Ihn er'ticken – was das – eh? – Ah, ich nun wissen, was Massa meint – ihm Athem ausgehen. – Nein; denke, er vorher nicht er'ticken, er auch jetzt nicht er'ticken, Sär. Massa,« fuhr das Weib gegen den Pflanzer fort, »Ihr kein Namen 'ab für Piccaninny?«

»Je nun, Mattie, wir müssen einen aufsuchen; diese Gentlemen sollen ihm einen Namen geben. Na, Kapitän, was schlagt Ihr vor?« –

»Wie wär's, wenn wir ihn Snob tauften?« versetzte Berekroft, den Uebrigen winkend.

»Snob? Was das für ein Namen sein, Sär?« entgegnete das Weib, den Kopf aufwerfend. »Snob? Nein, Sär, Ihr beleidigen mir sehr viel. Snob kein rechter Name.«

»Gut,« sagte der Pflanzer, »so versucht Ihr, Mr. Forster, ob Ihr nicht glücklicher seid.«

»Was hältst Du von Chrononhotonthologus?« bemerkte Newton gegen das Weib.

»Eh! was das? – Sagt doch noch einmal, Sär,« versetzte das Weib.

»Chrononhotonthologus.«

»Eh! das sehr schöne Nam für Piccaninny,« rief das Weib mit vor Entzücken strahlendem Gesichte. »Viel Dank, Sär, Chroton-polygarse.«

»Nein, nein,« entgegnete Newton lachend.

»Chrononhotonthologus.«

»Eh – hab ihn jetzt – Hoton-tolygaß.«

»Nein, das ist nur ein Theil. Chronon-hoton-thologus.«

»Ich seh – sehr schöne Nam – Proton-choton-polygaß.«

»Ja, das trifft schon näher hin,« erwiederte Newton.

»Wohlan denn, so wäre dieser Punkt bereinigt,« bemerkte der Pflanzer gegen das Weib. »Ist jetzt Alles recht, Mattie?«

»Ja, Massa; viel Dank dem Gentleman – sehr schöne Nam, thut sehr gut, Sär.«

»Doktor, setzen Sie den Namen in das Geburtsregister. Nun, Mattie, wären wir fertig; Gott befohlen,« sagte der Pflanzer, worauf er mit seinen Gästen das Zimmer verließ.

»Gedenkt Ihr wirklich, dem Kinde diesen Namen zu lassen?« fragte Berekroft.

»Warum nicht? Er gefällt dem Weibe und ist so gut, wie jeder andere; darauf kömmt nichts an. Fast alle kriegen lange Namen, nur nicht gerade ganz so lang, wie der gegenwärtige; sie werden aber kürzer, je größer die Kinder werden. Der von Mr. Forster genannte wird zuerst in Chrony abgekürzt, und wenn wir auch dies noch zu lang finden, so ruft man den Jungen, Chrow, Krähe. was im Ganzen gar kein übler Name für einen Neger ist,« bemerkte der Pflanzer über das artige Zusammentreffen lachend.

Leser, hast du je in einem Geflügelhofe ein Huhn auf eine halbe Kartoffel oder einen ähnlichen Gegenstand, welcher zu groß war, um auf einmal verschlungen werden zu können, losstürzen sehen und dabei bemerkt, wie es mit seiner Beute zu entkommen suchte, während ihm alle übrigen nachfolgten, bis es entweder sein Gut fallen ließ oder der Wachsamkeit seiner Kameraden entrann? Wenn dies der Fall ist, so kannst du dir eine Vorstellung von einem Negerweibe machen, die ein schweres Wort in ihrem Munde hat und dasselbe, obgleich sie seine Bedeutung nicht kennt, für einen gleich wichtigen Schatz betrachtet.

Newton trat in den Hof hinaus, in dessen Mitte mehrere Weiber bei verschiedenen Beschäftigungen saßen. Die eine hatte bei der Wöchnerin einige Dienste zu leisten gehabt und war deshalb bei der Wahl des Namens zugegen gewesen. Sie setzte sich zu den andern, und als man ihr verschiedene Fragen vorlegte, antwortete sie außerordentlich hochtrabend und mit majestätischem Stirnerunzeln, als könne sie sich über die Unverschämtheit ihrer Gefährtinnen nicht genug wundern. Nach einer kurzen Weile stand sie auf, sah mit dem Blicke einer Kaiserin umher und sagte:

»Ich jetzt gehen und nach mein Hoton-poton-pollybaß sehen.«

»Eh?« rief eine Andere, erstaunt ihre Augen aufreißend.

»Was das?« rief eine Dritte.

»Wie du heiß das lang Ding?« fragte die Vierte.

»Eh, ihr dumm schwarz Dinger,« versetzte die stolze Besitzerin des neuen Wortes mit einem Blicke unaussprechlicher Verachtung, »ihr nicht wissen, was poton-hoton-pol-faß sein? Ich es euch nicht sagen,« fügte sie bei, indem sie von hinnen ging und die Andern, fast weiß vor Neid und Erstaunen, zurückließ.

Bald nachher verabschiedeten sich Mr. Kingston und seine Begleiter von dem gastlichen alten Pflanzer und traten den Rückweg nach Bridgetown an. Sie waren nicht weiter als eine Viertelmeile gekommen und ritten eben einen kleinen Berg hinan, als Newton entdeckte, daß ein Neger sich selbst das Steigen dadurch erleichterte, daß er sich an den Schwanz seines Maulthiers hing.

»Wie Ihr Euch befinden diesen Morgen?« sagte der Mann grinsend, als Newton zurückblickte.

»Danke, ich bin wohl; aber ich fürchte, daß ich mit den Uebrigen nicht gleichen Schritt halten kann, weil mein Maulthier nicht nur mich tragen, sondern auch dich den Berg hinaufziehen muß.«

»Ei, Sär, Maulthier gehen schneller. Massa nicht verstehen; Maulthier sehr störrisch, Sär. Gesetzt, Ihr wollen auf die eine Seite, er geht auf die andere – gesetzt, Ihr ihn ziehen zurück am Schwanz, er gehen vorwärts.«

»Nun, wenn dies der Fall ist, so magst du dich immerhin halten. Gehörst du zu der Pflanzung?«

»Nein, Sär, ich freier Mann. Ich arbeiten hier – ich Zimmermann.«

»Ein Zimmermann? Wie hast du denn dein Gewerbe gelernt und die Freiheit erhalten?«

»Gewerbe lernen an Bord von Kriegsschiff – Kriegsschiff machen mich frei.«

Mr. Berekroft, der dem Gespräche zugehört hatte, mischte sich jetzt gleichfalls in die Unterhaltung.

»Bist du in diesem Lande geboren?«

»Nein, ich Ashantie Mann.«

»Und wie kamst du hieher?«

»Ei, Sär, ab' sehr schöne Schlaf in Ashantie-Land. Nehmen mich und senden mich herab an die Küste; verkaufen mich als Sklave. Geh an Bord von französisch Schooner – englisch Fregatt nehmen den Schooner und senden mich nach Sarra Leon.«

»Nun, und was thatest du dort?«

»Lehrling werden, Sär, bei Massa Cawly, vierzehn Jahr lang – gerade so wie Sklave; sehr harte Arbeit – schlecht Yam – viel Fieber in jenen Land – viel besser hier.«

»Wie kamst du von Sierra Leon fort?«

»Schlafe eines Tags im Busch – Diebe kommen, mich stehlen, nehmen mich an die Küste hinunter und mich wieder verkaufen.«

»Wohl, und wohin kamst du dann?«

»Wieder an Bord von Schooner, Sär. Ein ander Kriegsschiff nehmen Schooner in Westindien, schicken ihn als Prise. Behalten mich und Einige an Bord, weil sie Leute brauch' – behalten mich, weil ich ein wenig Englisch sprech.«

»Wie hat dir's auf dem Kriegsschiff gefallen,« fragte Newton.

»Kriegsschiff sehr schöne Platz; aber Alles Sklav da – Kapitän stehl Leute von jedem Schiff, das er finden. Aber Matrose nicht denk so, all Nacht sie Alle sing: ›Britong, nimber, nimber, nimber, will Sklav sein.‹ Hab müssen lachen, Sär,« fuhr der Mann fort, mit einem breiten Grinsen seine Zähne zeigend.

»Wie hieß das Schiff?«

»Sehr schöne Nam, Sär; heiß sie Daddy Wise.« Vermuthlich Dedaigneuse.

»Wie lange warst du an Bord?«

»Vier Jahr, Sär; lernen Zimmermannshandwerk – gehen nach England – auszahlen – kriegen Geld genug – kommen heraus hier ein Kaufmannsschiff – England sehr schön Platz, aber zu viel kalt,« sagte der Neger, schon bei der Erinnerung schaudernd.

»Sage mir jetzt,« fragte Kingston; »du erinnerst dich natürlich noch deiner Heimath? – Wo gefällt es dir am besten – hier oder dort?«

»Ashantie sehr gut Land – Barbadoes sehr gut Land. In Ashantie nimber arbeiten, Hab kein Geld – hier viel Arbeit, viel Geld.«

»Gut, aber wo bist du lieber, hier oder dort?«

»Weiß nicht, Sär. Möchte Land finden, wo keine Arbeit und viel Geld.«

»Er ist nicht der Einzige, dem dies anstünde,« bemerkte Newton.

»Männer thun alle Arbeit hier, Sär – Weiber nur schwatzen« – fuhr der Neger fort. »In mein Land Männer nie arbeiten – Weiber Alles thun und die Männer füttern.«

»Was thun dann die Männer?« fragte Berekroft.

»Mann, Sär,« antwortete der Neger stolz – »Mann geht zu fechten – geht, zu tödten.«

»Ist das Alles?«

»Ja, Sär, das Alles.«

»Du willst damit wohl sagen, daß du in Ashantie bleiben würdest, wenn du dahin zurückkehren könntest?«

»Ja, Sär – dort bleiben – nicht arbeiten – schlafen den ganzen Tag – die Weiber mich füttern lassen.«

»Wie tiefe Wurzeln faßt nicht frühe Gewohnheit,« bemerkte Mr. Berekroft. »Dieser Mann ist frei in einem civilisirten Lande und möchte doch zu seiner frühern Trägheit und Unwissenheit zurückkehren.«

»Und so ergeht es jedem Sklaven, der nicht in dem Lande geboren ist. Es bedarf zweier Generationen, um diese wilde Natur zu zerstören,« versetzte Kingston. »Ich glaube, der Müssiggang ist, gleich der Gicht, sowohl bei Schwarzen, als bei Weißen, eine erbliche Krankheit, denn ich habe auch bei Letzteren oft ähnliche Bemerkungen gemacht. So lange der Mensch nicht arbeiten mag, ist keine Aussicht auf Civilisation vorhanden, und wie verbessert auch die afrikanische Race auf diesen Inseln sein mag, so glaube ich doch, sie würden sammt und sonders verhungern, wenn man sie in Freiheit setzte. In ihrem eigenen Lande ist die Natur so freigebig, daß sie nur weniger oder gar keiner Arbeit für ihren Lebensunterhalt bedürfen; wie üppig aber auch der Boden auf diesen Inseln sein mag, muß er doch gepflegt werden.«

»Ihr erwartet also doch ihre endliche Befreiung?« fragte Newton.

»Zuverlässig. Es ist bereits viel geschehen, und wenn wir nicht von den Abolitionisten verfolgt würden, wären wir im Stande und bereit, noch mehr zu thun.«

»In England ist die öffentliche Meinung sehr gegen Euch,« sagte Berekroft.

»Wohl; oder vielmehr, wie ich behaupten möchte, die größere Masse, welche aus Personen zusammengesetzt ist, die nicht für sich selbst zu denken vermögen und sich daher von Andern gängeln lassen. Sie nennen sich Philanthropen, unterhalten aber augenscheinlich sehr jesuitische Begriffe in Betreff der Wahrheitsliebe. Ich nehme keinen Anstand, zu behaupten, die Philanthropie würde nicht so viele Anhänger haben, wenn man sie nicht so gar profitabel fände, denn eine wahre Philanthropie muß, wie die christliche Liebe, bei der eigenen Heimath ihren Anfang nehmen. Blicke man nur in die Zeitungen, welche schauerlichen Berichte sie nicht über das Elend der niedern Klassen in England liefern; aber was kümmert sich der Westindien-Philanthrop darum? Ihr bemerkt, daß sie ihre Stimmen nicht zu Gunsten ihrer leidenden Landsleute erheben. Sie lassen den Bettler an der Straße liegen und achten nicht auf den Nothruf des auf seiner Streu Verhungernden, verbreiten aber allenthalben Petitionen für Sklavenemancipation oder – was tatsächlich dasselbe ist – für Zerstörung des Eigenthums Anderer. Daß es ein gehässiges Eigenthum ist, gebe ich zu, und ich wollte, ich könnte mich des meinigen entschlagen, aber das geht nicht so leicht. Meine Vorfahren legten ihre Kapitalien in diesen Inseln an und bauten dabei auf die Zulage des Landes; daß seitdem die Ansichten anders geworden sind, ist nicht meine Schuld. Indeß wird eine Zeit kommen, in welcher England bitter zu beklagen haben wird, daß es aus die Einflüsterungen und das Geschrei solcher eigennützigen Leute gehört hat.«

»Ich verstehe Euch nicht – wie meint Ihr dies?«

»Ich habe bereits bemerkt, daß wir auf die Garantie des Landes hin unser Eigenthum in diese Inseln steckten. Ihr wißt vielleicht nicht, daß unter der Regierung der Königin Anna der Assiento-Vertrag gemacht wurde, durch welchen wir das Privilegium erhielten, alle diese Inseln mit Sklaven zu versehen, und damals betrachtete man unsern Grund und Boden als eine der wichtigsten Erwerbungen. Die öffentliche Meinung hat sich seitdem geändert; aber wenn eine Nation ihre Ansichten wechselt, muß sie zu gleicher Zeit auch gerecht sein. England soll unsere Güter und Neger zu einer billigen Schätzung übernehmen, und wir werden uns glücklich preisen, unsere Habe abtreten zu können. Wenn es aber die Sklaven befreit, ohne Ersatz zu leisten, so begeht es einen Akt der Räuberei und der Ungerechtigkeit; es zerstört die Verfassung, welche alles Eigenthum schützt und muß es natürlich uns anheimstellen, unsere eigenen Maßregeln zu treffen.«

»Darf ich fragen, worin diese bestehen würden?«

»In einer Abwerfung des Joches; wir erklären uns für unabhängig und stellen uns unter den Schutz Amerikas, das uns mit Freude aufnehmen wird, denn es weiß, daß es in uns nicht nur eine Quelle des Reichthums, sondern auch der Sicherheit finden wird.« –

»Würde Amerika für Erwerbung dieser Inseln wohl einen Krieg wagen?«

»Es wäre thöricht, wenn die amerikanische Regierung es unterließe, und England würde mehr als thöricht sein, wenn es einen Krieg anfinge. Freilich könnte England, wenn Amerika nicht augenblicklichen Beistand leistete, die Kolonieen in einen Schauplatz der Verwirrung und des Blutvergießens umwandeln; aber die Welt hat zu oft schon die ernste Lehre erfahren müssen, daß Kolonieen, die sich einmal losrissen, nie wieder gewonnen wurden. England würde sich daher nur in nutzlose Kosten versetzen, obgleich es allenfalls sein Müthchen an uns kühlen könnte.«

»Aber glaubt Ihr, daß etwas der Art möglicherweise in Aussicht steht?«

»Allerdings, sofern die Regierung fortfährt, auf den hinterlistigen Rath der Partei zu horchen, welche man die »Heiligen« nennt, und ich fürchte, man wird den Werth dieser Inseln erst zu schätzen wissen, wenn sie von dem Mutterlande getrennt sind. Wenn unser Entschluß einmal fest steht, so werden wir weiße Sklaven (denn das sind wir) nicht wanken, und die Inseln des karaibischen Meeres sollen dann einen weitern Stern und einen weiteren Streifen in der unabhängigen Flagge bilden, welche ihr natürlicher Beschützer ist.«

»Ich hoffe, daß es nie so weit kommen wird.«

»Auch ich, Mr. Berekroft, denn ich bin ein Engländer und liebe mein Land, dem der Verlust dieser Kolonieen einen Schlag versetzen würde, von dem es sich nie wieder zu erholen im Stande wäre.«

»Ihr vergeßt Englands ausgedehnte Kolonieen im Osten.«

»Nein; aber Westindien trägt zu seinem Reichthum und Handelswohlstand bei; es bildet eine Pflanzschule für seine Matrosen und ist eine Vorrathskammer für seine erschöpften Einkünfte. Die ostindischen Besitzungen klingen zwar großartig, kosten aber das Land jährlich drei Millionen, und ich zweifle, ob es der Mühe werth ist, mit einem solchen Aufwande, was immer für eine Kolonie, wie ausgedehnt sie auch sein mag, zu behaupten. Ich bin der Ansicht, wenn die ostindischen Häfen aller Welt geöffnet und die Gebiete von ihren früheren Fürsten beherrscht wären, so würde England trotz aller statthabenden Concurrenz dennoch gewinnen, während im Gegentheile der Verlust unserer Inseln in den Staatseinkünften einen Ausfall von Millionen machen würde.«

»Dann könnte man die Philanthropen die Nationalschuld zahlen lassen,« bemerkte Newton lachend.

»Zum Henker mit ihnen!« entgegnete Kingston, der über seiner Argumentation warm geworden war; »die würden keinen Heller bezahlen.«


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