Ernst Jaedicke
Deutsche Sagen
Ernst Jaedicke

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Der Schatz im Garten

(Ernst Jaedicke)

Diese Sage habe ich von meinem Vater gehört. Zu seiner Zeit lebte auf dem Gute Neuhertzberg in Hinterpommern der Hofmeister Klagge. Der wußte folgendes zu erzählen:

In dem Gutsgarten liegt unter der großen Buchenhecke ein Schatz, den ein Franzose im Frühjahr 1813 dort begraben hat. Der Geist des Franzosen muß den Schatz hüten. Er erscheint von Zeit zu Zeit in seiner Soldatentracht und gräbt nächtens unter der Hecke, um sich zu überzeugen, daß der Schatz noch unversehrt ist. Wenn er dabei an einen Stein stößt, so klingt es laut und hell durch den Garten. Klagge will den Klang bei Neumond öfter gehört haben. Jedesmal, wenn der Franzmann gräbt, sitzt auf der Laube vor dem Gutshause ein gespenstischer Vogel, vermutlich eine Eule; die steht mit dem Geist im Bunde und warnt ihn, wenn jemand in den Garten geht.

Die Leute haben schon oft versucht, den Schatz zu entdecken. Ein Arbeiter stieß beim Graben einst auf einen großen, eisernen Kasten. Als er sich danach bückte, erhielt er zwei tüchtige Maulschellen und konnte doch niemand sehen. Klagge meint, das sei der Geist des Franzosen gewesen.


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