Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Die Werkatze in der Mark

(H. Siebe [»Tag«])

Zu einem Windmüller in der Priegnitz kam bald nach dem Siebenjährigen Kriege ein abgedankter Soldat, seines Zeichens auch Windmüller, bat um Arbeit und erhielt sie. Die Nachbarn beschworen ihn nun sofort hoch und teuer, ja auf der Hut vor der Frau Meisterin zu sein, die des Nachts als weiße Katze gern die Mühle aufsuche und schon mehreren Gesellen im Schlaf die Kehle durchgebissen habe. Der in den Künsten des »Festmachens«, der Kugelsegen und kräftigen Sprüche wider die gesamte Hexenheit wohlerfahrene Kriegsmann lachte: »Laßt mich nur machen; ich werde schon mit ihr fertig werden!« So erwartete er denn gleich in der ersten Nacht den angekündigten Besuch, zog mit seinem getreuen Pallasch einen Bann um sich, und – siehe da! – mit Schlag Mitternacht kam prustend und miauend die Müllerin-Werkatze herein, prallte gegen den magischen Kreis und streckte die rechte Vorderpfote nach ihrem zauberkräftigen Feinde aus. Der aber, nicht faul, hieb zu und schlug ihr die ausgereckte Tatze ab. Sofort verschwand spurlos der unheimliche Besuch. Am nächsten Morgen lag mit abgetrennter Rechten Frau Meisterin verblutet im Bette. Der mutige Geselle fühlte sich indessen nicht mehr recht wohl in jener Gegend und machte bald »fremd«.


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