Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Das Hünenblut

(Brüder Grimm)

Zwischen dem magdeburgischen Städtchen Engeln und dem Dorfe Westeregeln, unweit des Hakels, findet sich in einer flachen Vertiefung rotes Wasser, welches das Volk Hünenblut nennt. Ein Hüne floh, verfolgt von einem andern, überschritt die Elbe, und als er in die Gegend kam, wo jetzt Egeln liegt, blieb er mit einem Fuße, den er nicht genug aufhob, an der Turmspitze der alten Burg hangen, stolperte, erhielt sich noch ein paar tausend Fuß zwischen Fall und Aufstehen, stürzte aber endlich nieder. Seine Nase traf gerade auf einen großen Felsstein bei Westeregeln mit solcher Gewalt, daß er das Nasenbein zerschmetterte und ihm ein Strom von Blut entstürzte, dessen Überreste noch jetzt zu sehen sind. Nach einer zweiten Erzählung wohnte der Hüne in der Gegend von Westeregeln. Oft machte er sich das Vergnügen, über das Dorf und seine kleinen Bewohner wegzuspringen. Bei einem Sprung aber ritzte er seine große Zehe an der Turmspitze. Das Blut spritzte aus der Wunde in einem tausendfüßigen Bogen bis in die Lache, in der sich das nieversiegende Hünenblut sammelte.


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