de Laclos, Choderlos
Gefährliche Liebschaften
de Laclos, Choderlos

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Einundsechzigster Brief

Der Chevalier Danceny an den Vicomte von Valmont. (Beilage zu Vorhergehendem.)

Verehrter Herr! Ich bin verzweifelt, ich habe alles verloren. Ich wage es nicht, dem Papier das Geheimnis meiner Schmerzen anzuvertrauen: ich habe das Bedürfnis, es an dem Busen eines treuen und sicheren Freundes auszuweinen. Wann kann ich Sie sehen und bei Ihnen Trost und Rat holen? Ich war an dem Tage, an dem ich Ihnen mein Innerstes eröffnete, so glücklich! Und jetzt – welch ein Unterschied! Alles hat sich geändert! Was ich erdulde, ist noch der kleinste Teil meiner Qualen, aber meine Angst, meine Sorge um ein mir teures Wesen ist es, was ich nicht ertragen kann. Sie sind glücklicher als ich, Sie können sie sehen, und ich erwarte von Ihrer Freundschaft, daß Sie mir eine Zusammenkunft mit Ihnen nicht abschlagen. Ich muß Sie sprechen, muß Sie von allem unterrichten. Sie werden mich bedauern und mir beistehen; Sie sind meine letzte Hoffnung. Sie kennen die Liebe und Sie sind der einzige, dem ich mich anvertrauen kann; entziehen Sie mir nicht Ihre Hilfe.

Die einzige Erleichterung, die ich in meinem Schmerz empfinde, ist zu denken, daß mir ein Freund bleibt wie Sie. Lassen Sie mich bitte wissen, zu welcher Zeit ich Sie treffen kann. Wenn es diesen Vormittag nicht möglich ist, dann vielleicht früh am Nachmittag. Auf Wiedersehen!

Den 8. September 17..


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