Egon Erwin Kisch
Zaren, Popen, Bolschewiken
Egon Erwin Kisch

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Der Schatz im Kaspi-See: Naphtha

Irreführender Wald

Pinien werden zu beiden Seiten des Weges nach Bibi-Eybat sichtbar, links am Ufer des Kaspischen Meeres und rechts am Fuß des ockergelben Hügelzuges, auf dem dächerlose Hütten stehen und ein Moscheechen. Es ist ein dichter Wald von Pinien . . . gewiß . . . oder sind es Zypressen? . . . ein Olivenhain mit kegelförmig zugeschnittenem Astwerk?

Weiterfahrend, an offenen Häusern vorbei und durch fettgesättigte Pfützen, merken wir, jener Wald ist kein Wald von Pinien, nicht von Zypressen und nicht von Oliven, nein, es sind dunkle, verwitterte, dreikantige Bauten von Menschenhand, schmale, gestumpfte Pyramiden, über jede eine sich verjüngende Pyramide gestülpt, und darüber eine dritte – steile Altäre, auf daß oben der Hohepriester das Opferfeuer entfache. Manche dieser Holzhöhen sind schwarz, manche tragen rostrote Flicken, manche scheinen noch im Stadium des Entstehens zu sein, denn das Gestänge liegt nackt, schräge Balken und Bretter überkreuz, Stufen an der Außenwand, oben ein Rad; besonders am Meeresufer häuft sich die Zahl dieser hölzernen Eiffeltürme.

Die Bohrtürme von Bibi-Eybat sind es, des einen Naphthagebietes, südwestlich von Baku, das zweite erstreckt sich auf der andern Seite, nördlich des Tscherny Gorod und des Biely Gorod auf der Halbinsel Apscheron, und ist bedeutender, an dreitausend der konischen Gerüste schraffieren den Horizont des Bezirkes Balachany-Sabuntschi-Romanah-Surachany und Binogady, der Millionen europäischer Lampen mit Petroleum, die Motore mit Benzin, die Maschinen mit Öl versorgt, schon seit zwei Menschenaltern. Zu Füßen des braunfelsigen Berges mit den asiatischen dachlosen Hütten ist jedoch etwas ganz Neues zu sehen, wenden 260 wir uns dem größten See des Erdballes zu, an dessen Ufer Trampoline gelbhölzern glänzen.

 
Festungen und Feueranbeter

Meeresburgen auf Gestein mit Bastion und Wall sollen das Gestade bewachen vor feindlichen Schiffen. Aber ebensowenig wie jene Pinien Pinien waren, sind diese Festungen Festungen, kein Felsen ist ihr Fundament, und kein feindliches Fahrzeug bekümmert sie: es sind Gruppen von Bohrtürmen, die man durch Ummauerung vor dem Anprall der Wogen schützte. Diese Schutzwand ist überflüssig geworden, der See reicht nicht mehr bis hierher, wir haben auf welligem Sand weit zu marschieren, bevor wir die Hand in die blaugrüne Flut des Kaspium tauchen können.

Vor fünf, sechs Jahren war das alles Wasserfläche, obschon man seit langem wußte, daß der Grund zu kostbar sei, um ewig Seeboden zu bleiben. Hier sahen, ängstlich ein Kreuz schlagend der russische Matrose, sich scheu an die Stirn greifend der persische Kauffahrer, eine senkrechte brennende Linie mitten im Wasser, hier spürte der Tatare, der vor der Glut des Landes in die Wogen flüchtete, öligen Geschmack auf seinen Lippen, hier gab es – was sonst in Ufergebieten nie der Fall ist – Gemeinden von Feueranbetern, und die hielten an ihrer Religion fest (bei Surachany steht ihr Tempel, in dem sie noch vor fünfzig Jahren zu dem ewigen Feuer beteten), länger, als die Mehrzahl ihrer Glaubensgenossen in Indien.

 
Die Götter des Öls

Die Beherrscher von Baku betrachteten die pyrotechnischen Kunststücke des Wassers durchaus nicht mit den Augen der Frömmigkeit, sie beteten nicht, und wenn sie beteten, so betete jeder darum, ihm allein möge der Schatz im Silbersee beschert werden. Da aber jeder einen andern Gott hatte, und Gottheiten einander in Trustgebieten nicht gern Konkurrenz machen, schloß der Gott des Pariser Bankhauses Rothschild mit dem Gott der schwedischen Firma »Brüder Nobel« und mit dem Gott des Tataren Schibajew und mit dem Gott der russischen G. m. b. H. 261 Mantaschew-Kokorew und mit dem Gott des armenischen Brüderpaares Mirsojew, die hier schon seit 1873 Millionen scheffelten, und mit dem Gott der Familien Lianosow-Terakopow, die außer ihren Naphthaquellen an der diesseitigen Küste auf der persischen Seite die Fischereikonzession in Händen hielten, und mit dem des alten Tagijew, den der Kadettenführer Maklakoff für ein Palmare von einer Million Rubel davor rettete, wegen Meuchelmordes gehängt zu werden . . . so schlossen also besagte Ölgötzen einen Vertrag ab, demzufolge sie die Bucht bei Bibi-Eybat trocken legen und an Stelle des verdrängten Wassers das wertvollere Rohöl emporpumpen wollten.

 
Besaß der Konzern auch Macht genug?

Geld genug hatten sie zu solch gigantischem Plan, wenn sie auch nicht mit der American Standard Oil-Company in Wettbewerb treten konnten, die mit unerreichbarer Organisation an jeden europäischen Dorfkrämer herankam, ihm ihren Meßapparat und Kredit und Metallplakate überließ, und seinem Gewürzladen taxfrei den Titel und Rang einer Filiale von John Rockefeller verlieh. Dafür hatte das Kartell von Baku ein faktisches Monopol auf das unabsehbare Absatzgebiet von Rußland. Ohnmächtig war die Petersburger Regierung gegen die Ölprinzen, sie versuchte zwar Krieg gegen sie zu führen, sie kaufte, um zu zeigen, daß sie von Baku nicht abhängig sei, aus Mexiko Riesenquanten von Masut zum Schmieren der Maschinen, obwohl im eigenen Lande die gleichen Mengen verderben mußten; sie wollte dem Preisdiktat des privaten Monopols dadurch begegnen, daß sie verbot, neue Felder zu erschließen; aber der Pariser Rothschild und die Royal Dutch Sheel-Company besiegten den Zaren und sein Kabinett. Ohne um den Absatz besorgt zu sein, durften sie außer den Schätzen, die sie aus der Erde holten, noch die unter dem Grunde des Wassers schlummernden begehren, sie ließen gemeinsam ein Projekt ausarbeiten und beteten vielleicht – – –

– – – jedoch die Götter Nobels, Rothschilds und Lianosows verhüllten ihr Haupt, denn der Weltkrieg war ausgebrochen, sie hatten es nicht gewollt, und wurden nun von allen Seiten als 262 Bundesgenossen angerufen, und kein Gottesgläubiger wird ihnen verdenken, daß sie nicht Zeit fanden, den Kaspisee partiell auszutrocknen.

 
Blut ist dünner als Naphtha

Baku, Baku, keine Straße, durch die nicht der Windstoß pfiffe, auch politische Winde werfen sich hierher, aus allen Weltgegenden und Weltteilen, und ihre Kreuzungspunkte bezeichnen die hölzernen Pyramiden – Trigonometer. Da der große Krieg zu Ende ging, rückte zunächst die geschlagene Türkei petroleumdurstig heran, aber vom andern Endpunkt der europäischen Diagonale blies der englische badkubé und eine britische Armee marschierte auf dem kleinen Umweg von Indien über Bagdad und Persien ein, um die ergiebigen Kanzeln zu besetzen und die sechshundertfünfzig Kilometer lange Rohrleitung, durch die das Öl vom Ufer des Kaspisees in die Schiffe des Schwarzen Meeres gepumpt wird. Rechtzeitig zogen die Türken ab. Die Volksregierung, die eine Zeitlang in Baku installiert gewesen, flüchtete, wurde in Turkestan auf der Station Krassnowodsk aus dem Zuge geholt und auf der Stelle füsiliert, denn sie hatte das Verbrechen begangen, das Gebiet zu verwalten, in dem sich die doch unbestritten Sr. großbritannischen Majestät gehörende Naphtha befand; die sechsundzwanzig Erschossenen sind die Märtyrer der südrussischen Revolution, ihr Todesdatum ist Nationalgedenktag, und jede kaukasische Republik feiert den Besten der Ermordeten – die Armenier den Armenier Stephan Schaomian, die Tataren den Tataren Asesbegow, die Grusier den Grusier Ilja Dschaparidse, und so fort.

Okkupationstruppen King Georges, Sikhs, Hindus und die üblichen paar Paradeschotten verließen das Ruhrrevier am Kaspisee, weil Denikins Schicksal besiegelt war und Rußland mit der Türkei ein Abkommen getroffen hatte. In Aserbeidschan ergriff die Partei der Mussaweten die Staatsgewalt, da aber eine nationale Regierung nichts anderes bieten konnte als die zaristische Regierung geboten hatte, so traten bald die Kommunisten an ihre Stelle, und die Republik Aserbeidschan gehört seit April 1920 wieder zu Rußland, zur U.S.S.R. 263

 
Abgedrängte Wellen

Und auch die Reiche der entthronten Naphthafürsten sind zu einer Union vereinigt, dem Staatsbetrieb »Asnepht«. Der hat das Projekt zu Ende geführt, die Bucht trockengelegt, das Land, auf dem man von den Wäldern der Naphthazitadellen bis ans Ufer geht, zweihundertdreizehn Desjatinen, ist aufgeschütteter Sand, 1 400 000 Kubikfaden, fünfzehn Kilometer weit hergeholt, die 450 Meter lange Steinmauer, die auf der Wasserseite aufgerichtet ist, damit sich der See nicht auf seinem alten Gebiet festsetze, ist fünfundzwanzig Fuß hoch. »Ilitsch-Bucht«, das neue Land. Über hundert Bohrtürme strecken sich empor, bloß vierhundertfünfzig Meter unter der Erde lagert das flüssige Bernstein auf Petroleumsand.

Die geologischen Schnitte, schmale Kartonstreifen mit horizontalen und schrägen Schichtenlinien farbig gestrichelt, reichen weiter ins Erdinnere, denn nicht ewig liegt das Gute ach so nah, in den alten Feldern von Bibi-Eybat muß man oft 920 Meter schürfen, jenseits Baku bis zu einer Tiefe von 1092 Metern. Innerhalb der Tribünen, im trockenen Teil des Kaspisees, arbeiten die Pumpen Tag und Nacht, und man wird bald wieder die Bohrer einsetzen müssen und tiefer ausholen, noch ehe das neue goldgelbe Land der goldenen Bucht so schwarz wie das jenseits des Weges sein wird, und die neuen hellen Türme so dunkel, wie jene drüben, die wir für Pinien hielten.

 
Alte Arbeiterhäuser

Alt von Geburt an und doch noch gealtert bilden scheußliche Häuser Spalier auf den Wegen, die zu den Erdölfeldern von Baku führen. Häuser? Kaum Hütten sind das! Ein unregelmäßiges Stück Erde, von Wänden aus Holz und Teig jämmerlich umfriedet, mit zwei Löchern an Fenster statt, steht in einer Pfütze brauner Jauche, ein Dach ist des Landes nicht der Brauch, windschief die Grundmauern, Giebel oft mit der Hand erreichbar. Die langgestreckte, zweistöckige Baracke mit offenen Veranden sieht aus wie ein vergrößertes Hühnerhaus, noch brüchiger und dünner, wahrhaftig, ein Fußtritt könnte sie zusammenschmeißen. 264 So hatten die reichsten Leute der Welt die Arbeiter der reichsten Stadt untergebracht! Allerdings: der Boden, aus dem jährlich fünfhundert Millionen Pud quellen, ist enorm teuer, und die Behausungen für fast fünfzigtausend Arbeiter sollten provisorisch sein, auf daß der Bewohner nicht allzu schmerzlich berührt sei, wenn man seinen Wohnraum niederlegte, um an dessen Stelle ein Bohrgerüst aufzuführen. Wer in der Stadt wohnte, mußte morgens lange vor Beginn der Arbeitszeit aufstehen, denn schwerfällig schleppte, noch 1920, eine Pferdebahn durch den steifen Wind und die tiefen Lachen; und diese Fahrt zur Arbeitsstätte hatte jeder von seinem Lohn zu bezahlen.

 
Neue Arbeiterhäuser

Jetzt sind auf den Hügeln, die bei Bibi-Eybat den See umrahmen, fünfundzwanzig große Wohngebäude aufgeführt, dreitausend Häuser und Baracken remontiert worden, bei Balatschani eine Gartenstadt mit vierundsechzig Bauten entstanden, und eine weitläufige Kolonie mit Einfamilienhäusern (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Badezimmer und Wasserklosett), wie sie auf dem Ölgebiet von Grosny bereits fertiggestellt ist, ist budgetiert; in Mardatschan wurde ein Erholungsheim für die Arbeiter des »Asnepht« und ihre Familien eingerichtet, ein anderes großes Sanatorium besitzen sie nahe den Raffinerien von Baku. Noch immer herrscht Wohnungsnot, ein beträchtlicher Prozentsatz der Arbeiterschaft muß in der Stadt und in den asiatischen Dörfern auf den Berghängen der Umgebung wohnen, aber die Verhältnisse bessern sich von Monat zu Monat, und für die vielen Familien, die den ganzen siebenjährigen Krieg Rußlands hindurch in ausrangierten Zisternenwaggons am Güterbahnhof hausten, sind menschenwürdige Quartiere freigemacht worden. Die Straßenbahn ist elektrisch, die Fahrt von und zur Arbeitsstätte, wie überall in der Sowjetunion, unentgeltlich.

 
Spaziergang durch Pfützen

Alle Systeme der Bohrung und Förderung, alte und neue kann man sehen, wenn man die Tümpel durchwatet, mit denen 265 rasanter Wind seltsames Farbenspiel treibt: dort, wo sie sich mit dem emporgeholten Lehm mischen und von den Tritten der Arbeiter durchfurcht sind, gleichen sie schmutzigen Lachen vor Düngerhaufen, an der Meeresmauer jedoch strahlen sie als Perlmutt, der Sonne orangerotes Zentrum und ihre goldenen Strahlen oszillieren in manchem Teich wie ein Tigerauge; wir balanzieren über einen Silberreif, wagen unsern Schritt über einen Topas, über ein Stück Bernstein mit dunkelbraunem Kern und hellen Rändern, über einen Beryll, und werden erst viel später (fluchend) merken, daß all das so verschiedenartige Edelgestein unsern Anzug eintönig bespritzt und befleckt hat.

 
Wie gebohrt wird

Inzwischen lernen wir, was innerhalb der Kanzeln vorgeht, 20 quadratische Stangen verlängern einander und dringen, elektrisch gehämmert, ins unbekannte Erdinnere, mit einem Stück Lehm oder Sandspuren an der Kante des Bohrers steigen sie empor – dieser Kundschafter bringt Proben aus dem gelobten Land, sorgsam wird der Tonpatzen oder der Sandklumpen abgehoben und ins Kontor getragen, ein Strich, blau oder rot, je nachdem, auf dem geologischen Querschnitt, und von neuem vertiefen sich die vereinigten Stangen ins Erdreich. Anderswo wird der Bohrer am Seil über einer Winde gesenkt. Dritte Art: die Rotationsbohrung; nicht gradlinig fällt der scharfe Keil hinab, er dreht sich, rund wird das Loch, eine Tonmischung entsteht und umkleidet die Wand zementartig, die Besetzungsrohre befördern den Schlamm aufwärts in den nahen Teich. Nach je fünfzig Metern muß man den Boden prüfen, jäh könnte die Stahlkante auf Stein stoßen und zerbrechen. Schnell kreist der Bohrer auf seinem langen Schaft, neunzig bis hundertzwanzig Umdrehungen in der Minute, von einem Elektromotor mit hundert Pferdestärken getrieben. Das ist die modernste Bohrungsweise nicht nur auf der Ilitsch-Bucht, auch auf dem neuen Gebiet Puta-Kala-Fatmai (Soldatskybasar) und auf den alten Feldern wird sie ausgeübt, zweihundert Quellen wurden seit 1921 erschlossen. 266

 
Methoden der Förderung

In Dörfern der Umgebung, in Schubani z. B. wird das Erdöl noch aus Brunnen gewonnen, die Dorfbewohner ziehen es mit Schöpfeimer und Kurbel herauf, füllen es in Fässer und verkaufen es an den »Asnepht«, einige hunderttausend Pud im Monat. Auf den Naphthafeldern werden sechzig Prozent durch die »Schelonka« gefördert, ein langes Rohr von sechzig Zentimeter Durchmesser, das in das Bohrloch gesenkt wird, automatisch sich öffnet, wenn es an die Flüssigkeit kommt, und schließt, wenn es voll ist. Kompressoren werden in zehn bis fünfzehn Prozent der Quellen verwendet, sie drücken Luft nach unten; dadurch steigt die Naphtha in die Beförderungsrohre, wobei allerdings auch Ölgase verdrängt werden, die das Rohöl an die Grube bringen. Die beste Methode ist die der Tiefpumpen. Der Elektromotor treibt im Wege der Transmission Rad und Schaukelwerk an, die daran befestigte lange Stange ist der Stiel eines Kolbens, der sich im Pumpenrohr auf und ab bewegt. So wird die Naphtha aufgesaugt, es bedarf keiner breiten Schächte und keiner eigenen Arbeiter, ein Mann kann fünf bis sechs Quellen beaufsichtigen, ein Kraftwerk genügt für die Pumpen mehrerer Gruben, die Apparate fördern in vierundzwanzig Stunden bis zu viertausend Pud zutage; die strömen durch die sechs Kilometer lange Röhrenleitung nach der andern Seite der Stadt, nach Tscherny Gorod und Biely Gorod, wo tausend Zirkuszelte aus Eisen stehen, die Reservoire, und die großen Raffinerien, die die Naphtha zerteilen: in Petroleum (Kerosin) 22,3 Prozent, Benzin 0,42 Prozent, Gasolin 1 Prozent, Masut 57,7 Prozent, Maschinenöl 6,3 Prozent, Solaröl 10,3 Prozent, Zylinderöl und Gudron 1,98 Prozent. Die Gesamtproduktion, seit dem Jahre 1921 ununterbrochen steigend, betrug 1925 bereits 330 Millionen Pud, etwa fünf Prozent der Weltproduktion und achtzig Prozent der Friedensleistung.

 
Maschinenanlagen

Beinahe die ganze Einnahme wird investiert, Maschinen, Röhren und Kessel aus Amerika, aus Deutschland, aus Frankreich 267 und aus England werden montiert, eine große Maschinenfabrik des Asnepht erzeugt selbst Apparate, nach Kalifornien, Pennsylvania, Wayoming, Texas und Mexiko sind russische Ingenieure zum Studium der Methoden kommandiert. Das Kraftwerk hat seine Leistung von 40 000 Kilowatt auf 92 000 erhöht, und die Elektrifizierung der Anlagen schreitet fort. Dampfturbinen mit elektrischen Schaltanlagen produzieren den Strom, der auf den Ölfeldern die Motore treibt. Viel weniger Rohöl als früher verbrennt, das Gas geht nicht mehr verloren, es wird gefangen und utilisiert, das Gasolin, das in den meisten Betrieben entwich, wird vom Gas abgeschieden und restlos erfaßt. Allmählich wird die Dampfkraft ausgeschaltet, sie ist bloß auf den Betrieb eines Zehntels der Anlagen beschränkt, in Amerika werden mehr alte Verbrennungs- (Gas-) Maschinen verwendet, als auf den Ölfeldern des neuen Rußland. Die elektrische Zentrale Bailoff wird durch Gas betrieben, 80 000 Pferdestärken braucht die Industrie von Baku, die Anlagen, die mit Naphtha geheizt wurden, sind bereits zu klein, der Naphthabrennstoff, der zur Herstellung von Licht und Kraft verwendet wurde, betrug zehn Prozent der Ausbeute, bares Geld. Der Charlottenburger Professor Ludin hat ein Projekt ausgearbeitet, die Wasserkräfte des zweihundertfünfzig Kilometer entfernten Samur und die des Arax und des Terter, zweier Nebenflüsse der Kura, als weiße Kohle zu verwerten. Weiters sieht das Projekt eine Ausnützung der Gase vor, die sich im Kaukasus bereits bewährt hat: im Glashüttenwerk »Daghestanskje Ogni« (Daghestansches Feuer) bei Derbent, das ganz Armenien, Grusien und Aserbeidschan mit Fensterglas versorgt; Betriebsleiter und Werkmeister sind meist Deutschböhmen, doch in den Glasindustrien ihrer Heimat, im Böhmerwald und in Haida, ersetzt kein Erdgas Arbeiter und Kohlen.

In Baku ist man auch noch nicht soweit wie in Derbent, in Baku sind 47 000 Arbeiter auf den Naphthafeldern und in den Destillationen vonnöten, aber die Ingenieure, aus welchen Ländern sie auch stammen, sprechen schwärmerisch von den Reformen der Gegenwart und den Projekten der Zukunft, als wären sie die Besitzer dieser Quellen des flüssigen Goldes und nicht Angestellte mit einem Monatsgehalt von hundertfünfzig Rubel.

 


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