Michaïl Kusmín
Die grüne Nachtigall und andere Novellen
Michaïl Kusmín

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IV.

Bruck schien für einige Tage verschwunden zu sein. Eines Tages sah ich ihn aber wieder, wie er mit einem großen dicken Herrn, anscheinend einem Österreicher, sprach. Es war im Vestibül unseres Hotels. Gerade in diesem Augenblick ging Cécile zufällig zum Lift und schenkte mir im Vorbeigehen ein so entzückendes Lächeln, daß mir das Blut in den Kopf schoß. Ich ging entschlossen auf Bruck zu und sagte ihm durch die Zähne, über meine eigene Kühnheit staunend:

»So benimmt sich nur ein Schuft! Ja, ich wiederhole es, Sie sind ein Schuft, und ich bin bereit, es mit jeder beliebigen Waffe zu beweisen.«

Bruck sah mich erstaunt an.

»Sie verzeihen: wenn ich Sie richtig verstanden habe, fordern Sie mich zu einem Duell. Ich kann die Forderung nicht annehmen, da ich mit Waffen nicht umzugehen weiß.«

»Was soll ich also tun, damit Sie verschwinden? Oder wollen Sie vielleicht Geld?«

»Wie meinen Sie das?«

»Vielleicht kann ich Ihnen eine Geldsumme anbieten, damit Sie uns in Ruhe lassen?«

Der junge Mann schwieg.

»Wieviel?« fragte ich ihn, mit Mühe das in mir plötzlich aufsteigende Ekelgefühl überwindend.

»Ich meine, die Summe sollte Ihnen bekannt sein: zehntausend Franken«, sagte Bruck sehr lebhaft.

Meine Verachtung erstreckte sich beinahe auch auf Madame Garnier, weil sie einem so verächtlichen jungen Mann irgendwelche Herzensrechte hatte einräumen können. Ich gab ihm auf der Stelle einen Scheck über die verlangte Summe und begleitete ihn ins Bureau, wo er sich in meiner Gegenwart eine Fahrkarte, und zwar nach Genf, löste.


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