Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Der Spuk in der Ellerbäk

(A. Haas)

Zwischen Zingst und Prerow liegt ein kleines Gehölz, die Ellerbäk genannt; darin geht es um, namentlich zur Nachtzeit, und Menschen und Tiere scheuen diese Stätte. Das schlimmste ist, daß der Spuk mit jedem Jahre einen Hahnenschrei näher an Prerow heranrückt. Vor Jahren soll der Spuk schon einmal ganz nahe beim Dorfe gewesen sein. Da hielten die Pastoren aus der ganzen Umgegend eine Beratung ab und losten untereinander, wer von ihnen dem unheimlichen Treiben des ruhelosen Geistes ein Ende machen sollte. Das Los traf dreimal hintereinander den zweiten Geistlichen zu B. Dieser ging dann eines Nacht dem Spukgeist entgegen und wies ihm eine bestimmte Stelle in der Ellerbäk zum Aufenthalt an. Der Geist fragte: »wie lange soll ich noch wanken?« Der Pastor hätte nun der erhaltenen Weisung gemäß antworten müssen: »Solange, wie es Gott gefällt!« In seiner Aufregung aber gab er dem Geiste zur Antwort: »Auf ewig!« Daher treibt der Spuk in der Ellerbäk auch heute noch sein Wesen, wie er es schon vor langen Jahren getan hat.

Man erzählt, in P. habe einmal vor Jahrhunderten ein gottloser Pastor gelebt, der selbst auf der Kanzel das Fluchen nicht lassen konnte. Als er nun einmal wieder auf der Kanzel einen gräßlichen Fluch ausstieß, soll ihm das Blut aus dem Munde gekommen sein, und dann soll er entseelt auf der Kanzel zusammengebrochen sein. Der Geist dieses Pastors soll das ruhelose Wesen sein, welches bis auf den heutigen Tag in der Ellerbäk herumspukt.


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