Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Der feurige Drache

(Kühnau)

Des Nachts sahen die Leute im Dorfe Kritschen bei Oels öfter einen langgezogenen feurigen Schein, der sich durch die Luft hin nach dem Hause eines bestimmten Bauern bewegte und immer in dessen Bodenluke verschwand. Das war der sogenannte feurige Drache, der dem Bauern Korn und alle Sorten Getreide brachte, das er auf dem Boden ausspie. Daher hatte der Mann den Boden immer voll Getreide.

Einstmals ging ein Mädchen aus dem Dorfe an einem regnerischen Tage durch das Getreidefeld und fand am Raine ein Hühnchen sitzen, das ganz naß war. Sie hatte Mitleid mit dem Tierchen und nahm es mit. Als sie es nach Hause gebracht hatte, fing es an, Getreide auszuspeien, und so spie es mehrere Säcke voll Korn aus. Das war derselbe Drache, der des Nachts durch die Luft flog und einen feurigen Schein hinter sich herzog.

Manche Leute wollen das Hühnchen auch bei dem Bauern in der Stube gesehen haben, wie es dort unter den Tischen, Bänken und Betten umherlief.


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