de Laclos, Choderlos
Gefährliche Liebschaften
de Laclos, Choderlos

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Vierundfünfzigster Brief

Der Vicomte von Valmont an die Marquise von Merteuil.

Ich habe Danceny gesehen, er schenkte mir aber nur sein halbes Vertrauen. Er ist so obstinat, daß er mir sogar den Namen der kleinen Volanges durchaus nicht nennen wollte, von der er mir übrigens wie von einer höchst klugen und sogar ein wenig frommen Frau sprach. Nach dieser Versicherung erzählte er mir ziemlich aufrichtig sein Abenteuer, und besonders dessen letzte Phase. Ich habe ihm so heiß gemacht als möglich, habe ihn über seine Gewissensängste und seinen Platonismus ausgelacht, aber es scheint, daß er an beidem festhalten will, und somit stehe ich nicht für ihn. Übrigens kann ich Ihnen übermorgen mehr darüber sagen, denn ich nehme ihn morgen nach Versailles mit und werde unterwegs meine Zeit mit ihm schon nicht verlieren.

Ihr heutiges Rendezvous mit der Kleinen gibt mir auch noch einige Hoffnung: vielleicht ist dabei alles gegangen wie wir es wünschen, und bleibt uns nur noch übrig, das Geständnis zu entreißen und die Beweise zu sammeln, was Ihnen leichter fallen wird als mir; denn dieses kleine Mädel ist vertrauensseliger, oder was auf dasselbe herauskommt, gesprächiger als ihr diskreter Liebhaber. Aber ich werde mein Möglichstes tun.

Adieu, meine schöne Freundin. Ich bin sehr in Eile und kann Sie weder heute abend noch morgen sehen. Wenn Sie Ihrerseits etwas herausbekommen haben, schreiben Sie mir ein Wort; zur Nacht bin ich sicher wieder in Paris.

Den 3. September 17..


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