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Achtunddreißigstes Kapitel

Ein grün und golden Schlänglein ringelt sich,
Den Kopf erhebend und mit off'nem Munde
Verderben zischend.

Shakspeare.

Das Bombay-Castle war ohne weiteren Zufall zu Madras angelangt. Eine Stunde nach dem Ankern waren alle Reisenden, von ihren Verwandten oder Adressaten freundlich empfangen, an's Land gegangen – die drei Miß Revels ausgenommen, deren Sehnsucht nach dem festen Boden um so mehr vergrößert wurde, da die Uebrigen sich bereits entfernt hatten und ihre Lage an Bord nicht eben die angenehmste war, weil sie gewissermaßen einen Hemmblock für Kapitän Drawlock bildeten; denn dieser wollte sein Schiff nicht verlassen, bis er seine Pfleglinge abgeliefert hatte. Auf angestellte Erkundigung machte der Kapitän ausfindig, daß der alte Oberst Revel ungefähr zwei Meilen von dem Fort auf seinem Bungalo wohne, und da er annahm, er müsse wohl von der Ankunft seiner Großnichten keine Kunde haben, schickte er Newton Forster ab, um ihm die betreffende Mittheilung zu machen.

Spät Nachmittags langte Newton in der Wohnung des Obristen an, die ganz das Gepräge eines alten, indischen Nabobs trug. Eine doppelte Reihe von Palankinträgern lag unter den Verandas ausgestreckt; Syces wehten den Pferden mit ihren Federfächern Luft zu; Schneider und andere Handwerksleute arbeiteten im Schatten, und eine Schaar unnützer Kostgänger, Kellner und andere indianische Domestiken schlenderten in sehr geschäftigem Nichtsthun umher.

Ehe Newton bei dem Obristen eintritt, wird es nöthig sein, daß wir den Letzteren unsern Lesern vorstellen. Er war ein Mann von fast sechszig Jahren, die er zu drei Viertheilen, gelegentliche Urlaube ausgenommen, in dem Lande verbracht hatte. Da er seit vielen Jahren mehrere einträgliche Posten behauptet, so hatte er, obgleich er nicht knauserig, wohl aber in Geldangelegenheiten sehr vorsichtig war, sich ein großes Vermögen erworben. Mehr als einmal war er nach England zurückgekehrt, und zwar mit der vollen Absicht, daselbst zu bleiben, wenn er's dort comfortabel finde; aber ein Aufenthalt von einigen kurzen Monaten im Vaterlande war stets hinreichend, um ihn mit größerer Sehnsucht, als je, nach Indien zurückzuschicken. Seine Angewöhnungen und Liebhabereien waren ganz orientalisch. Die beschränkte Gastfreundlichkeit, der kalte Winter von England, der Verlust an Bedeutsamkeit in dem Gewühle von London – Alles dies war ihm zuwider, und er trat gewöhnlich lange vor Ablauf seines Urlaubs wieder seine Rückreise an. Er hatte sich nie vermählt, weil er in seiner Jugend von dem Gegenstande seiner Bewunderung sehr grausam behandelt worden war; die Dame seiner Neigung hatte ihn nämlich wegen einiger Lack Rupien verlassen, die ihr mit der Beigabe eines alten Mannes geboten wurden. Dadurch war seine Galle gegen das Geschlecht im Allgemeinen rege geworden, denn er betrachtete es für feil und verrätherisch. Er gab zahlreiche und kostspielige Gesellschaften; aber Frauen wurden nie in seinem Hause gesehen, und sein festgewurzelter Widerwille gegen dieselben war der Grund, daß er nur selten bei Leuten Besuche machte, die sich nicht, wie er selbst, in einem Zustande glücklicher Ehelosigkeit befanden. In andern Punkten war er sehr freigebig und ein würdiger, vollkommener Gentleman, obschon von sehr cholerischem Charakter. Newton wandte sich an einen der Kellermeister, um sich durch denselben anmelden zu lassen. Der Mann ging nach einer geräumigen, mit ostindischen Teppichen belegten Halle voran, wo unser Held des Obristen ansichtig wurde, der einen etwas seltsamen Anblick bot.

»Burra Saib; Saib,« sagte der Indianer und entfernte sich augenblicklich wieder.

Der Obrist war ein großer, hagerer Mann, mit hohen Backenknochen, buschigen Augbrauen und weißem Haare. Er saß auf einem einsamen Stuhle in der Mitte der Halle und trug einen Anzug, bestehend aus einem Paar weißen Nankingbeinkleider und einem weißen Hemde, dessen Aermel bis zu den Schultern aufgeschlagen waren und die sehnigen, mit Haaren bedeckten Arme dem Blicke freiließen. An seiner Seite lag ein Korb mit Mangobeeren, und vor seinem Sessel befand sich ein großer Zuber mit Wasser.

Als Newton eintrat, hatte er Gelegenheit, die erprobteste Methode, vorgedachte treffliche Frucht zu essen, mitanzusehen. Der Obrist hatte eben ein Exemplar derselben, so groß wie ein Casuarsei, in beiden Händen, und hielt es an den Mund, während er zugleich den Kopf über den Wasserzuber hinreckte, damit derselbe den überflüssigen gelben Saft auffange, der ihm über Gesicht, Hände und Arme niederrieselte. Der Inhalt des Mango war bald erschöpft; der Stein und das Mark wurden in's Wasser geworfen, und der Obrist streckte eben seine Hand nach dem Korbe aus, um die schwelgerische Labung zu wiederholen, als Newton angemeldet wurde. Newton wollte seine Störung bedauern und sich entschuldigen, bemerkte aber jetzt, daß der Obrist, der ihm den Rücken zukehrte, in seinem angenehmen Geschäfte fortfuhr: er war nämlich so darin vertieft, daß er weder die Meldung hörte, noch unseres Helden ansichtig wurde, weßhalb dieser Gelegenheit hatte, die Zerstörung von wenigstens zwei Dutzend weiteren Mangos mitanzusehen, ohne daß der Obrist seine Augen umwandte oder überhaupt wußte, daß er nicht allein war. Endlich aber wurde die Aufmerksamkeit unseres Helden durch einen Gegenstand geweckt, welcher ihn veranlagte, vorzutreten und dem Mahle des Obristen ein Ende zu machen. Dieser hatte eben eine weitere Mango aus dem Korbe gekommen, als Newton bemerkte, daß sich eine kleine Schlange über den Rand herauswand und um einen Stuhlfuß ringelte, so daß der Obrist, wenn er das nächstemal seine Hand ausstreckte, nothwendig mit dem Gewürm in Berührung kommen mußte. Unser Held wußte kaum, was er thun sollte; die leichteste Bewegung des alten Herrn konnte verderblich werden, weßhalb er sachte heranschlich und eben im Begriffe war, den Kopf des Thieres mit seinem Stocke zu zerschmettern, als der Obrist, welcher über das Wassergefäß gebeugt war, sich halb aus dem Stuhle erhob. Im Nu riß Newton den Stuhl unter ihm weg und schleuderte ihn sammt der Schlange in die Ecke der Halle. Der Obrist, dessen Schwerpunkt nicht genug nach vorne geschoben war, um ihn in den Stand zu setzen, sich aus den Beinen zu erhalten, fiel rücklings nieder und auf Newton, so daß beide zusammen auf den Boden kugelten, aber auch zu gleicher Zeit wieder auf die Beine kamen.

»Ihr werdet mich entschuldigen, Sir,« sagte Newton.

»Ich will verdammt sein, wenn ich's thue, Sir!« unterbrach ihn der Obrist zornig. »Wer Teufels seid Ihr – und wie könnt Ihr Euch unterstehen», Euch gegen einen Fremden einen so unverschämten Spaß zu erlauben? Woher seid Ihr, Sir – und wie seid Ihr hereingekommen, Sir?«

»Ist das ein Spaß, Sir?« entgegnete Newton, indem er ruhig auf die Schlange deutete, die noch immer in der Ecke des Gemaches zischte, wo der Stuhl lag. Unser Held setzte ihm dann kurz die Umstände auseinander.

»Sir, ich bitte Euch tausendmal um Verzeihung und erkenne mich als Euern Schuldner an. Es ist die giftigste Schlange, die wir im Lande haben. Ich hoffe, Ihr werdet meine Abbitte für eine augenblickliche Entrüstung und zugleich meinen aufrichtigen Dank annehmen.«

Der Oberst rief hierauf die Diener herein, die sich mit Bambusstöcken versahen und bald dem Gegenstand, welcher dieses Mißverständniß veranlaßt hatte, den Garaus machten. Der Obrist entschuldigte sich nun gegen Newton und begab sich in's Bad, aus dem er nach einigen Minuten, sobald er die nach seinem Mangomahle sehr nöthige Abwaschung vollzogen hatte, wieder zurückkehrte. Er hatte seinen Anzug geändert und erschien jetzt als ein aufrechter, gentlemanischer, hartzügiger Mann, dessen Urstoff Durch die lange Dienstzeit nicht sonderlich beeinträchtigt worden war.

»Ich bitte um Verzeihung, mein theurer Sir, daß ich Euch habe warten lassen. Darf ich fragen, wen ich zu sprechen die Ehre habe, und was der Grund Eures von der Vorsehung herbeigeführten Besuches ist?«

»Ich habe einen Brief an Euch, Sir,« versetzte Newton, der mit dem Schreiben, welches Mr. Revel seinen Töchtern bei der Einschiffung mitgegeben, betraut worden war.

»Ah! ein Empfehlungsschreiben – das ist jetzt ganz unnöthig, nachdem Ihr Euch selbst auf eine so vortheilhafte Weise eingeführt habt.«

»Nein, Sir, es ist kein Empfehlungsschreiben, das meine Person betrifft, sondern meldet die Ankunft Eurer drei Großnichten – Töchter des ehrenwerthen Mr. Revel – die auf dem Bombay-Castle, zu welchem ich gehöre, eingelaufen sind.«

»Wie?« brüllte der Obrist. »Meine drei Großnichten? Töchter des Mr. Revel?«

»So vernehme ich aus ihrem eigenen Munde, Sir.«

Der Obrist riß den Brief auf, in welchem ihm Mr. Revel ganz kalt mittheilte, da er auf seine früheren Briefe keine Antwort erhalten habe, so vermuthe er, daß dieselben ihren Bestimmungsort nicht erreicht hätten; dies und seine eigene schwierige Lage habe ihn veranlaßt, seine Töchter nach Indien zu schicken und seinem freundlichen Schutze zu empfehlen. Der Obrist riß das Schreiben, sobald er es durchlesen hatte, in kleine Stücke, und bei jeder neuen Bewegung steigerte sich seine Aufregung. Dann warf er die Fetzen auf den Boden und zerstampfte sie wüthend mit den Füßen.

»Der verwünschte Schuft! – der Halunk – der Schurke! – Wißt Ihr auch, Sir, daß mich dieser Kerl, als ich das letztemal in England war, um tausend Pfund betrogen hat? Ja, Sir, – um tausend Pfund, bei Gott! – die er mir in drei Wochen wieder zu bezahlen versprach; und als ich zu ihm kam und mein Geld von ihm forderte, lachte er mich aus und ertheilte seinem Bedienten den Auftrag, mich in Zukunft nicht wieder vorzulassen. Und nun hat er mir seine drei Töchter geschickt – ladet sie auf mich ab und lacht wahrscheinlich in's Fäustchen, wie er's früher machte, als er mich betrog. Aber sie dürfen nicht zu mir kommen, bei Gott! Sie sollen ihren Heimweg finden, wie sie können.«

Und der Obrist schritt im Zimmer auf und ab, mit den Armen wüthend umherfechtend.

Newton harrte eine Weile, ehe er sich eine Bemerkung erlaubte. Er war höchlich erstaunt über diesen unerhörten Vorgang und so erschüttert über die unglückliche Lage Isabels, daß er kaum wußte, was er sagen sollte.

»So soll ich also den jungen Damen mittheilen, das! Ihr nicht geneigt seid, sie aufzunehmen?«

»Ihr kennt mich nicht, Sir. – Wann habe ich je ein Weib in dieses Haus aufgenommen? 's ist Eine wie die Andere – Ich wette, sie stehen im Komplott mit ihrem Vater, und hoffen auf diese Weise Männer zu kriegen. Sagt ihnen, Sir, daß ich sie lieber verdammt sehen wolle! Der spitzbübische Halunke! – betrügt mich zuerst um tausend Pfund, und sucht dann mich zu betrügen, indem er mir die Versorgung seiner Familie aufladen will!«

Newton schwieg eine Weile, um den Zorn des Obristen sich legen zu lassen, und bemerkte sodann:

»Es thut mir schmerzlich leid, daß ich einen solchen Auftrag besorgen muß; die jungen Damen haben aber gewiß keinen Antheil an der Unehrlichkeit ihres Vaters und befinden sich in einer sehr beklagenswerten Lage. In einem fremden Lande, viele tausend Meilen von ihren Freunden, und ohne die Mittel, sich fortzubringen, oder die Heimfahrt zu bezahlen – was soll aus ihnen werden?«

»Mir gleichgültig.«

»Ich will zugeben, daß Euer Unwille gerecht ist, Obrist Revel; aber wenn Ihr Euch ihrer nicht annehmt, wie können sie nach Hause zurückkehren? Kapitän Drawlock würde ihnen zwar einen Platz auf seinem Schiffe geben, aber wir gehen nach China. Die armen Mädchen,« fuhr Newton mit einem Seufzer fort. »Ich möchte mir wohl eine Bemerkung erlauben, Obrist Revel, wenn sie bei einem Fremden nicht als eine zu große Freiheit betrachtet wird.«

»Ihr habt Euch bereits eine Freiheit genommen, die mir aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben gerettet hat; ich werde mich daher glücklich schätzen, jede Bemerkung anzuhören, die Ihr zu machen beliebt.«

»Ich meine, Sir, daß, wie tadelnswerth auch Mr. Revels Benehmen sein mag, die Menschlichkeit und die Achtung vor Eurer eigenen Ehre kaum zugeben werden, die Damen so ganz rath- und hülflos zu lassen. Jedenfalls sind sie Eure Verwandten und haben Euch weder beleidigt noch getäuscht, sondern sind im Gegentheil mit Euch ein Opfer der Hinterlist ihres Vaters.«

»Ihr scheint ein großes Interesse an diesen jungen Damen zu nehmen,« bemerkte der Obrist mit Schärfe.

»Wenn ich sie auch nie gesehen hätte, so wäre ihre gegenwärtige unglückliche Lage zureichend, ihnen meine Theilnahme zu sichern. Da ich sie aber genau kenne, so muß ich sagen, daß diese Nachricht – wenigstens für eine – ein Todesstreich sein würde. Wollte Gott, daß ich in der Lage wäre, ihr beizustehen und sie zu schützen!«

»Also vermuthlich sehr schön?« versetzte der Obrist mit einem höhnischen Lachen.

»Allerdings, Sir; aber nicht die Bewunderung ihrer Schönheit hat mich zu dieser Bemerkung veranlaßt. Wenn Ihr sie kenntet, Sir, so würdet Ihr Euch eben so ungern von ihr trennen, als Ihr jetzt abgeneigt seid, sie aufzunehmen.«

Der Obrist fuhr fort, im Zimmer auf- und abzugehen, aber mit weniger Heftigkeit als zuvor. Newton bemerkte dies und blieb daher stumm, weil er hoffte, eine weitere Ueberlegung werde ihn veranlassen, seinen Entschluß zu ändern. Nach einigen Minuten begann der Obrist, der augenscheinlich Newtons Anwesenheit vergessen hatte, folgende abgerissene Sätze vor sich hinzumurmeln:

»Muß sie nehmen, bei Gott! Könnte mich nicht mehr sehen lassen – nirgends – der verdammte Schurke! Muß sie hier behalten, bis das nächste Schiff anlangt – bis sie so gelb sind, wie Gummigutt – dann will ich sie heimschicken – mich also rächen!«

Der alte Gentleman sprach dies laut genug, daß es Newton hören konnte. Nachdem er einige Minuten hin und her gegangen war, warf er sich in den Stuhl.

»Es kömmt mir vor, mein junger Bekannter, als interessirtet Ihr Euch sehr für meine Verwandten – oder wenigstens für eine derselben?«

»Allerdings, Sir – und so wird es Jedem ergehen, der sie kennt.«

»Nun, freut mich zu hören, daß wenigstens eine Gute unter den dreien ist. Ich bin in Leidenschaft gerathen – kein Wunder – und habe mehr gesagt, als ich wiederholt wissen möchte. Würde es ruchbar, daß mir die Mädchen in dieser Weise zugeschickt wurden, so hätte ich das Gelächter zum Schaden, da man wohl weiß, wie wenig ich die Weiber liebe; auch würden sie selbst und ihre Aussichten dadurch eine wesentliche Beeinträchtigung erleiden. Nun, ich habe mich entschlossen, sie aufzunehmen, und zwar aus dem besten aller möglichen Gründe – weil ich's nicht ändern kann. Ihr werdet daher die Verpflichtungen, die Ihr mir heute aufgelegt habt, noch erhöhen, wenn Ihr nichts von dem, was Ihr mitangehört habt, weiter aussagt.«

»Ich entspreche mit Freuden Eurem Wunsche und will Euch, wenn Ihr's verlangt, sogar mein Ehrenwort darauf geben.«

»Wenn ich von Verschwiegenheit spreche, so verstehe ich dies bloß in Beziehung auf unbetheiligte Personen; was aber die Mädchen anbelangt, so muß ich euch bitten, ihnen den Stand der Dinge unumwunden auseinanderzusetzen. Ich will nicht haben, daß sie hieher kommen und mich wie einen alten Hagestolz umwedeln, von dem ein paar Lack Rupien heraus zu schmeicheln sind. Ich könnte das nicht ertragen – ich verabscheue die Weiber und ihre Weise. Wenn sie nun gebührend von der Sachlage unterrichtet sind, das heißt, wenn sie wissen, daß sie hier nur geduldet werden – daß ich sie weder wünsche, noch brauche, und daß sie mir von ihrem schuftigen Vater aufgedrungen sind, so können sie meinetwegen an dem andern Ende des Bungalo wohnen, dürfen mich aber unter keinen Umständen mit ihrer Gesellschaft belästigen. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, werde ich sie dann unter dem Vorwande leidender Gesundheit oder aus irgend einem andern scheinbaren Grunde wieder nach Hause schicken.«

»Wolltet Ihr ihnen nicht lieber selbst diese Mittheilung machen, Sir?«

»Nein, ich lasse mich nie mit Weibern ein; und zudem ist es besser, wenn sie es erfahren, ehe sie hieher kommen. Wenn Ihr mir versprechen wollt, meine Bitte zu erfüllen, so will ich Ihnen meinetwegen Dach und Fach geben; wo nicht, so mögen sie bleiben, wo sie sind. Man wird ein paar Tage über mich lachen oder raisonniren, aber ich kümmre mich wenig darum.«

»Wohlan, Sir, so unangenehm auch diese Kunde sein mag, ist es doch ihre gegenwärtige Spannung noch viel mehr. Ihr werdet mir erlauben, ihnen die Kunde so zart als möglich mitzutheilen.«

»Macht's meinetwegen so sein, als Ihr wollt, wenn Ihr ihnen nur die runde Wahrheit sagt, und daß Ihr dies thut, sehe ich Eurem Gesichte an.«

»So will ich mich verabschieden, Sir,« versetzte Newton.

»Lebt wohl, mein theurer Sir. Vergeßt nicht, daß mein Haus Eure Heimath ist; denn obgleich ich die Gesellschaft von Weibern nicht liebe, so wird mir die Eurige doch stets erfreulich sein. Man kann die jungen Frauenzimmer nach dem Gasthof an's Land bringen; ich will ihnen dahin meinen Wagen schicken. Gott befohlen – wie ist Euer Name?«

»Forster.«

»Nun denn, vorderhand Gott befohlen, Mr. Forster.«

Und der Obrist verließ das Gemach.


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