Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Der Mor wird auf einen Eichbaum aufgewiesen

(Wolfs Zeitschrift für deutsche Mythen)

Einen Kutscher zu Putbus ritt alle Nacht der Mor, so daß er ganz elend und hinfällig dabei ward. Da gab ihm einer an, seine Hände mit grüner Seife zu bestreichen; dann werde er den Mor halten können. Das tat er, und als der Mor wieder kam, griff er zu; da ist es ein junges Mädchen gewesen. Die bat ihn inständig, sie freizulassen. Er weigerte sich dessen aber und sagte, er wolle keiner lebenden Kreatur die Qualen gönnen, die sie ihm angetan; wenn er sie freilasse, werde sie sich nur anderen zuwenden. Er wolle sie auf ein fühlloses Wesen aufweisen; das könne sie reiten in alle Ewigkeit. Da flehte das Mädchen: er möge sie aufweisen, wohin er wolle, nur nicht auf Stein und nicht auf Wasser! So ließ er sich erbitten und wies sie auf einen Eichbaum, der stand bei dem Dorfe Neuendorf, an der Stelle, wo nun Lauterbach steht. Der Baum ist seit der Zeit verkümmert, und seine Äste haben beständig gezittert, wenn's auch so stilles Wetter war, daß kein Blatt sich regte. Und allmählich ist der Baum vertrocknet und endlich eingegangen.


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